Wenn es etwas gibt, was man als Veranstalter nicht planen kann, dann ist es das Wetter. "Zieht euch warm an", riet die Band Crossage ihren Fans via Internet. Es war ein guter Rat. "Wenn es noch kälter wird, dann könnten wir Ski fahren", bemerkte einer der Waldfestbesucher. Während die einen Schal, Mütze und Handschuhe trugen, beharrten die anderen auf Sommer und wählten T-Shirt und Minirock.
Doch jenseits der Kleiderfrage war die Rocknacht ein heißer Auftakt. Crossage begeisterte ihr Publikum. Manch einer kam zu später Stunde noch vorbei, weil er die Musik zuhause gehört hatte und Lust auf Waldrock bekam. Vor allem die Sängerin Michelle Marber hatte von Anfang an einen guten Draht zum Publikum. Die Liedauswahl gefiel, und mancher wagte sogar ein Tänzchen. Es sei schwer, eine für das Waldfest passende Band zu finden, erklärte Jürgen Winter vom Musikverein Eigeltingen, der das Fest ausrichtet. Crossage war da ein Glücksgriff, denn Rainer Marber sorgte für den guten Ton und Celine Hollstein für eine tolle Lichtshow. Eine eigene Anlage hat der Musikverein nämlich nicht.
Auch der Dreiakter "Ein Toter zu wenig" von Walter G. Pfaus lockte Publikum an. Die Balance zwischen Spannung und Humor hielten die Jungmusiker auch in diesem Jahr wieder gekonnt. Besonders begeistert hat Hannes Hauser, der zum ersten Mal als Schauspieler auf der Bühne stand. Als Pfarrer, der keiner war, sorgte er stets für Lacher. Ihm zur Seite stand seine energische Freundin (gespielt von Selina Nickl).
Die mit ihrer Tochter Simone Windmüller und deren Freund Nadine Muffler stets hinter Philipp Nickel herjagte, der als Leiche nicht viel taugte, weil er immer wieder verschwand. Abgerundet wurde das Ensemble von Selina Tress als Ganovenbraut sowie Adrian Tress als Kommissar und Julia Mähring als dessen Kollegin Gabi Nicht. Nicht nur deren Name sorgte für reichlich Verwirrung, aber auch für Spaß.
Als sich schließlich allerbestes Waldfestwetter einstellte, fühlte sich schon manch einer, der in der Sonne saß, wie eines der leckeren Hähnchen, die sich am Grill drehten. Doch im Schatten und bei einem kühlen Getränk ließ es sich gut aushalten, zumal die Musikvereine aus Nenzingen und Hilzingen für beste musikalische Unterhaltung sorgten. Ulrich Lehn vom Musikverein Eigeltingen moderierte. Jürgen Winter vom Musikverein zog letztendlich eine positive Bilanz: "Das Waldfest war an allen Tagen gut besucht!" Einzig der erste der Festtage sei – wie schon immer – etwas schwächer gewesen. Aber den früher so berüchtigten Regen zum Waldfest gab es in diesem Jahr nicht. Das erleichterte auch den Abbau. Der Erlös wandert in die ehrenamtliche Arbeit des Musikvereins, vor allem in die Jugendarbeit.
Der Verein
Der Musikverein Eigeltingen wurde 1828 von einigen musikbegeisterten jungen Männer in Eigeltingen gegründet. Nur wenige Aufzeichnungen berichten von der Tätigkeit der Musikkapelle in den Gründerjahren. In einem kirchlichen Verkündbuch steht geschrieben, dass am 31. Oktober 1839 die neue Kirche eingeweiht wurde, und dass zur Verherrlichung der Kirchweihe die Eigeltinger Bürgerkompanie mit ihrer vollständigen Musikkapelle aufgestellt war und unter Begleitung mit Instrumentalmusik das Hochamt gesungen wurde. In dieser Zeit war die Eigeltinger Musikkapelle die einzige im Hegau, die wegen ihres Könnens vielfach zu Festlichkeiten gebeten wurde. (sch)