Der 42-jährige Ostschweizer Dario Aemisegger hat einen etwas außergewöhnlichen Rekord geschafft. Erstmals hat er den Bodensee nonstop von Bodman bis Bregenz in etwas mehr als zehn Stunden auf seinem Stand-Up-Paddle-Board (SUP) durchquert.

Vor genau einem Jahr legte er die Strecke von Rorschach nach Friedrichshafen zurück und verband mit dieser Tour über 21,3 Kilometer die Schweiz und Deutschland. Jetzt wollte er über rund 65 Kilometer zwischen Deutschland und Österreich eine Brücke schlagen. Um kurz vor 16 Uhr meldete Aemisegger via Facebook: "Yes geschafft"

"Ich freue mich jetzt auf ein Bad zur Muskelentspannung daheim", erklärte Aemisegger. Ansonsten hat er die 65 Kilometer lange Streck mit ein paar Blasen an den Händen und leicht aufgequollenen Füßen gut überstanden. Gerechnet hatten er und sein Team mit einer Paddelzeit von zwölf bis 14 Stunden aber: "Gerade am Morgen waren die Bedingungen perfekt, keine Welle, ruhiges Wasser und angenehme Temperaturen, berichtet er. Erst um Lindau herum, so Aemisegger, sei es etwas wellig geworden.

Weitere Pläne in Sachen Langstreckenpaddeln hat der Ostschweizer übrigens derzeit nicht. "Das hat Spaß gemacht, aber es war nur für mich ein persönlicher Rekord und ich bin wohl der Erste, der so weit gepaddelt ist", erklärte Aemisegger dem SÜDKURIER über sein Unterfangen. 

 

Via eines GPS-Trackers konnte der Standort von Dario Aemisegger online mitverfolgt werden:

https://map.ktrac.ch/map/strandfestwochen/front/public.php

Start mit Motorschaden

Vier Freunde begleiteten ihn auf einem Segelboot. Drei von ihnen waren auch bei der ersten Seequerung im Begleitboot dabei. Mit ihnen kam er am Montagabend in Bodman an.

Die Schweizer Daniel Gmünder, Brigitte und Raphael Rutz, Stand-Up-Paddler Dario Aemisegger und Markus Richter (von links) sind ...
Die Schweizer Daniel Gmünder, Brigitte und Raphael Rutz, Stand-Up-Paddler Dario Aemisegger und Markus Richter (von links) sind Montagabend in Bodman angekommen. Die Mannschaft des Begleitboots zeigt sich beeindruckt, dass Aemisegger die Längsquerung des Bodensees wagt.

Er hat das Ziel schon vor Augen

Der zweifache Familienvater, der Lehrer und außerdem Festivalleiter der Strandfestwochen Rorschach ist, hatte mit einer Paddelzeit von zwölf bis 14 Stunden gerechnet und die Ankunft in Bregenz zwischen 17.30 und 18.30 Uhr geplant. Er war allerdings schneller unterwegs - das zeichnete sich schon am Mittag ab:

Begleitboot fährt zum Schutz mit

Als im Herbst der Nebel zunahm, hatte er die Idee zu dem Rekordversuch. Er habe auch im Winter trainiert, was mit der entsprechenden Ausrüstung kein Problem sei. Für die lange Distanz hatte er neben Board und Paddel eine wasserdichte Tasche für Speisen und Getränke und eine Rettungsweste dabei. 

„Ich muss mich auch regelmäßig abkühlen und die richtige Dosis trinken, um nicht zu überhitzen“, erzählte er im Vorfeld.  

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund sechs Kilometern pro Stunde will Aemisegger den Bodensee von Bodman bis nach Bregenz ...
Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund sechs Kilometern pro Stunde will Aemisegger den Bodensee von Bodman bis nach Bregenz durchqueren. | Bild: Markus Richter

Regeln für Rekordversuch selbst aufgestellt

Die Regeln für den Rekordversuch hatte er selbst aufgestellt: Er musste ganze Zeit auf dem Board bleiben, durfte sich aber im Wasser erfrischen, im Sitzen essen und trinken sowie bei Bedarf auch kniend paddeln. 

Es geht ihm um die sportliche Herausforderung

Und was hat er davon? „Letztes Jahr war es ein schöner Moment, in Friedrichshafen anzukommen, das Gefühl, von einem Land zum anderen nur mit Muskelkraft gepaddelt zu sein. Die neue Distanz ist die längste, die man hier machen kann. Die Vorstellung, es heute geschafft zu haben, ist sehr schön. Mir geht es um die sportliche Challenge, aber auch darum zu vermitteln, welche Freude wir hier am See haben.“

Vom Stand-Up-Paddle genießt Aemisegger die ganz andere Perspektive

Er liebt seinen Sport und stellt klar: „Es spielt keine Rolle, wie man ihn betreibt. Man macht es so, wie es einem Spaß macht, langsam oder schnell. Es gibt kein richtig oder falsch. Man geht raus, es dauert nicht lange und man hat Ruhe und Frieden. Ich genieße die Nähe zum Wasser und die andere Perspektive. Man sieht die eigene Gegend in einem anderen Blickwinkel. Das gibt mir innere Ruhe.“ Dieses Gefühl wollte er bei seiner Längsquerung intensiv genießen.

Diese Regeln gelten für Stand-Up-Paddler

  • Rechts-vor-links-Gebot: Es gilt rechts vor links sowie Windkraft vor Muskelkraft vor Motorkraft – Segelboote haben Vorfahrt vor Ruder- & Tretbooten. Ein SUP gilt rechtlich als Ruderboot, genauer gesagt als Paddelboot, eine Untergruppe der Ruderboote.
  • Vorfahrt beachten: Fährschiffe, Schleppverbände und Berufsfischer haben Vorfahrt vor Vergnügungsfahrzeugen.
  • Auf Steuerbord ausweichen: Auf Gegenkurs müssen beide Teilnehmer nach Steuerbord (rechts) ausweichen.
  • Durchfahr-Verbot: Das Durchfahren von Sperrzonen wie Naturschutz- und Trinkwasserschutzgebieten sowie Schwimmzonen ist verboten.
  • Andere Regeln in der Schweiz: In der Schweiz gelten weitere Regeln. Dort müssen Stand-Up-Paddler eine Rettungsweste mitführen, wenn sie sich mehr als 300 Meter vom Ufer entfernen. Diese Weste auch zu tragen ist nicht vorgeschrieben, aber empfehlenswert.
  • Bei Dunkelheit oder schlechter Sicht muss das Board per weißem Rundumlicht sichtbar gemacht werden.
  • Kennzeichnung ist in der Schweiz Pflicht: Weiterhin ist in der Schweiz eine Kennzeichnung des SUPs verpflichtend. Besitzer oder Eigentümer eines Boards müssen ihren Namen und eine Adresse gut lesbar auf dem Board vermerken. Die Markierung dient dazu, herrenlose Boards einem Besitzer zuzuordnen. Sie ist auch bei Diebstahl hilfreich. Bei Unfällen kann die in den Unfall verwickelte Person leichter ermittelt werden. (wig)