Bei der Suche nach der künftigen Nutzung des Adler-Areals im Allensbacher Ortszentrum gibt es eine neue Variante. Nachdem die vom Gemeinderat bevorzugte Hotelnutzung zunehmend unrealistisch geworden ist, will sich neben der Gemeinde jetzt auch die Sparkasse Reichenau Gedanken machen, was städtebaulich an der Stelle möglich sein könnte. Und dabei soll das Grundstück der Sparkassen-Geschäftsstelle, die schräg gegenüber dem alten Gasthaus Adler liegt, in die Überlegungen mit einbezogen werden. Dies erklärte Bürgermeister Stefan Friedrich im Gemeinderat.
Friedrich: „Da kann alles rauskommen“
Was aus der Top-Immobilie werden soll, werde in den kommenden Monaten neu und ergebnisoffen betrachtet. Die Gemeinde würde aber eine öffentliche Nutzung bevorzugen – wie etwa Handel oder Gewerbe, sagte Stefan Friedrich. Eine reine Wohnraumnutzung wolle man nicht, denkbar wäre eine Kombination. Doch das werde sich zeigen. „Wir sind völlig offen“, betonte Friedrich.

Sparkassendirektor Günter Weber erklärte auf Nachfrage: „Wir sind in den ersten grundlegenden Überlegungen.“ Und: „Wir werden nicht bei der Idee bleiben. Wir werden das ernsthaft prüfen.“ Der Hintergrund sei folgender: „Wir müssen unsere Geschäftsstelle in Allensbach mittelfristig neu gestalten.“ Das Gebäude, das ebenso wie das Grundstück der Sparkasse gehört, sei rund 50 Jahre alt und letztmals 1997 saniert worden. „Es ist einigermaßen in die Jahre gekommen“, sagt Weber. Und es gebe dort keinen Platz mehr für eine weitere Entwicklung.
Über den SÜDKURIER aufmerksam geworden
Die Sparkasse habe im SÜDKURIER die Berichterstattung über den Adler verfolgt, dass die Gemeinde noch keine Lösung für eine künftige Nutzung gefunden habe. Deshalb sei das Geldinstitut auf die Gemeinde zugegangen mit dem Vorschlag, eine Planung für beide Grundstücke zusammen auszuarbeiten. „So könnten sich mehr Möglichkeiten und vielleicht Synergien ergeben“, meinte Weber. Er betrachte das Projekt natürlich aus Sicht der Sparkasse, wolle aber auf die Belange der Gemeinde Rücksicht nehmen. „Aus eigenem Interesse gehen wir mit Hochdruck heran“, sagt Weber. Bis im Mai oder Juni solle eine Vorplanung als Diskussionsgrundlage vorliegen.

Kein reiner Wohnbau mehr
Bürgermeister Friedrich sagte auf Nachfrage: „Wir werden uns auch Gedanken machen.“ Dabei könnte auch das Grundstück und Gebäude neben der Sparkasse, in dem die Polizeiwache ist, einbezogen werden. Die Fläche gehöre der Gemeinde. Und die Polizei werde wahrscheinlich ohnehin umziehen in das Areal des Technologiezentrums, wo die Wohnbaugesellschaft von Gemeinde und Sparkasse Wohnhäuser und Gewerberäume errichten will. Vorerst nicht mehr mit einbezogen in der Planung werde dagegen das kleine Grundstück an der Brunnengasse und Bahnlinie. Die Sparkasse habe ihren Vorschlag im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellt, sagt Friedrich, und der Gemeinderat sei froh, dass nun noch eine andere Institution mit dabei sei. Er wolle das Thema Adler im März oder April wieder auf die Tagesordnung des Gemeinderats bringen und über den aktuellen Stand berichten.
Für ein Hotel ist zu wenig Platz
Die ursprünglich gewünschte Hotelnutzung funktioniere nicht wegen der beengten Verhältnisse, so der Bürgermeister. „Die Nutzung auf den Grundstücken war städtebaulich und architektonisch sehr schwer.“ Schon der Adler sei fast bis zur Grundstücksgrenze gebaut. Größer bauen gehe also nicht. Und deutlich höher wäre an dieser Stelle auch nicht vorstellbar und möglicherweise auch gar nicht genehmigungsfähig. Zudem müsse das Nebengebäude aus Denkmalschutzgründen erhalten bleiben.

Auf dem kleinen Grundstück an der Bahn sei auch kein großer Funktionsbau denkbar, weil das den Blick auf den See verstellen würde. Die Interessenten, die es gegeben habe, hätten aber jeweils in größeren Dimensionen geplant aus Gründen der Wirtschaftlichkeit. Dann sei noch Corona erschwerend hinzu gekommen, weshalb potenzielle Investoren und Interessenten aus dem Gastgewerbe noch einmal anders kalkulieren müssten.

Im Gemeinderat ist auf jeden Fall das Interesse groß, endlich eine Lösung zu finden. „Wir wollen in diesem Jahr städtebaulich den nächsten Schritt gehen“, sagte Ludwig Egenhofer (CDU) in der Haushaltsberatung. Auf seinen Vorschlag hin will der Bürgermeister bald alle Fraktionsvorsitzenden zu einem Gespräch einladen, um sich zunächst im kleineren Kreis auszutauschen. Egenhofer sagte: „Die Fraktionen, so denke ich, wissen zum Teil, was sie wollen.“ Daraus könnte ein Gesamtpaket werden, dass man dann sehr bald mit Sparkasse besprechen und im Gemeinderat diskutieren sollte. Karin Heiligmann (Freie Wähler) begrüßte Egenhofers Vorschlag, denn beim Thema Adler müsse sich etwas tun. Ebenso äußerte sich Tobias Volz (SPD) – und merkte an: „Der Adler war nicht unbedingt unser Glanzstück der letzten Jahre.“
Das Gasthaus Adler
Der Adler war früher eines der Traditionsgasthäuser in Allensbach. Seit 1984 ist er allerdings geschlossen, ein Teil wurde als Wohnraum genutzt. Die Gemeinde kaufte das rund 1000 Quadratmeter große Anwesen im Herbst 2015 für 700 000 Euro von einer Erbengemeinschaft mit dem Ziel, es irgendwann wieder an einen Investor zu verkaufen. Dann dauerte es aber ziemlich lang, bis klar war, dass das im Kern wesentlich ältere Nebengebäude unter Denkmalschutz steht. Bei einer Bürgerbeteiligung vor einigen Jahren hatte es etliche Vorschläge und Wünsche für eine künftige Nutzung gegeben – neben Hotel und/oder Gastronomie auch als Wohnraum zum Beispiel für Senioren oder als Mehrgenerationenhaus. (toz)Das lesen Sie zusätzlich online:
Welche Großprojekte in diesem Jahr in Allensbach auf der Agenda stehen:http://www.sk.de/10703379