Der Facebook-Post einer besorgten Frau in der öffentlichen Gruppe „Allensbach“ war vor Kurzem rege kommentiert und weiterverbreitet worden. Am Abend des 3. März sei zwischen 17 und 18.30 Uhr ein siebenjähriges Mädchen in einem Supermarkt von zwei unbekannten Personen angesprochen worden, schrieb sie. Sie hätten das Kind, das sichtlich Angst hatte, näher kennenlernen wollen. Zum Glück, so die Frau, konnten zwei Verkäuferinnen dazwischen gehen und die Männer vertreiben.

Polizei bestätigt den Vorfall in Allensbach

Versuche, Kontakt zu der Verfasserin aufzunehmen, um Genaueres zu erfahren, misslangen. Dafür reagierte die Polizei auf eine Anfrage des SÜDKURIER zu dem Fall, von dem sie bis dahin noch gar nichts wusste. Beamte des Polizeipostens Allensbach nahmen Ermittlungen auf. Ergebnis: Tatsächlich war an jenem Freitag ein Mädchen im Netto-Markt an der Konstanzer Straße von zwei Männern angesprochen worden.

„Einer Mitarbeiterin fiel dies auf, woraufhin sie mit den Männern das Gespräch suchte“, sagt Nicole Minge, Sprecherin des Polizeipräsidiums Konstanz. Eine Meldung bei der Polizei sei jedoch nicht erfolgt. Die Prüfung durch die zuständige Dienststelle habe ergeben, dass keine Straftat vorliege. Und: „Weder das Mädchen noch die beiden Männer sind namentlich bekannt.“

Nicole Minge ist eine der Sprecherinnen des Polizeipräsidiums Konstanz und hat sich um die SÜDKURIER-Anfrage zu dem Allensbacher Vorfall ...
Nicole Minge ist eine der Sprecherinnen des Polizeipräsidiums Konstanz und hat sich um die SÜDKURIER-Anfrage zu dem Allensbacher Vorfall gekümmert. | Bild: Sebastian Küster | SK-Archiv

Es ist bereits der zweite bekannt gewordene derartige Vorfall in diesem Jahr gewesen – in Konstanz konnte die von einem Zeugen benachrichtigte Polizei in einer ähnlichen Situation sogar direkt eingreifen, nachdem ein Fremder ein Mädchen angesprochen hatte. Polizisten trafen den Mann laut Minge noch an und befragten ihn. Dabei kam heraus, dass er das Kind lediglich auf ein Fehlverhalten beim Fahrradfahren angesprochen hatte.

„Das Ansprechen eines Kindes stellt für sich alleine keine Straftat dar“, betont Minge. Schließlich habe nicht jeder Böses im Sinn. Leider passiere es aber immer wieder, „dass sich harmlose Situationen verselbstständigen und in der Elternschaft für Unruhe sorgen.“

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Was rät die Polizei, wenn ich etwas beobachte?

Minge appelliert daher an Zeugen: „Wenden Sie sich bitte nicht per Facebook, WhatsApp oder Telefonkette an die Öffentlichkeit. Dies ist meist nicht hilfreich, sondern bewirkt eine unkontrollierte Dynamik.“ Die polizeiliche Erfahrung zeige, dass die meisten Täter und Täterinnen, die ein Kind sexuell missbrauchen, aus dem sozialen oder familiären Umfeld kommen – und eben keine Fremden sind.

Minge weiter: „Bitte sprechen Sie die Polizei oder die Schule an, wenn Sie sich verständlicherweise Sorgen machen. Im Akutfall wählen Sie die 110!“ Gleichzeitig empfiehlt die Polizei, mit Kindern über derartige Situationen zu sprechen, um sie darauf vorzubereiten. Dabei sollte man aber zu realitätsnahe Rollenspiele vermeiden, um nicht unnötig Ängste zu wecken.

Weitere Ratschläge der Polizei

Außerdem sollte man Kindern zeigen, wo sie Hilfe bekommen können, empfiehlt Minge, also etwa bei bestimmten Personen, in Geschäften, Praxen oder Büros. Im Notfall sollten sie wegrennen und dabei laut um Hilfe rufen – sich allerdings nicht verstecken. Sonst können die Helfer sie womöglich nicht finden.

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Kinderschutzbund bietet Starke-Kids-Kurse an

Für die Sicherheit der Kinder in der Region engagiert sich auch der Kinderschutzbund Konstanz. Etwa mit den Starke-Kids-Kursen. Sie finden mehrmals im Jahr statt und zielen darauf ab, Kinder im Grundschulalter selbstbewusster zu machen und sie für Gefahrensituationen zu sensibilisieren, ohne ihnen dabei Angst einzujagen.

Melanie Pilz leitet die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes in Konstanz, der auch Kurse zur Stärkung von Kindern und Teenagern anbietet.
Melanie Pilz leitet die Geschäftsstelle des Kinderschutzbundes in Konstanz, der auch Kurse zur Stärkung von Kindern und Teenagern anbietet. | Bild: Frank Köllisch

„Außerdem erfahren sie, wie und wo sie sich Hilfe holen können, und trainieren spielerisch, laut NEIN zu sagen und sich körperlich zu wehren“, sagt Geschäftsstellenleiterin Melanie Pilz. Die Kursleiterin beziehe in die Übungen drei Therapiehunde ein. Für die Eltern gebe es im Anschluss eine Elternsprechstunde, bei der sie Fragen stellen können und Tipps bekommen.

„Selbstverständlich dürfen sich Eltern bei Fragen auch jederzeit bei uns in der Geschäftsstelle melden“, betont Pilz. Die Telefonnummer lautet 07531 67900. Der nächste Starke-Kids-Kurs finde am 20. Mai in den Räumen der Spielgruppe des Kinderschutzbundes in Konstanz-Allmannsdorf, Mainaustraße 166, statt.

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