Sie dribbeln mit dem Ball um Hütchen, schießen mit Wucht aufs Tor und versuchen, sich gegenseitig den Ball abzuluchsen: In der Allensbacher Bodanrückhalle sind rund zehn Mädchen mit Eifer und roten Köpfen beim Fußballtraining. Wenn niemand krank ist, spielen in dem Team sogar 16 Mädchen im Alter zwischen 6 und 11 Jahren. Das ist erstaunlich, denn die erste reine Mädchenmannschaft, die der SV Allensbach je hatte, besteht erst seit September.

Beim Zuschauen wird schnell klar, warum der Zulauf so groß ist: Trainerin Lena Weißenfels und ihr Freund Nicolas Bethe leiten die jungen Fußballerinnen mit viel Herzblut an. „Wir waren in den vergangenen vier Jahren schon gemeinsam Trainer in der F-Jugend“, erzählt Lena Weißenfels, 24 Jahre.
Es wurden immer mehr Mädchen
„Anfangs kamen nur Jungs. Doch da ich auch als Erzieherin im Allensbacher Kinderhaus St. Nikolaus arbeite, habe ich dort eine Fußball-AG für Mädchen angeboten. Ein paar Kinder sind später in den Verein gewechselt, weil sie mich kennen, und haben gemeinsam mit den Jungs trainiert. Als es immer mehr wurden, kamen wir auf die Idee, einmal pro Woche ein zusätzliches Training nur für die Mädchen anzubieten.“
Die neunjährige Jette ist eine von denen, die beide Angebote nutzen: „Ich spiele in der E-Jugend als einziges Mädchen zusammen mit den Jungs und zusätzlich in der Mädchenmannschaft“, erzählt sie. „Da lernen wir die Grundlagen, das finde ich super.“ Auch die achtjährige Lina hat Erfahrung in einem gemischten Team. „Ich hab bei den Jungs aufgehört, weil die immer angeben, dass sie besser spielen“, sagt Lina. „Es macht keinen Spaß, wenn man nie den Ball bekommt. Unser neues Team ist super, die Trainer bringen uns viel bei.“

Auch die elfjährige Elisa hat viel Spaß im Training, obwohl sie mit deutlich jüngeren Mädchen kickt. „Das ist doch witzig“, sagt sie. „Hauptsache, wir spielen zusammen, mir gefällt der Teamgeist.“ Früher hatte sie schon Schwimmen, Reiten und Tennis ausprobiert, aber ein Mannschaftssport gefällt Elisa besser. Für Pia, acht Jahre, ist Fußball der Ersatz fürs Tanzen. „Ich wollte immer schon Fußball spielen, aber mit Jungs zusammen hätte ich das nicht gemacht. Die geben zu viel an“, sagt auch sie.
Trainer Nicolas Bethe, 26-jähriger Techniker Kommunikations- und Informationselektronik, freut sich über den Zuspruch. „Ich finde es super, dass es im Kreis Konstanz und im Bodenseekreis langsam mehr Mädchenmannschaften gibt. Wir sind noch nicht im Spielbetrieb, denn dafür gäbe es zu wenige Gegnerinnen. Aber wir möchten ab und zu ein Freundschaftsspiel bestreiten, damit die Kinder nicht die Lust am Fußball verlieren“, sagt er.

Er selbst spielt im SV Allensbach, seine Freundin Lena Weißenfels ist in der Damenmannschaft für den SV Litzelstetten in der Landesliga aktiv. „Die Mädels sind uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Nicolas Bethe. „In Allensbach sind bislang die Sportarten Ringen, Tischtennis und Handball groß. Wir freuen uns, dass wir nun eine neue Alternative bieten können. Nach dem Schnuppertraining ist bislang jedes Mädchen wiedergekommen.“
Sie suchen jede Lücke im Plan
Und das, obwohl die Mädchenmannschaft keine eigene Hallenzeit hat. „Der Verein tut alles, aber es gibt einfach insgesamt zu wenige Kapazitäten in der Halle“, sagt Nicolas Bethe. So suchen er und Lena Weißenfels jede Lücke im Plan, um ihre Truppe einzuberufen und zu kicken, sogar sonntags. „Wir machen dieses Ehrenamt gern, denn es wird immer schwieriger, Leute zu finden, die sich in ihrer Freizeit engagieren“, so der 26-Jährige.
Der Plan ist, die Mädchen mit diesen einzelnen Stunden über den Winter zu bringen und im kommenden Frühling so bald wie möglich wieder im Freien zu trainieren. „Dann gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur Fußball. Die Mädels sind sich für nichts zu schade“, sagt Bethe. Lena Weißenfels ermutigt die Kinder aber auch, zusätzlich mit den Jungen zu üben: „Das tut ihnen gut, da lernen sie, sich durchzusetzen.“
Die Eltern honorieren dieses Engagement des Trainer-Paars. So sagt Vladia Busche, Mutter der achtjährigen Lara: „Meine Tochter hat letztes Jahr ein paarmal mit den Jungs trainiert, doch das gefiel ihr nicht. Jetzt macht Fußball ihr sehr viel Spaß.“ Manuela Wolf erzählt über ihre Tochter Matilda: „Sie hat von der Mädchenmannschaft gehört und gesagt, dass sie immer schon Fußball spielen wollte, das wusste ich bis dahin gar nicht“, sagt sie und lacht. „Ich bin dankbar, dass die Trainer sich so für die Mädels engagieren. Die sind ein süßer, lebendiger Haufen.“

Auch Marius Egenhofer als einer der beiden Jugendleiter des SVA schwärmt von Lena Weißenfels und Nicolas Bethe: „Wir vom Verein sind sehr stolz, dass wir nun eine eigene Mädelsmannschaft haben. Die beiden machen das super. Beim ersten kleinen Turnier haben die Mädchen zweimal 0:0 gespielt.“ Dann ergänzt er schmunzelnd: „Wir sind sehr gespannt, welches Mädchen aus dieser Gruppe das erste Tor in der Geschichte des Vereins schießen wird.“