Im Frühjahr, wenn die ersten Sonnenstrahlen Luft und Erde wärmen, steigen sie auf, gleiten fast geräuschlos über den Südschwarzwald. Allenfalls sind Windgeräusche von den Segelflugzeugen zu hören, wenn sie von der Winde gezogen steil in den Himmel aufsteigen oder beim Anflug auf den Bohlhof die Landeklappen ausfahren.

Momentan ist es still über dem Himmel im Wutachtal. Von Winterruhe kann bei der Segelfluggemeinschaft aber keine Rede sein. Jetzt werden Flugzeuge, Fahrzeuge und Gebäude in Schuss gebracht. In der kleinen Werkstatt und den Flugzeughallen herrscht Geschäftigkeit – alles Corona-konform, wie der Vorsitzende Peter Hofmann noch vor dem Lockdown betonte.
Schleifen und neu Lackieren
Maximilian Götz (17) ist einer der 15 Jugendlichen in der Segelfluggemeinschaft. „Den Flugschein habe ich noch nicht“, gesteht er. Den möchte er aber natürlich haben, in Corona-Zeiten nicht ganz so einfach, wie das Segelflugzeug zu überholen, an dem er gerade arbeitet.

Der alte Lack muss ab, neuer sorgfältig aufgetragen werden. Auch der dazu passende Anhänger wird in der kalten Jahreszeit flott gemacht für den Frühling, wenn die leichten Flieger ohne Motor wieder in die Lüfte steigen. „Bei Autos heißt es restaurieren, Flugzeuge werden überholt“, stellt Hofmann klar.
Das Projekt sei für die Jugendlichen wichtig: „Wenn sie selbst mit Hand angelegt haben, ist es mehr wert, wenn sie später mit der Maschine selbst fliegen.“ Jedes Flugzeug habe eine Lebenslaufakte, in der alles akribisch aufgeschrieben sei, was repariert oder erneuert wurde und ob die Lufttüchtigkeitsprüfung eingetragen wurde. „Jeder Käufer eines Flugzeugs will diese Akte sehen“, erklärt Peter Hofmann die Wichtigkeit der lückenlosen Dokumentation.

Prüfung auf Herz und Nieren
Sicherheit ist das oberste Gebot, auch wenn das Innenleben eines Segelflugzeugs auf das Notwendigste reduziert ist. Beim Wintercheck wird auf Beschädigungen geachtet, die Funktionalität aller Steuerorgane und der Instrumente geprüft. Auch Schönheitsreparaturen, wie zum Beispiel die Ausbesserung von Lackschäden, werden vorgenommen. Dafür hat die Gemeinschaft Mitglieder, die Lizenzen haben, um die Zelle des Flugzeugs zu warten, andere sind Spezialisten für Motoren.
Es gibt bei der Segelfluggemeinschaft Flugzeugwarte und Werkstattleiter, die die Arbeiten überwachen. Die Schleppflugzeuge unterliegen Wartungszyklen: Nach 50 Stunden ist eine kleine, nach 100 eine große Wartung der Maschine fällig. „Dabei werden die Maschinen teilweise zerlegt, das kann drei oder mehr Tage dauern“, berichtet Hofmann. Im Frühjahr kommt dann ein Prüfer des Baden-Württembergischen Luftfahrtverbandes und nimmt die Flugzeuge genau unter die Lupe. Die Freigabe erfolgt jeweils für eine Saison.

100 Euro Gebühr sind pro Segelflugzeug fällig, sagt Peter Hofmann. Beim vereinseigenen, viersitzigen Motorflugzeug kostet die Prüfung „mehrere hundert Euro“. Windenstarts sind auf dem Bohlhof die Regel, selbst in Zeiten der Corona-Beschränkungen wurden 1800 Starts notiert, ansonsten sind es bis zu 2400 in einer Saison. Klar, dass die Winde im Winter von einem Mechaniker auf Herz und Nieren geprüft wird. Das Schleppseil wird ständig kontrolliert, immerhin muss es bis zu 4000 Mal die Segler in die Lüfte ziehen, dann wird es ausgetauscht.
Schulung neuer Piloten
Aber nicht nur die eleganten Flugmaschinen werden im Winter fit für den Frühling gemacht. In der kalten Jahreszeit qualmen die Köpfe der vier bis sechs Flugschüler, die dann Theorieunterricht haben, im Januar soll ein neuer Lehrgang beginnen. „Wie wir das in Corona-Zeiten machen, wissen wir noch nicht – wahrscheinlich wird das online gemacht“, sagt Fluglehrer Richard La Croix.

Die Fachbereiche sind komplex: Es geht um Luftrecht, menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Kommunikation, Grundlagen des Fliegens, betriebliche Verfahren, Flugleistung und Flugplanung, allgemeine Luftfahrzeugkenntnis und natürlich Navigation, erklärt der erfahrene Pilot. Für die Abnahmen der Theorieprüfung ist das Regierungspräsidium Freiburg zuständig.
Durchschnittlich zwei bis drei Jahre dauert die zeitintensive Ausbildung. „Schritt für Schritt werden so aus Flugschülern Piloten“, sag La Croix. Seine Fluglehrerlizenz hat er vor 28 Jahren erworben, seit 35 Jahren ist der Schweizer Pilot. Auch wenn die Segelflugmaschinen im Winter am Boden bleiben, geflogen werde auch im Winter. Dann geht es mit Motorunterstützung in die Lüfte.
Segelfluggemeinschaft
Die SG Bohlhof wurde 1932 gegründet und hat nach Informationen des Vorstands derzeit rund 148 Aktiv-, Passiv- und Fördermitglieder. Gegenwärtig sind 15 Jugendliche im Verein aktiv. Sie bezahlen 240 Euro Jahresbeitrag und eine Pauschale von 300 Euro für das Fliegen. Wer mindestens 14 Jahre alt ist, kann mit der Ausbildung beginnen. Vorsitzender ist seit zwölf Jahren Peter Hofmann, seit etwa 50 Jahren hat er die Fluglizenz. Die SG verfügt über ein Dutzend vereinseigene Maschinen. Weitere Informationen im Internet:http://www.bohlhof.de