Magdalena Volpp ist mit ihre Rollator ziemlich flott unterwegs. Elegant umkurvt sie Tische und Stühle im Pflegeheim des Seniorenzentrums. Das ist nicht selbstverständlich für eine Frau, die am Dienstag, 8. November, 102 Jahre alt wird. Sie ist damit die zweitälteste Einwohnerin der Gemeinde Wutöschingen.

Wenn sie aus ihrem langen Leben plaudert, sitzt sie gerade auf ihrem Stuhl, lächelt, wenn ihr Anekdoten einfallen, die sie in ihrem Heimatort Albbruck erlebte. Stolz erzählt sie, dass sie seit etwa 60 Jahren den Alb-Bote abonniert hat. Ihre geliebte Tageszeitung bekommt sie sogar ins Pflegeheim geliefert. Seit September ist das ihr neues Zuhause.

Wie erreicht man ein so hohes Alter?

Wenn sie danach gefragt wird, wie man dieses gesegnete Alter erreicht, hat sie eine schnell eine Antwort parat: „Ich habe immer recht gelebt, war immer zufrieden und bescheiden. Meistens gab es nur einmal in der Woche Fleisch, ich habe also gesund gelebt.“

Wie die meisten Kinder in den 1920er Jahren, kam sie zu Hause mit Unterstützung einer Hebamme zur Welt, erzählt sie. Sie war das zweitjüngste Kind in der Familie Pfeiffer und wuchs mit fünf Geschwistern in bescheidenen Verhältnissen in der „Hasengasse“ auf. „Wir waren arme Leute, aber das war egal. Niemand hatte ein eigenes Bad, das Klo war im Freien.“ Im Sommer badeten die Kinder in der Alb. Sie erzählt, dass die Wäsche auf dem Herd gekocht und danach hinter dem Haus an einer Leine zum Trocknen aufgehängt wurde.

Nach der Schule gleich zum Arbeiten in die Papierfabrik

Magdalena Pfeiffer ging nach Abschluss ihrer Schulzeit gleich arbeiten. Eine Ausbildung war früher für Mädchen nicht üblich. „Ich habe in der Papierfabrik mit vielen anderen Frauen Papier sortiert. Manchmal sogar im Akkord, dann gab es mehr Geld“, erzählt sie. Geld für den Lebensunterhalt der Familie mit zu verdienen war wichtig, denn „wir hatten sehr wenig“. Sie erinnert sich gut an die Kantine in der Fabrik und an die Bäder, die von den Arbeitern genutzt werden durften.

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Mit 21 Jahren heiratet sie Paul Volpp, Sohn Willi kam 1941 zur Welt. Ihr Heimatdorf Albbruck blieb im Zweiten Weltkrieg vor Bombenangriffen nicht verschont. Ein Sprengsatz traf die Gaststätte „Albtal“ beim Bahnhof, dabei starben Menschen. Das in der Nähe des Bahnhofs stehende Haus der Pfeiffers blieb zum Glück verschont. Während und nach dem Krieg war die Speisekammer der Familie oft leer. Mit einer ihrer Schwestern ging sie dann auf Bauernhöfe im Schwarzwald, um Lebensmittel zu betteln.

Mann kehrt 1949 aus dem Krieg zurück

Lange musste sie ihren Sohn ohne ihren Mann aufziehen, erst 1949 wurde der aus russischer Gefangenschaft entlassen. Margarethe Volpp wurde seine Heimkehr mit einem Schreiben angekündigt, der Tag der Ankunft wurde aber nicht genannt. So musste sich Willi Volpp von Waldshut aus zu Fuß nach Albbruck aufmachen. Als Fußballvereine wieder erlaubt wurden, war Willi Volpp begeistert dabei. „Er hat gespielt und ich habe zugeschaut“, erzählt sie.

Im Jahr 1953 kam ihre Tochter Roswitha zur Welt. Lange konnte die Mutter nicht zu Hause bei den Kindern bleiben. Wenn ihr Mann von der Arbeit kam, putzte sie täglich, auch samstags, die Büros in der Papierfabrik. Diese Beschäftigung übte sie aus, bis sie mit 60 Jahren in Rente ging. Frauen konnte früher in diesem Alter in Ruhestand gehen.

Fußball bleibt ihre Leidenschaft

Mit ihrem Mann zog sie 1980 zu ihrer Tochter nach Horheim. Im Wutöschinger Ortsteil hatte sie eine eigene Wohnung und kümmerte sich um den Garten. Fußball blieb auch ihre Leidenschaft, als ihr Mann 1983 starb. Schwiegersohn Erich Benedix, selbst lange Jahre Türhüter beim FC 08 Tiengen, suchte ihr immer die Termine für Übertragungen im Fernsehen heraus. Ob Männer- oder Frauenfußball, Magdalena Volpp interessierte sich für alles.

Im September dieses Jahres kam sie ins Pflegeheim. „Es gefällt mir hier, das Essen ist auch gut“, sagt sie lächelnd. Zum Geburtstag bringt ihre Tochter am Dienstag einen Kuchen mit ins Seniorenzentrum, die eigentliche Feier findet am Wochenende in Horheim im Kreis der Familie statt.

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