Wenn Alma Dreher mit dem Zeitungsmann spricht, kann der kaum glauben, dass sie am 28. Januar 105 Jahre alt wird. Täglich liest sie ihre geliebte Heimatzeitung, spielt stundenlang mit Bekannten im Seniorenheim „Mensch-ärgere-dich-nicht“ oder sie vertieft sich in ihre Puzzleteile – unter 1000 sind es eigentlich nie. Seit sie vor drei Jahren ins Seniorenzentrum Sonnengarten einzog, ist sie die älteste Einwohnerin der Wutachtalgemeinde. „Vielleicht sogar im ganzen Landkreis“, vermutet sie im Gespräch mit dieser Zeitung.

Als Alma Rudolph wurde sie 1918 in Osterburken geboren. Sie wuchs auf der Marienhöhe im Odenwald auf, kam 1932 mit ihren Eltern nach Tiengen. Hier lernte sie Karl Dreher kennen. Gute erinnert sie sich daran, dass sie den Stoff für ihr Verlobungskleid bei der Seidenweberei Stehli in Erzingen kaufte. Schließlich wollte sie für ihren Bräutigam chic aussehen. 1936 heirateten die beiden. Sie brachte zwei Töchter und einen Sohn zur Welt. Zur großen Familie gehören inzwischen sechs Enkel, fünf Ur- und zwei Ur-Ur-Enkel.

Bis zum 70. Geburtstag im Modehaus May

Bis zu ihrem 70. Geburtstag arbeitet sie im Modehaus May in Waldshut. Oft saß sie zusammen mit dem Schreiber dieser Zeilen im Bus und sie plauderten über dies und das. Konzentriert sitzt sie an ihren zwei Tischen in ihrem Zimmer und sucht nach einem fehlenden Teil für ihr Puzzle. „Vielleicht ist es auf den Boden gefallen“, vermutet sie. Diesmal ist eine Gasse mit Fachwerkhäusern im elsässischen Eguisheim das Motiv. Früher bereiste sie viele Länder, sah die Pyramiden in Ägypten, die Sehenswürdigkeiten in Indien, Nepal oder Mexiko.

Zu ihrem 100. Geburtstag wurde sie an Fasnacht im Konstanzer Konzil von den Narren gefeiert. Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble wollte sie an ihrem 105. Geburtstag wieder dorthin mitnehmen. „Ich will keinen Zirkus um mich haben“, lehnte sie diese Einladung ab. Auch beim von ihr so geliebten Mensch-ärgere-dich-nicht hat sie eine klare Vorstellung, wie es laufen soll: „Wer nicht verlieren kann, darf eben nicht spielen!“

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Sie, die mit ihrem Mann 25 Jahre lang Gasthäuser betrieb, liebt nun die Zurückgezogenheit im Pflegeheim. Und sie lässt es sich gut gehen. Zum Mittagessen ein Achtele Wein, zum Vesper ein Gläschen Bier, das muss schon sein. Sie freut sich aber nun darauf, wenn am sie am Samstag ihren Jubeltag im Kreise ihrer großen Familie feiern kann.

Eine Runde Nussgipfel für alle

Zum „Aufwärmen“ spendiert sie beim Frühstück den Frauen an ihrem Tisch einen Nussgipfel. Den hat sie schon beim Küchenchef bestellt. Das große Familienfest steigt am Sonntag mit einem Essen – natürlich in einem Lauchringer Gasthaus. Denn eines ist für sie klar: „Lauchringen bleibt meine Heimat.“ Und dann verrät sie dem Zeitungsmann doch noch ihr Geheimnis, wie sie geistig rege 105 Jahre alt werden konnte: „Einfach immer weiterleben …“.