Mit einem strahlenden Lächeln empfängt Alma Dreher den Reporter. Gerne erzählt sie von ihren Reisen in ferne Länder, sagt zwischendurch: „Das müssen sie nicht schreiben, das stand schon mal in der Zeitung.“ Am 28. Januar feiert die geistig rege Seniorin ihren 104. Geburtstag.
Im kleinen Familienkreis wird in ihrem Lieblingsrestaurant in Lauchringen zu Mittag gegessen, nachmittags gibt‘s traditionell selbst gemachte Zuger Torte und nach dem Abendessen geht Alma Dreher wieder ins Wutöschinger Seniorenzentrum, wo sie seit einem Jahr lebt. Der Kontakt zu ihrer Familie ist ihr immer noch sehr wichtig und sie genießt es, wenn sie mit ihren drei Kindern, sechs Enkeln, fünf Ur- und zwei Ur-Ur-Enkeln feiern kann. Coronabedingt wird die Geburtstagsgesellschaft sehr klein sein.
Mit sieben Geschwistern wuchs Alma Rudolph in Osterburken im Neckar-Odenwald-Kreis auf. 1932 kam sie mit ihren Eltern nach Tiengen, wo die Familie den Hasenhof bewirtschaftete. Vier Jahre später heiratete sie Karl Dreher, 1965 zog das Paar nach Lauchringen. 25 Jahre waren sie als Wirtsleute in Eggingen und Bechtersbohl tätig.
Früh verlor Alma Dreher ihren Ehemann durch einen tragischen Unfall. Bis zu ihrem 70. Lebensjahr arbeitete sie im Kaufhaus May in Waldshut, pendelte mit dem Linienbus zwischen Lauchringen und ihrer Arbeitsstelle – oft saß dann ihr Sohn hinter dem Steuer.
Sie macht aus allem das Beste
Häufig war Alma Dreher gezwungen, sich auf neue Situationen einstellen, zuletzt musste sie sich mit Corona beschäftigen: „Das ist jetzt so, da kann man nichts machen. Die Leute sollten sich impfen lassen und weniger reisen, man kann nicht immer alles haben.“ Ihre Tochter Traudl Wöhler erklärt: „Es ist ihre große Stärke, sich immer wieder auf neue Gegebenheiten einzustellen, das Beste daraus zu machen und dabei nicht zu klagen.“
Zum 100. Geburtstag wurde ihr bei der Fasnacht im Konstanzer Konzil ein Ständchen gesungen, und sie bekam zu diesem Jubelfest einen Zeppelinflug geschenkt.
Reisen in ferne Länder waren lange Zeit Drehers Hobby. Die Pyramiden in Ägypten hat sie ebenso bewundert wie die Sehenswürdigkeiten in Südamerika, Indien oder Nepal. Eine Urkunde bezeugt den Überflug über den Mount Everest. Gerne unternimmt sie Ausflüge mit der Lauchringer „Spätlese“ – zuletzt im Oktober 2021. „Es war eine schöne Fahrt zum Feldberg und mit dem Schiff auf dem Schluchsee. Ich würde heute noch gerne Fernreisen unternehmen, wenn ich besser laufen könnte“, erzählt die Seniorin.
Mit ihrem Rollator ist sie im Pflegeheim recht flott unterwegs. In ihrem Zimmer liegt ein Puzzle mit 1000 Teilen auf dem Tisch, sie liest auch gerne Zeitung. Regelmäßig spielt sie mit zwei Mitbewohnerinnen „Mensch ärgre dich nicht“. „Neulich haben wir fünf Stunden gespielt“, erzählt Alma Dreher lächelnd. Im Pflegeheim fühlt sie sich wohl und umsorgt. „Alle sind hier sehr nett und sie tun viel, um meine Wünsche zu erfüllen.“