Yvonne Würth

Dildora Salata wohnt seit Jahren in Eggingen mit ihren beiden Söhnen Vladislav (11) und Edgar (7). Die 34-Jährige ist Belarusin, der Ex-Ehemann ist Ukrainer, ein Sohn hat einen ukrainischen Pass, der andere Sohn einen russischen: „Nicht alle Russen sind böse.“ Sie beschreibt darüber hinaus eine Entwicklung, die ihr Sorge bereitet: Ich habe mitbekommen, dass Kinder hier schon Probleme wegen der russischen Sprache bekommen, ich finde das schlimm.“

Dildora Salata möchte klarstellen, dass die aktuelle Lage rein politisch sei. Sie hat zur Hilfe im Ukraine-Krieg aufgerufen und ein Netzwerk aufgebaut, außerdem konnte sie bereits viele Helfer und Hilfesuchende vermitteln. Neben den Fahrten, um Flüchtende zu holen oder in bereitgestelltem Wohnraum unterzubringen, hat sie auch in ihrem Haus Platz geschaffen für zwei Familien, weitere Geflüchtete folgen.

Dildora Salata (links) und Daria Zeller sind beste Freundinnen seit Jahren. Beide helfen ukrainischen Flüchtlingen. Dildora Salata hat ...
Dildora Salata (links) und Daria Zeller sind beste Freundinnen seit Jahren. Beide helfen ukrainischen Flüchtlingen. Dildora Salata hat ein Netzwerk aufgebaut und beherbergt zwei Familien in ihrem Haus in Eggingen, Daria Zeller ist Dolmetscherin und hat eine Petition gestartet, um Geflüchtete vor Zwangs-Prostitution zu schützen. Dildoras ältester Sohn Vladislav kümmert sich ebenfalls gerne um die große Kinderschar. Mit einem Alphabet bereitet er sie auf die Schule vor. | Bild: Yvonne Würth

Für die Mahlzeiten treffen sich vier Familien in der gemütlichen Wohnstube: „Sie können solange bleiben, wie sie brauchen.“ Es gebe zwar genug Winterkleidung und Nudeln im Überfluss, sie würde sich aber über Sommerkleidung und frische Lebensmittel wie Eier und Käse, auch über einen Zuschuss für die hohen Spritkosten freuen.

Beim Gespräch mit dieser Zeitung übersetzt die Dolmetscherin Daria Zeller (31) aus Albbruck das Gespräch mit Dildora Salata für die beiden Frauen aus der Ukraine. Ihre Namen und ihr Bild werden wir nicht veröffentlichen, weil sie Repressalien gegen ihre Männer fürchten, die noch immer in der Ukraine sind. „Sie ist wie eine Heilige, den ganzen Tag, sie spielt und liest mit den Kindern, sie kocht für uns, sie ist immer da und immer freundlich“, erzählt eine der beiden auf Englisch, als Dildora die Kinder um sich geschart hat, um ihnen vorzulesen.

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Petition gegen Zwangsprostitution

Die Frauen in Eggingen beschreiben ein großes Problem: Hilfesuchende Frauen sollen an der ukrainischen Grenze angesprochen werden, um vermeintliche Hilfe zu bekommen. Stattdessen würden ihnen die Pässe abgenommen und sie würden zur Prostitution gezwungen werden. Daria Zeller möchte etwas dagegen unternehmen und hat eine Petition gestartet: „Bitte schützen Sie ukrainische Flüchtlingsfrauen davor, in der EU als Prostituierte zu arbeiten.“ Sie wünscht sich einen Anwalt, der sie in ihrem Vorhaben unterstützt, wie sie sagt.

Wohnraum, Dolmetscher und Begleitung gesucht

Der Egginger Bürgermeister Karlheinz Gantert hatte in der Gemeinderatssitzung am Dienstag eine Schweigeminute für die Opfer des Kriegs in der Ukraine eingelegt. Außerdem informierte er, dass vermehrt Flüchtlinge auch nach Eggingen kommen werden, zwölf sind bereits da, alles Mütter mit ihren Kindern. Es gab bereits elf Rückmeldungen von Bürgern, welche Wohnraum bereit stellen. Neben einer Ferienwohnung sind das drei Wohnungen, sechs Zimmer sowie ein Haus, das kostenlos zur Nutzung gegen Mithilfe zur Verfügung gestellt wird.

Praktische Hilfe leistet auch Luca Troilo aus Klettgau im Haus von Dildora Salata, damit die beiden ukrainischen Familien und weitere ...
Praktische Hilfe leistet auch Luca Troilo aus Klettgau im Haus von Dildora Salata, damit die beiden ukrainischen Familien und weitere Geflüchtete sich dort wohlfühlen können. | Bild: Bild: Yvonne Würth

Der Sportverein Eggingen sowie der TuS Eggingen haben außerdem Betreuung für die Kinder und Jugendlichen bei Interesse zugesagt. Bereits ab ihrem ersten Tag in der Gemeinde dürfen die Kinder am Schulbetrieb teilnehmen, ein Dolmetscher werde noch gesucht. Die starke private Initiative habe ihn sehr gefreut, der erste Ansturm konnte bereits untergebracht werden: „Die Angebote sind da, es ist eine schöne Sache, herzliches Dankeschön.“ Für Behördengänge der Geflüchteten werde noch eine Begleitung gesucht.

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