Für eine Menge Diskussionsstoff sorgte der Segelflugplatz Bohlhof in der jüngsten Gemeinderatsitzung. Die geplante Umwandlung des bestehenden Segelfluggeländes in einen Landeplatz für besondere Zwecke, hatte nicht nur Mitglieder der Segelfluggemeinschaft, sondern auch einige besorgte Bürger auf den Plan gerufen.
Die Segelfluggemeinschaft (SG) Bohlhof e.V. hat im Oktober vergangenen Jahres einen Antrag auf Umwandlung der Genehmigung des bereits im Jahre 1956 genehmigten Segelfluggeländes Bohlhof in eine Zulassung als Sonderlandeplatz gestellt.
Derzeit darf das Gelände nur von Segelflugzeugen, Nichtselbststartenden und selbststartenden Motorsegler sowie von Flugzeugen bis zu 2000 Kilogramm MTOW (Startgewicht) genutzt werden. Letztere jedoch nur zum Zwecke des Schleppens von Segelflugzeugen und Motorseglern. Zwischen 2500 und 3000 Flugbewegungen finden auf dem Bohlhof jährlich statt, davon sind rund 300 Motorflugbewegungen, die bislang über Außenstart- und Landeerlaubnisse gesondert beantragt und genehmigt wurden.

Dieses aufwendige Verfahren wird mit der geplanten Umwandlung zum Sonderlandeplatz vereinfacht. Für Sonderlandeplätze sind diese stets befristeten Ausnahmen der Außenstarts- und Landeerlaubnisse nicht notwendig und der bestehende Motorflugverkehr für Flugzeuge bis zu 2000 Kilogramm MTOW wäre langfristig gesichert.
Der Motorsegel- und Segelflugbetrieb bleibt in Art und Umfang beibehalten, lediglich die in der jetzigen Genehmigung nicht enthaltenen Ultraleicht-Luftsportgeräte sollen mit aufgenommen werden, um den verstärkten Wandel hinsichtlich des Einsatzes dieser lärmarmen Flugzeuge mitzugehen.
Bauliche Änderungen sind für die Umwandlung des Segelflugplatzes nicht notwendig. Die Segelfluggemeinschaft hat ihrem Antrag zwei Gutachten beigelegt, die beide zu dem Ergebnis gelangten, dass die Einstufung des Segelfluggeländes zu einem Sonderlandeplatz möglich ist und aus Sachverständigensicht befürwortet wird.
Projektleiter will Bedenken zerstreuen
Martin Unverricht, Projektleiter Sonderlandeplatz bei der Segelfluggemeinschaft Bohlhof beleuchtete in der Sitzung die Beweggründe noch einmal detailliert und ging auf die Bedenken skeptischer Bürger ein.
„Wir haben nicht die Absicht den motorisierten Flugverkehr zu erweitern, aber um den Betrieb mit unseren am Bohlhof stationierten Luftfahrzeugen aufrecht erhalten zu können, fordert das Regierungspräsidium Stuttgart die Umwidmung des Fluggeländes. Nur diese Umwandlung ermöglicht die Erneuerung des motorisierten Flugzeugparks auf lärmärmere und sparsamere Flugzeuge“, erklärt Martin Unverricht und betont, „es wird dadurch nicht mehr Flugverkehr geben. Für nicht am Bohlhof stationierte Motorflugzeuge ist der Flugplatz weiterhin nicht öffentlich zugänglich.“ Ausnahmen müssen vom Vorstand genehmigt werden.
Auch die Sicherheit im Luftraum werde mit der Umwandlung in einen Sonderlandeplatz verbessert, da sich die Darstellung in Luftfahrkarten und Navigationsunterlagen verändere und der Flugverkehr deutlicher sichtbar sei.
Auch mit mehr Lärm sei nicht zu rechnen, wie der stellvertretende Vorsitzende der Segelfluggemeinschaft August Raussen betonte, „nur ein geringer Teil der Flugbewegungen über Wutöschingen kommt von am Bohlhof stationierten Flugzeugen“.
Und weil das Thema Lärm immer wieder hervorgehoben wurde, betonte Bürgermeister Georg Eble noch einmal einen Passus aus dem Lärmgutachten: „Der flugplatzmittige Dauerschallpegel liegt innerhalb des Richtwertes für Wohngebiete und der Pegel für Erzingen, der einzige Ort der von den Platzrunden des Bohlhofes tangiert wird, unterschreitet sogar den Richtwert für Kur-und Krankenhausgebiete.“
Regierungspräsidium hat das letzte Wort
Der Gemeinderat stimmte der Umwandlung des Segelfluggeländes zum Sonderlandeplatz mit zwei Gegenstimmen zu, die endgültige Entscheidung liegt aber beim Regierungspräsidium.
Bohlhof
Seit 1932 ist der Bohlhof Heimat der Segelflieger. Flugbetrieb und praktische Ausbildung finden von März bis Oktober statt. Die Segelfluggemeinschaft hat heute rund 160 Mitglieder, davon 60 Aktive.Stellungnahmen
- Manfred Bernauer und Dieter Zimmer zeigen sich besorgt wegen einer möglichen Zunahme von Lärm, Beschallung, Gefahren, Verletzung der Privatsphäre, Umweltverschmutzung und Verkehr. Sie haben eine Bürgerinitiative gestartet und bereits 50 Unterschriften gegen die geplante Umwandlung des bestehenden Segelfluggeländes in einen Landeplatz für besondere Zwecke gesammelt. „Durch die Umwandlung wird der Bohlhof für neue Nutzergruppen interessant. Die Lärm verursachenden Motorflieger werden dadurch zunehmen“, betont Dieter Zimmer. Auch die Sicherheit macht ihm Sorgen: „Unsere Region ist ein Hotspot bei der Anzahl von Luftraumverletzungen.“ Die Initiatoren schätzen den Bohlhof als Ausflugsziel, wollen aber einer Erweiterung entgegentreten.
- Eine weitere Bürgerin, die sich namentlich nicht vorgestellt hatte, führte ähnliche Bedenken vor: „Wann wurde bestätigt, dass vom Bohlhof kein Lärm zu hören ist? Ich höre ihn sehr wohl.“ Außerdem gab sie zu bedenken, dass in Zeiten von Klimaschutz motorisiere Kleinflugzeuge nicht unbedingt zunehmen müssten.
- Gemeinderat Stefan Ruppaner: „Wenn der Bohlhof nicht wäre, dann hätten wir ein ernstes Problem. Der Segelflugplatz schützt uns vor tief fliegenden Flugzeugen, die den Züricher Flughafen ansteuern.“
- August Raussen, stellvertretender Vorsitzender der SG Bohlhof: „Seit Jahren gibt es keine Beschwerden aus der Bevölkerung. Wir haben gar kein Interesse am Flugbetrieb auf dem Bohlhof etwas zu verändern. Das geänderte Zulassungsverfahren des Regierungspräsidiums für Luftfahrzeuge und Segelfluggeländen machen die Umwandlung nötig.“
- Manfred Bernauer: „In einer innovativen Gemeinde wie Wutöschingen könnte sich auch der Segelflugplatz innovativ zeigen und das Ziel verfolgen, neben Segelfliegern nur noch Flugzeuge mit Elektromotoren zuzulassen.“
- Gemeinderat Achim Würth: „Über Werte aus Lärmgutachten zu urteilen ist wirklich schwierig. Jeder Mensch empfindet Lärm anders.“
- Richard la Croix,SG Bohlhof: „Es ist uns nicht bekannt, dass Motorflugzeuge des Bohlhofs an Zwischenfällen im umgebenden Luftraum beteiligt gewesen wären.“