Gleich zwei Kultusministerinnen haben die Alemannenschule Wutöschingen besucht. Theresa Schopper war bereits zum zweiten Mal vor Ort, für Stefanie Hubig (Rheinland-Pfalz) war es der erste Besuch in der von ihr bezeichneten „herausragenden Leuchtturmschule“. Anlass war das in Rheinland-Pfalz angelaufene Projekt „Schule der Zukunft“.

Bei ihrem Besuch in der Alemannenschule Wutöschingen nutzen die beiden Kultusministerinnen die Möglichkeit, auch mit den Lernpartnern ...
Bei ihrem Besuch in der Alemannenschule Wutöschingen nutzen die beiden Kultusministerinnen die Möglichkeit, auch mit den Lernpartnern (Schülern) in Kontakt zu kommen und ihnen Fragen zu stellen. | Bild: Yvonne Würth

„Wir wollen, dass sich die Schulen in Rheinland-Pfalz für das 21. Jahrhundert gut aufstellen und da gehören das Lehren, das Lernen, die Digitalisierung dazu, auch der Schulbau aus unserer Sicht, die Frage der Demokratie-Bildung, also viele verschiedene Themen“, erläuterte Stefanie Hubig. Besonders interessierte sie sich für die Clusterflächen und das pädagogische Konzept.

Die Kultusministerinnen Theresa Schopper und Stefanie Hubig informieren sich an der Alemannenschule (vorne, von links): Landrat Martin ...
Die Kultusministerinnen Theresa Schopper und Stefanie Hubig informieren sich an der Alemannenschule (vorne, von links): Landrat Martin Kistler, Landtagsabgeordneter Niklas Nüssle, Kultusministerin Rheinland-Pfalz Stefanie Hubig, Kultusministerin Baden-Württemberg,Theresa Schopper, Rektor Stefan Ruppaner, Leiter des Schulamtes Lörrach Rudolf Schick; (hintere Reihe, von links): Professorin an der RPTU Kaiserslautern Mandy Schiefner-Rohs, Hausleiterin sowie Fachleiterin Deutsch Kerstin Helling, Jürgen Striby vom Kultusministerium, Bürgermeister Georg Eble, Markus Rößler vom Regierungspräsidium Freiburg und Konrektor Andreas Schöler. Bilder: Yvonne Würth | Bild: Yvonne Würth

Durch die Einteilung in Cluster ist jahrgangs- und klassenübergreifendes Lernen in der Alemannenschule möglich. Auf dem Marktplatz kann diskutiert werden, hier ist es eher laut. Wer mehr Ruhe braucht, sucht sich mit Gleichgesinnten eine ruhige Ecke auf einem gemütlichen Sofa, auf Kissen oder in anderen Bereichen. „Wir denken viel stärker in Clusterbauweise, wie es hier ist, und wir denken eben auch stärker in die Richtung, wie können wir quasi klassenübergreifend, jahrgangsübergreifend und selbstorganisiert lernen“, so Stefanie Hubig. Leider habe sich seit ihrem Abitur vor 34 Jahren in Schulen nicht so viel verändert. „Wir wollen das aber von unten nach oben machen. Nicht sagen, ihr müsst das so machen, sondern so, wie es eben auch hier passiert ist: Dass es quasi Menschen gibt, die andere Dinge machen wollen. Und da stützen wir unsere Schulen mit der Schulaufsicht, aber auch mit der Wissenschaft, weil wir das wirklich so als gemeinsamen Schulentwicklungsprozess sehen.“

Die Cluster-Bauweise der Alemannenschule Wutöschingen mit Marktplatz und unterschiedlichen Lernräumen, in der klassen- und ...
Die Cluster-Bauweise der Alemannenschule Wutöschingen mit Marktplatz und unterschiedlichen Lernräumen, in der klassen- und jahrgangsübergreifend gelernt wird, stößt auf großes Interesse auch in Rheinland-Pfalz. | Bild: Yvonne Würth

Den Schulen, die anders denken, Freiräume zu geben, war der Startschuss nach zehn Jahren Gemeinschaftsschule, erläutert Theresa Schopper. Sie freute sich über ihren zweiten Besuch: „Weil es einfach immer wieder eine Bereicherung ist zu sehen, wie man die Schulen anders machen kann. Keine toten Räume zu haben, von der Organisation her, und Effizienzen auf anderen Art und Weise zu sehen.“ Besonderes Interesse zeigte sie an der Oberstufe. Sie führte ein Gespräch mit Gymnasiastinnen: „Wie die jungen Mädels für sich eine ganz klare Struktur haben. Aber auch wissen, – sie geben Nachhilfe für die Kleineren – was das auch für sie wiederum bringt, und sie einfach noch mal den Stoff vertiefen. Das sind einfach Punkte, wo wir sehen, da ist das ein Erfolg.“ Mit Blick auf die Lehrkräfte und den Schulträger freute sie sich auch über das rege Interesse von Eltern: „Gelingen macht sexy.“

Am Beispiel einer Schule in Worms, welche bereits das bauliche Konzept habe, aber noch am pädagogischen Konzept arbeite, erkenne sie die Bedeutung von Schule als Lebensort, so Stefanie Hubig: „Das spiegelt sich hier wieder. Wirklich ein Lebensort, nicht nur ein Ort, wo ich morgens hingehe und schaue, dass ich so schnell wie möglich wieder rauskomme. Das Aufgebrochene, nicht alle müssen zur gleichen Zeit dasselbe machen. Sondern, wenn ich an einem Tag mehr Lust auf Mathe habe, dann mache ich halt Mathe.“

Dass sich die Ministerinnen austauschen, freute Rektor Stefan Ruppaner und er empfahl das Materialnetzwerk, welches die Alemannenschule Wut­öschingen initiiert hat und inzwischen international von Schulen genutzt werde. Bürgermeister Georg Eble hatte die Datenschutzkonformität unter anderem mit dem Badischen Gemeindeversicherungsverband abgeklärt und bat die Kultusministerin, dass weiterhin die Lernplattform DiLer genutzt werden darf: „Für uns ist es einfach wichtig, dass wir DiLer nicht abstellen müssen. Es ist das Herzstück unserer Schule.“

Stefan Ruppaner, Rektor der Alemannenschule Wutöschingen, freut sich über den Besuch der beiden Kultusministerinnen Theresa Schopper ...
Stefan Ruppaner, Rektor der Alemannenschule Wutöschingen, freut sich über den Besuch der beiden Kultusministerinnen Theresa Schopper (Baden-Württemberg, links) und Stefanie Hubig (Rheinland-Pfalz, rechts). | Bild: Yvonne Würth

Im Anschluss an den Rundgang erläuterte Ruppaner das pädagogische Konzept der Transformation der Schulen vom Ort des Lehrens zum Ort des Lernens: „Unterricht ist aller Übel Anfang.“ Im Kompetenzstufenmodell zeigte er die Schülerleistungen der Alemannenschule in den Bereichen Englisch, Deutsch (Lesen) und Mathematik, welche im Vergleich mit Realschulen besser abgeschnitten hatten.