Wutöschingen (hg) Erhöhte Stickstoffwerte schlugen dieser Tage Alarm in der Wutöschinger Kläranlage. Die Gemeindeverwaltung vermutete dahinter zunächst unerlaubte Einleitungen von Abwasser, das die Anlage negativ beeinflusst. Nach intensiven Messungen an beiden Einlaufstellen stellte sich jedoch heraus, dass die erhöhten Werte aufgrund der anhaltenden Trockenheit entstanden sind. "Es fehlt definitiv an Oberflächenwasser, welches über die Straßengullys ins Abwassersystem fließt und dadurch die Abwässer aus den Haushalten verdünnt", erklärte Bürgermeister Georg Eble bei einem Ortstermin an der Kläranlage.
Besonders an den Wochenenden, wenn mehr geduscht und die Toiletten häufiger benutzt werden, entstehen diese höheren Stickstoffkonzentrationen. Da die Klärung der Abwässer in der Anlage in Wutöschingen durch mechanische und biologische Prozesse erfolgt, wirken sich bereits wenige Unterschiede der einlaufenden Abwässer enorm auf das komplette System aus. Durch eine Veränderung der Rückführverhältnisse und einer entsprechenden Justierung der Anlage konnten die Werte jedoch verbessert werden, so dass die Auslaufwerte in die Wutach die vorgeschriebenen Werte nicht überschreiten.
Vor zehn Jahren wurde die Anlage komplett umgebaut und modernisiert. Die Gemeinde stand damals vor dem Problem, einen wesentlich größeren neuen Faulturm für den Klärschlamm zu bauen, da der alte Turm mit 400 Kubikmeter Volumen völlig verrostet war und auch den Dimensionen der Gemeindeentwicklung nicht mehr entsprach. Nach intensiven Recherchen entschied sich der Gemeinderat schließlich, ein neues Verfahrenssystem der Klärschlammverfaulung zu installieren, und ließ für eine Anlage nach dem Prinzip "Knowhow statt Beton" in Kooperation mit dem Frauenhofer Institut in Stuttgart entwickeln.
"Diese Entscheidung hat sich als unser großes Glück erwiesen", sagt Eble. In ganz Deutschland gibt es nur drei solcher Anlagen, in Baden-Württemberg steht die Einzige in Wutöschingen. Das Besondere dieses Klärkonzeptes im Hochlastfaulverfahren ist die wesentlich geringere Menge an Faulschlamm, der am Ende des Prozesses übrig bleibt und damit die Entsorgungskosten enorm senkt. Statt einem Faulturmvolumen von ursprünglich 600 Kubikmetern hat die Wutöschinger Anlage lediglich zwei Faultürme mit jeweils 80 Kubikmetern und dabei sogar noch Kapazitäten für ein weiteres Wachstum der Gemeinde. Eggingen ist im Zuge des Abwasser-Zweckverbandes Mittleres Wutachtal ebenfalls angeschlossen.
Entgegen des herkömmlichen Verfahrens im Verfaulungsprozess reduziert sich die Verweildauer der Klärabfälle von 21 Tage auf nur sieben, die Faultürme verfügen über ein spezielles Pumpverfahren, der diese schnelle Verfaulung ermöglicht. "Durch die intensive Zusammenarbeit mit dem Frauenhofer-Institut konnte außerdem ein drittes Sauerstoff-Belebungsbecken zum Stickstoffabbau eingespart werden", erwähnt Eble. Insgesamt spart die Gemeinde durch diese unkonventionelle Anlage ein Drittel der Betriebs- und Energiekosten.