Wutöschingen – In Wutöschingen hat sich in den vergangenen 50 Jahren vieles bewegt. Die Gesamtgemeinde, wie sie sich heute präsentiert, ist 1975 durch die Gemeindereform entstanden, die aus den ehemals selbstständigen fünf Wutachdörfern Horheim, Schwerzen, Degernau, Ofteringen und Wutöschingen die Großgemeinde Wutöschingen wachsen ließ. War der Widerstand zu der Zeit auch groß, so ist Wutöschingen mit den Jahrzehnten zu einer harmonischen Gemeinde zusammengewachsen.

„Jeder Ortsteil hat seine eigenen Strukturen und seinen ganz besonderen Charakter bewahrt und dennoch gibt es über die Dorfgrenzen hinaus ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl“, erklärt Georg Eble, der die Gemeinde in den vergangenen 24 Jahren als Bürgermeister stark geprägt hat. In konstruktiver Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat hatte er auch stets alle Ortsteile im Blick, wenn es um die Ausweisung von Neubaugebieten ging. So sind alle Ortsteile in den vergangenen fünf Jahrzehnten gewachsen.

Nach der Gemeindereform zählte Wutöschingen 5349 Einwohner, heute hat die Gemeinde die 7000-Einwohner-Grenze überschritten. Dabei sind die Ortsteile nicht nur um ihre Neubaugebiete gewachsen, sondern haben größtenteils ein gänzlich neues Gesicht erhalten. Dank der Ortskernsanierungen in Wutöschingen, Horheim und Degernau sowie der Dorfentwicklung Ofteringen konnte die Gemeindeverwaltung mit Hilfe von Zuschüssen seit der Gemeindereform in vier der fünf Ortsteilen eine schmucke Ortsgestaltung voranbringen. Als letzter Ortsteil steht nun Schwerzen für eine Ortskernsanierung in den Startlöchern. „Die Finanzhilfen aus den städtebaulichen Bund-Länder-Förderprogrammen gibt es immer nur für einen Ortsteil, erst wenn dort alle Bau- und Sanierungsmaßnahmen abgeschlossen sind, kann ein neuer Antrag gestellt werden“, erklärt Bürgermeister Eble.

Am längsten dauerte die Ortskernsanierung im Hauptort Wutöschingen, ab 1985, wo die Herausforderungen auch besonders groß waren. Die Aluminiumwerke in der Ortsmitte von Wutöschingen optisch und auch schallschutztechnisch in die Ortsmitte zu integrieren, war kein einfaches Unterfangen. Mit dem Lastwagenparkplatz wurde auch eine gute Lösung gefunden, damit in der Ortsmitte Ruhe einkehren konnte. Der erste und wichtigste Schritt für mehr Ruhe erfolgte allerdings schon einige Jahre früher, ab 2004, mit dem Ausbau der Bundesstraße 314 und der damit verbundenen Ortsumfahrung, die den Verkehr in den Ortsteilen Horheim, Wutöschingen und Ofteringen reduzierte. Die Ampelanlage, die seither den Abbiege- und Überquerungsverkehr regelt, war zu der Zeit nicht unumstritten, „Ampelanlagen waren damals in Landgemeinden noch gar nicht zu finden und wir mussten wirklich hart dafür kämpfen“, erinnert sich Bürgermeister Eble. „Doch die neue Straßenführung hatte zur Folge, dass unsere Landwirte oftmals nur mit Überquerung der neuen Bundesstraße zu ihren Feldern gelangen konnten. Ohne Ampel war das bei dem hohen Verkehrsaufkommen unmöglich.“

Einen Meilenstein setzte die Gemeinde auch mit der Seniorenwohnanlage, die 1994 in der Ortsmitte von Wutöschingen erbaut wurde. Sie gehörte zu den ersten in der ganzen Region und wurde von der Bevölkerung erst sehr kritisch beäugt. Das Konzept des eigenverantwortlichen, barrierefreien und auf Wunsch betreuten Wohnens wurde erst gar nicht gut angenommen, es dauerte, bis wir alle Wohnungen vermieten konnten. Heute ist die Nachfrage groß und wir führen lange Wartelisten“, betont Eble. Mit dem Bau eines Ärztehauses konnte eine zweite Hausärztin für die Gemeinde gewonnen werden. In den Neubau in der Ortsmitte sind außerdem ein Zahnarzt und die örtliche Apotheke eingezogen.

Dank eines visionären Bürgermeisters, einer engagierten Gemeindeverwaltung und eines starken Gemeinderates konnten in Wutöschingen zahlreiche Vorzeigeprojekte realisiert werden, auf die die Gemeinde stolz sein kann. Unter anderem gehören dazu die moderne Mediothek, die Gemeinschaftsschule, die als Leuchtturmschule im ganzen Land gilt, der Kulturring Wutöschingen, der in der geschichtsträchtigen Ofteringer Klosterschüer für ein unterhaltsames Kleinkunstprogramm sorgt und nicht zuletzt das Regionalwerk Hochrhein, welches Wutöschingen mit der Nachbargemeinde Lauchringen, den Stadtwerken Waldshut-Tiengen und der badenova gegründet hat und nach dem Rückkauf ein eigenes Stromnetz betreibt.

Gemeinde entwickelt sich stetig weiter
Wutöschingen (sho) In der Gemeinde Wutöschingen wird vieles bewegt. Dabei haben alle Projekte ein gemeinsames Ziel: Die Gemeinde für die Zukunft bestens zu rüsten. Der Gewerbepark Horheim wurde 2018 um 13 Hektar erweitert und die Planungen für die Erweiterung Markwiesen-Markäcker 3 mit einer Fläche von 6,5 Hektar laufen bereits auf Hochtouren. Damit wächst die Gewerbefläche auf 40,4 Hektar an. Bisher ist das Horheimer Gewerbegebiet geprägt von der Aluminiumbranche und Handwerksbetrieben, doch vor Kurzem erfolgte der Spatenstich für einen Neubau, in dem zukünftig Einzelhandel einziehen und für noch mehr Leben sorgen wird. Neben einem Modemarkt und einem Café sind weitere Shops geplant, die zukünftig auch Privatpersonen in das Gewerbegebiet locken werden. Ein 6,4 Hektar großes Gewerbegebiet gibt es außerdem im Ortsteil Degernau. Die Nachfrage bei Gewerbeflächen in der Gemeinde Wutöschingen ist groß, ebenso die nach Wohnraum und Grundstücken für privaten Wohnungsbau. In den vergangenen 20 Jahren wurden in Wutöschingen circa 200 Bauplätze geschaffen, ein neues Wohnbaugebiet wird gerade auf den Weg gebracht.

Für die Reaktivierung der Wutachtalbahn zwischen Waldshut und Stühlingen hat die Gemeinde lange gekämpft – und es hat sich gelohnt. Für den Schülerverkehr wurde die Strecke zum Teil bereits ertüchtigt, ab Dezember dieses Jahres sollen werktags bis 22 Uhr auf der Wutachtalstrecke wieder Fahrten im Zweistundentakt erfolgen. Ab Dezember 2025 soll dann ein Stundentakt eingeführt werden. „Für den Schülerverkehr aber auch für Berufspendler ist das ein wichtiges Angebot“, so Bürgermeister Eble. Mit der Reaktivierung der Wutachtalbahn eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, um mit der Bahn von der Wutachgemeinde aus in die weite Welt zu reisen.

Doch Wutöschingen bietet seinen Bürgern so viel, dass man auch gerne zu Hause verweilt. Schöne Wanderwege, ein Kindererlebnispfad, das Angebot der Mediothek und der Klosterschüer und die örtliche Gastronomie, sowie ein buntes Vereinsleben und ein gut ausgebautes Kinderbetreuungsangebot sorgen für eine sehr gute Lebensqualität. Zwei Grundschulen und die Gemeinschaftsschule bieten den Kindern ein hervorragendes Bildungsangebot und jeden möglichen Schulabschluss, bis hin zum Abitur.

Auch für die Senioren ist die Gemeinde aktiv. Jüngst hat der Gemeinderat dem Bau einer Tagespflege mit Seniorenwohnen in der Nachbarschaft des Seniorenzentrums Sonnengarten, welches von der Awo betrieben wird, zugestimmt. „Damit können wir viele Synergien nutzen, denn die Awo wird auch die neue Tagespflege betreuen“, so Georg Eble.

Und noch ein Thema hat die Gemeinde in den vergangenen Wochen sehr bewegt: Nach einer Amtszeit von 24 Jahren stellte sich Georg Eble bei der diesjährigen Bürgermeisterwahl nicht mehr zur Wiederwahl. Sein Nachfolger wird Rainer Stoll, seit 24 Jahren Hauptamtsleiter der Gemeinde Wutöschingen. Er wird seine Heimatgemeinde mit Erfahrung und Herzblut in die Zukunft führen.

