94 Jahre alt, ein reger Geist, wache Augen und flinke Finger, denen keine Masche entkommt – Anna Kirchner ist eine passionierte Sockenstrickerin. Wenn sie dran bleibt, schafft sie eine Socke am Tag.
Viele tragen Socken von Anna Kirchner
In einer Schublade ihres Hauses im kleinen Weilheimer Ortsteil Aisperg lagern garantiert um ein vielfaches mehr Socken als der Ort Einwohner hat. Ihre Familie, die gesamte Verwandtschaft, Nachbarn und ab und zu auch Arbeitskollegen ihres Sohnes, versorgt sie mit der wärmenden Fußbekleidung.
Auch gemeinnützige Einrichtungen wie die Wärmestube in Waldshut sind schon Empfänger gewesen. „I ha was zu due und ka dabi bequem sitze“, kommentiert sie in bestem Alemannisch ihre Leidenschaft. Etliche ihrer Socken haben sogar den Sprung über den Atlantik nach Amerika geschafft.
Doris, eine Tochter von Anna Kirchner, lebt in East Greenwich im US-Bundesstaat Rhode Island. Nach jedem Besuch in Aisperg, ist sie mit Socken im Koffer wieder abgereist. Doris Kirchner schätzt, dass sie mittlerweile mindestens 100 Paar hat, weit mehr als sie und ihre Familie jemals auftragen können.
Handgestricktes in Amerika selten
Handgestrickte Socken sind in den USA weniger üblich als bei uns. „Hier sieht man selten, dass Leute noch Socken stricken“, sagt Doris Kirchner. Im Februar hatte ihre Pilates-Lehrerin DeeDee Potts die Idee, die Socken in ihrem Studio zu verkaufen.
Handarbeiten werden bei uns noch geschätzt, hieß es seitens von Freundinnen, so dass Doris Kirchner und die Pilates-Lehrerin dem Vorschlag folgten, das Paar für 30 Dollar – umgerechnet knapp 28 Euro – zu verkaufen. Sie selbst hatten sehr viel weniger verlangen wollen.

Sie hat das Socken stricken in der Schule gelernt
Zu ihrer Überraschung wurden seit Februar immerhin schon fünf Paare verkauft. Anna Kirchner freut sich sehr darüber. Sie erzählt, dass sie das Sockenstricken im Handarbeitsunterricht in der Schule in Bannholz gelernt hätte. Von da an gehörte es zu ihrem Leben dazu, auch wenn später dann die Kinder, die Landwirtschaft und der große Garten wenig Zeit ließen.
Als die arbeitsreiche Zeit vorbei war und auch die Gartenarbeit sie zu sehr anstrengte, wurde das Sockenstricken immer wichtiger. Hunderte hat sie in ihrem Leben schon gestrickt. Es ist aber nicht ihre einzige Beschäftigung: Anna Kirchner versorgt zwei Katzen, schaut gern Fernsehen und liest viel, Bücher und schon seit Jahrzehnten, jeden Morgen den AlbBote.