Es ist ein Jubiläumsjahr, wie es niemand erwartet hat. Doch auch wenn mit dem Adventskonzert nun auch die letzte große Veranstaltung des Jahres abgesagt werden musste – der Musikverein Öflingen mit der Vorsitzenden Ilona Kunzelmann blickt mit Dankbarkeit auf das vergangene Jahr und positiv in die Zukunft.
Groß gefeiert werden sollte das 125. Jubiläumsjahr, die neuen Uniformen zünftig eingeweiht werden. Doch nach Zunftabend und Schällenmarkt musste es ruhig werden: wie bei allen anderen Musikvereinen wurde auch in Öflingen der Probebetrieb eingestellt. Es folgte eine Zitterpartie von einer Corona-Verordnung zur nächsten – schließlich musste das für Ende Juni geplante Festwochenende abgesagt werden. „Das Schwierigste war für uns die Ungewissheit“, erinnert sich Ilona Kunzelmann.
Die Rückabwicklung sei bitter gewesen, nicht nur wegen des Budgets im oberen fünfstelligen Bereich. „Wir sind sehr dankbar für unser gutes Netzwerk aus Sponsoren, privaten Gönnern und engagierten Helfern. So haben wir mit allen Vertragspartner faire Lösungen gefunden und konnten finanziellen Schaden für den Verein abwenden“, so Kunzelmann. Diese ideelle und finanzielle Unterstützung sei keine Selbstverständlichkeit, weiß Kunzelmann von anderen Vereinen. Auch die laufenden Kosten von Dirigenten über Instrumente bis hin zur Raummiete könne man so derzeit stemmen, freilich immer basierend auf der Annahme, dass mittelfristig wieder Veranstaltungen durchgeführt und Einnahmen generiert werden könnten.
Proben in kleinen Gruppen
Bereits Ende März konnte der Musikunterricht für den Nachwuchs zunächst online weitergehen. „Dank der Corona-Verordnung für Musikschulen konnten wir unter Einhaltung strenger Hygienekonzepte dann sogar recht bald wieder Präsenz-Einzelunterricht geben“, freut sich Kunzelmann. Die Orchester probten anfänglich in kleinen Ensembles, ab Ende Juni konnte man dann auch wieder in kompletter Besetzung Proben. Untersuchungen des Freiburger Instituts für Musikermedizin, welches mit dem Bund deutscher Blasmusikverbände (BDB) kooperiert, ergaben, dass bei Blechbläsern weniger Aerosole entstehen als beim lauten Sprechen oder Singen. Einzig für Querflöten brauchte es mehr Abstand.
Lob für klare Handlungsempfehlungen
„Der BDB hat daraus Regeln abgeleitet und klare Handlungsempfehlungen geben“, lobt Kunzelmann. Von der Stadt wurde dem Verein dann die Gymnastikhalle zur Verfügung gestellt und dank Disziplin und guter Abluftanlage konnte wieder relativ normal proben können. Alle hätten sich fest an die Vorgaben gehalten: Abstand halten, mit der Maske bis zum Platz, kräftig lüften und hinterher ordentlich reinigen. „Wir hatten bislang keinen einzigen Coronafall in unserem Verein“, so Kunzelmann. Unterstützung gab es auch von der Brennet AG: Ein ganzes Stockwerk im Öflingen steht den Musikern seit September zum Proben zur Verfügung. „Wir haben immer versucht, das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen: Ensembleproben in kleinen Gruppen, große Probe mit Abstand im Sommer und durchgehend Musikschulbetrieb online und im Einzelunterricht“, so Kunzelmann.
Kreative Ideen gegen Coronafrust
Andere Musikvereine hätten sich in dieser Zeit zurückgezogen. In Öflingen blieb man aktiv, freut sich Kunzelmann über die kreativen Köpfe ihrer Mitmusiker. So wurde in mehreren Videos mit Augenzwinkern das Jahr begleitet. Relativ spontan kam man im August zu einem Marsch durchs Dorf zusammen – Coronasicher ohne Menschenauflauf und mit viel Beifall der Öflinger. Auch sonst war man kreativ und brachte ein „Jubiläumsjournal“ als Alternative zur traditionellen Festschrift heraus. Dass nun auch die letzte offizielle Veranstaltung abgesagt werden musste, schmerze natürlich, kam aber nicht mehr unerwartet. Für den Verein heiße es jetzt durchatmen und das nächste Jahr gelassen angehen, so Kunzelmann.

Zwei Jahre habe man sich mit enormen Zeitaufwand auf das Jubiläum vorbereitet, Spenden für neue Uniformen gesammelt und neue Stücke geprobt: „Ich habe das Gefühl, dass wir den Verein nicht noch ein weiteres Jahr derart unter Strom halten können, zumal nicht in diesen unsicheren Zeiten“ Darum sei für das kommende Jahr nichts Festes geplant, das Jubiläum werde nicht eins zu eins nachgeholt. „Das Rettichfest im Mai haben wir im Kalender reserviert, aber wir schauen noch, was wir dann machen, je auch nach Weiterentwicklung der Pandemie. Manchmal sind die spontanen Ideen die Besten“, so Kunzelmann. Die historische Fahne aus dem Jahr 1905 ist auf jeden Fall frisch restauriert und bereit für den nächsten Festumzug.