Rund ein Viertel des Wehrer Trinkwassers verschwindet – wohin, das ist trotz jahrelanger Suche bislang nicht bekannt. Dass es sich nicht um rein rechnerische Verluste handelt, konnte im aktuellen Wasserstrukturgutachten festgestellt werden. Bürgermeister Michael Thater geht von einem Einzelleck aus, die Suche danach gestaltet sich aber schwierig.
Das Leitungssystem in Wehr sei aber in insgesamt einem guten Zustand, so die beiden Ingenieure Dominik Bordt und Arne Schippan am Dienstag Abend im Gemeinderat. Das Ingenieurbüro BIT war mit der Erstellung des Wasserstrukturgutachtens beauftragt worden und hat die Wehrer Wasserversorgung über ein Jahr lang gründlich untersucht.
Das insgesamt 92 Kilometer lange Leitungsnetz sei maximal 60 Jahre alt. „Das ist keine massive Überalterung“, so Bordt. Die meisten der Anlagen seien ebenfalls in gutem Zustand, es gäbe aber dringenden Sanierungsbedarf bei den Hochbehältern Forst und Faad.
Außerdem schlagen die Ingenieure eine Vereinfachung des Netzes vor. So könnte etwa der Hochbehälter Enkendorf außer Betrieb genommen, und zu einer Druckerhöhungsstation umgewandelt werden. Auf den Hochbehälter Hölze und die Aufbereitung Zieg könne ganz verzichtet werden.
Wo ist das Wasser hin – und warum so viel?
Verluste würden in jedem Netz auftreten, üblich wären aber nur zehn bis 15 Prozent. „Die Verluste in Wehr entstehen nicht durch Messfehler, sind aber schwer zu lokalisieren. Das ist eine Langzeitaufgabe,“ so Bordt. In den letzte Jahren sei es bereits gelungen, die Wasserverluste zu reduzieren – vom Spitzenwert bei knapp 26 Prozent 2016 auf 23 Prozent im vergangenen Jahr. „Es gibt irgendwo einen Punkt, wo viel Wasser wegkommt. Den müssen wir finden“, so auch Bürgermeister Michael Thater. Er gehe dabei von einer einzelnen Leckstelle aus, das Problem liege seiner Ansicht nach nicht am Netz.
Die Eingrenzung sei trotz Messpunkten schwierig, erklärte Bordt. So könne man einen klassischen Rohrbruch durch das Geräusch lokalisieren. In diesem Fall aber müsse man mit Schiebern einzelne Bereiche isolieren und so im laufenden Betrieb prüfen, wo Verluste auftreten.
Die Reduzierung der Verluste ist auch für den zukünftigen Wasserbedarf relevant. Der Wasserbedarf pro Kopf in Deutschland sankt bis vor gut zehn Jahren auf rund 121 Liter pro Einwohner und Tag und steigt seitdem wieder leicht an. In Zeiten des Klimawandels sei zudem mit Hitzeperioden und Niederschlagsmangel zu rechnen. Dazu komme für Wehr ein erwartetes Bevölkerungswachstum von fünf Prozent in den nächsten 25 Jahren. Die Wasserversorgung sei bisher ausreichend und sei auch zukünftig grundsätzlich ausreichend, so die Ingenieure. Trotzdem sei eine Reduzierung der Verluste anzustreben, ebenso die Erschließung zusätzlicher Ressourcen. Der Ausfall des Tiefbrunnens Nagelfluh II könne aktuell nicht kompensiert werden.