Wie schnell ein Unglück eine Existenz erschüttern kann zeigte sich erst kürzlich als die Gebäude des Unternehmens MUT-Tschamber niederbrannten. Ein solcher Unglücksfall kann aber noch weitreichendere Folgen haben: Vor fast 18 Jahren brannte es auf dem Kostar-Gelände in Brennet und bis heute finden sich Chemikalien des Löschschaums im Trinkwasserbrunnen Nagelfluh I.

Glücklicherweise sei man in Wehr so gut versorgt, dass man auf den Brunnen Nagelfluh I verzichten könne, so Thater bei der Vorstellung des Strukturgutachtens Wasser am Dienstag im Gemeinderat.

Warum der Brunnen nicht nutzbar ist

Die Per- und Polyflourierte Alkylsubstanzen (kurz: PFAS) aus dem Löschschaum waren zuletzt sogar wieder mit steigenden Werten im Brunnenwasser nachweisbar. „Wir halten den Brunnen aktiv, aber speisen nichts ein“, so Thater.

Rein rechtlich wäre dies aber möglich, denn es gibt keinen Grenzwert für PFAS im Trinkwasser. Warum die Werte aktuell wieder ansteigen sei unklar, man beobachte die Situation weiter.

„Das zeigt, wie empfindlich unsere Wasserversorgung ist,“ so Thater. Insgesamt sei die Trinkwasserqualität in Wehr aber hervorragend, was längst nicht in allen Gemeinden so sei. Man führe regelmäßig Kontrollen durch, besonders auch beim benachbarten Tiefbrunnen Nagelfluh II. „Nagelfluh II ist ein entscheidendes Standbein der Wehrer Wasserversorgung“, so Arne Schippan von BIT Ingenieure AG.

Trinkwasserversorgung unter der Lupe

Das Ingenieurbüro war beauftragt worden, die Wehrer Trinkwasserversorgung umfassend zu Untersuchen und ein Strukturgutachten zu erstellen. In Wehr kommt das Trinkwasser zu knapp zehn Prozent aus Quellen am Hang des Hotzenwalds und zu 90 Prozent aus den beiden Tiefbrunnen Nagelfluh II (60 Prozent) und Frankenmatt (30 Prozent). Da das Quellwasser sehr weich und das Brunnenwasser sehr hart ist schlägt das Ingenieurbüro vor, beide Wasserarten über einen zentralen Mischbehälter zu leiten und so in eine gleichmäßigere Wasserhärte zu erzielen. Hierfür müsse nur eine weitere Verbindungsleitung gebaut werden, so Schippan.

Herzstück: Ein Blick von oben auf den Tiefbrunnen Nagelfluh II. Von dieser Quelle nahe des Rheins auf dem Weg nach Brennet stammen 60 ...
Herzstück: Ein Blick von oben auf den Tiefbrunnen Nagelfluh II. Von dieser Quelle nahe des Rheins auf dem Weg nach Brennet stammen 60 Prozent des Wehrer Trinkwassers. Bild: Julia Becker | Bild: Julia Becker

Als zusätzliche Absicherung schlagen die Ingenieure zudem einen Notverband mit Bad Säckingen vor. Hier bestehe bereits eine Leitungsverbindung, die man mit geringem Aufwand ertüchtigen könnte. „Das wäre zu priorisieren“, so Dominik Bordt, Vorstandsmitglied bei BIT Ingenieure. Die Nettobaukosten hierfür schätzt das Ingenieurbüro auf 80.000 Euro.

Zusätzlich sollen Notstromaggregate dafür sorgen, dass die Wasserspeicher auch bei Stromausfällen in Betrieb gehalten werden können. Hierfür wird mit Nettokosten von 180.000 Euro gerechnet. Die einzige Möglichkeit, aktuell die PFAS aus dem Wasser zu entfernen und damit den Tiefbrunnen Nagelfluh I wieder in Betrieb zu nehmen sei ein eigenes Wasserwerk mit Aktivkohlefilter und Umkehrosmose.

Immerhin habe dieser Brunnen ein Drittel der Förderleistung von Nagelfuh II. Wasserbehandlung sei Ansichtssache, so der Bürgermeister: man habe so die beste Kontrolle, aber dann auch eine „Wasserfabrik“. „Das wäre ein massiver Eingriff und sollte darum intensiv diskutiert werden“, so Thater. Für den Bau eines Wasserwerks rechnen die Ingenieure mit Nettobaukosten von 6,7 Millionen Euro und soll deshalb vorerst nicht näher geplant werden.

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