Nägel auf Leinwand und Holz – da denkt man doch gleich an Günther Uecker. Mit seinen monochromen Nagelbildern wurde er bekannt als „Nagelkünstler“. Am Donnerstag und Freitag begaben sich die Kunstschaffenden im Haus der Diakonie in Öflingen „auf die Spuren von Günther Uecker“. Unter der kreativen Anleitung von Christel Andrea Steier machte sich eine vierköpfige Gruppe daran, Nagelobjekte und Prägedrucke zu gestalten.
Hof wird zum Freilichtatelier
Bei schönstem sommerlichen Wetter war auf der Terrasse im Hof ein Freilichtatelier aufgebaut. Kleine Stücke von Stämmen und Bretter hatte das Haus besorgt, ebenso wie das Werkzeug, Nägel in allen Größen, teils rostige Eisennägel, Hammer und Zangen. An beiden Tagen war der Nagel das Medium für die Kreativen des Hauses, und es entstanden interessante Objekte und Nagelreliefs. Mit diesen Gestaltungsmitteln, eventuell noch mit etwas Farbe, und dem Material machten sich die Teilnehmer an die Arbeit und schufen skulpturale „Nagel-Igel“ und figurative Nagelbilder.
Nageln hat auch was von Meditation
Manuela TeKamp gelang das Kunststück, in kurzer Zeit gleich zwei Baumscheite mit Hammer und Nägeln zu bearbeiten und Igel-Objekte herzustellen, so dass sie noch zusätzlich eine vorgemalte Blume auf einem länglichen Holzstück als Nagelkunst hervorbrachte. War das ein Gehämmere im Hof! Manchmal ging es klack, klack im gleichen Rhythmus, synchron, so dass die Dozentin schmunzelte: „Das ist ein richtiges meditatives Nageln“. Steier hat nicht zum ersten Mal Nägel als Strukturelemente benutzt, sie hat es schon in Kinderkursen mit Grundschulkindern erfolgreich ausprobiert. Jeder an den Tischen schlug die Nägel sehr konzentriert in die Hölzer ein, das brauchte Energie, Kraft und Konzentration.

Tobias Schattmaier hatte es nicht leicht mit einem sehr harten Holz, bei dem er etwas länger brauchte, aber er wollte eine geometrische Ordnung anlegen mit einem Strahlenkranz. Jacqueline Kaufmann hatte sich mit ihrem „Igel“ abgegeben, und Helmut Hermann hatte nach seiner fertiggestellten Skulptur auf einer großen Platte ein Nagelmuster mit einer richtigen Strukturreihung gelegt.
Auch Workshopleiterin hämmerte mit
So entstanden am ersten Kunstaktionstag ästhetische Objekte, bei denen die Workshopleiterin auch mal aktiv mithämmerte. Und es ging alles gut. Niemand schlug sich mit dem Hammer auf den Finger. Mit dabei war auch die siebenjährige Pina Franco-Steier, die Enkelin von Christel Andrea Steier. Sie hat Ferien und zeichnete mit Bleistift einen Igel, den sie ausschnitt und stolz zeigte.

Besuch bekam die Gruppe bald von Ulla Krug, der Leiterin des Hauses, und Erich Hipp, dem Vorsitzenden des Vereins Kunst und Diakonie, die über die Fingerfertigkeit der Ateliergruppe staunten. Hipp war dankbar dafür, dass die Idee, einen Aktionstag auf den Spuren von Uecker zu machen, aufgegriffen worden war. Habe doch irgendwann einmal ein Hausbewohner gemeint: So wie der Uecker kann ich das auch! „Aber so einfach geht es dann nicht“, sagte Hipp und zückte die Kamera, um das Ergebnis zu dokumentieren.
Ein Nagelprägedruck des berühmten Künstlers mit dem Titel „Spirale“ zierte eine Zeitlang das Haus und war in der Ausstellung „Horizonte“ in der Stadthalle zu sehen. Bezug auf diese Arbeit nahm Christel Andrea Steier am zweiten Workshoptag, an dem Prägedrucke geschaffen wurden. „Es sind schöne und tolle Sachen entstanden“, freute sie sich.