Im Herbst vergangenen Jahres hat er einen Vogel an die Hauswand der einzigen Buchhandlung von Wehr gemalt, einen Buchfink, versteht sich. In diesem Haus hat der Maler Eduard Kasper seit einiger Zeit sein Atelier. Man erinnert sich vielleicht noch an seine Ausstellung 2017 im Alten Schloss. Und jetzt konnte Kasper am Freitagabend auf Einladung der Kulturkooperation Wehr-Schopfheim eine städtische Einzelausstellung in der Schopfheimer Kulturfabrik eröffnen.

Gut die Hälfte der an die 40 Besucher kam aus Wehr zur Vernissage und zeigte sich sehr interessiert und angetan von der Werkschau des Künstlers, der die Herausforderung der großen Fläche der Kulturfabrik angenommen und seine Bilder großzügig und thematisch geschlossen gehängt hat. Kasper verfolgt, wie der Titel sagt, eine „etwas andere Sicht auf Flora und Fauna“ und man muss schon genau an die Motive herangehen, um die Protagonisten, die meist tierischer Natur sind und liebend gerne Schabernack treiben, zu erspähen.

In seiner Malerei erzählt Kasper gerne Geschichten. Auch wenn es manchmal ernste Themen sind, ist der Humor ein wichtiger Bestandteil seiner Bilder. Bei zwei Motiven gibt es einen Wiedererkennungseffekt bei den Wehrer Besuchern. Die saftige Orange, die über den Dächern der Stadt hängt, ist der Blick aus seinem Fenster in der Hauptstraße. Auch die Vögel, die auf einem Baum sitzen und ein „Vogelkonzert“ hoch über der Stadt geben, sind in seiner Wahlheimat Wehr zu verorten. Für Schopfheimer Motive hat Kasper die Zeit nicht gereicht.

Für diese Ausstellung hat sich der Künstler, der aus der Graffiti-Szene herkommt und bei der Basler Fasnacht eine Nummer ist, wo er aufwendige Laternen gestaltet, auf seine Lieblingsthemen Flora und Fauna konzentriert. Menschen bleiben komplett außen vor in den 40 meist großformatigen Arbeiten. Die Tierbilder darf man nicht mit naturalistischen Abbildungen à la Brehms Tierleben verwechseln, vielmehr sind sie witzig verfremdet. Den Tieren werden menschliche Züge verliehen oder sie werden in menschlichen Alltagssituationen und Verhaltensweisen dargestellt. Das sind dann wunderlich konstruierte tierische Lebenswirklichkeiten, die es so nicht gibt, und manche Tiere sind schon karikiert.

Der leidenschaftliche Hobby-Ornithologe, der sich extra zum Studium der Vogelwelt eine Kamera mit großem Tele zugelegt hat, vermenschlicht die Vögel. In seinen Bildern überträgt er den Menschenalltag auf Vögel, Insekten und Säugetiere und stellt alles aus tierischer Perspektive dar. Immer ist da ein Freiraum für die Fantasie. Auch die Pflanzen sind Protagonisten bei Kasper, aber doch meistens eher Beiwerk. Der Maler sieht in den Dingen immer irgendwelche Wesen.

In seinen Illustrationen zu einem (noch nicht fertigen) Kinderbuch, zu dem sein Wehrer Künstlerkollege Fernando van Geeteruyen, der bei der Vernissage anwesend war, die Kurzgeschichte geliefert hat, ist ein Vögelchen der Held. Der Star macht sich auf die Reise und trifft Sonne, Mond und Sterne. Die Bilderfolge und der Text hängen in der Ausstellung aus.

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