Was für ein Unterschied zu diesem Winter, der bisher mehr einem Frühling glich. Vor 60 Jahren herrschten eisige Wochen wie aus einem russischen Bilderbuch: Väterchen Frost mit Temperaturen zwischen minus 5 (tagsüber) und minus 25 Grad (nachts) hatte von Januar bis Anfang März 1963 den Landkreis Waldshut im Griff.

Dazu gab‘s einen rund zwei Tage lang tobenden Schneesturm. Auf der Bundesstraße 500 zwischen Bannholz und Oberalpfen wurden zwei Postbusse, ein Lastwagen und mehrere Personenwagen von den Schneemassen eingeschlossen.

Fußgänger überqueren in Laufenburg den Rhein auf dem Eis

1963 war auch das Jahr der letzten großen Seegfrörne des Bodensees. Selbst der Hochrhein war an manchen Stellen von Ufer zu Ufer zugefroren. So etwa bei Laufenburg, wo Fußgänger zwischen dem deutschen und schweizerischen Ufer pendelten.

Erst eine starke Schneefräse der St. Blasier Firma Schmidt konnte die B 500 am 22. Januar 1963 wieder für den Verkehr frei machen.
Erst eine starke Schneefräse der St. Blasier Firma Schmidt konnte die B 500 am 22. Januar 1963 wieder für den Verkehr frei machen. | Bild: Alb-Bote Archiv

In Waldshut reichte es nicht zu einer geschlossenen Eisdecke; allerdings musste der Fährbetrieb für einige Tage eingestellt werden. Durchgängiges Frostwetter registrierte etwa Waldshut ab der zweiten Januarwoche 1963. Zunächst sah alles nach einem ganz normalen Winter aus, allerdings gaben nächtliche Minusgrade von über 20 Grad dann doch zu denken, als damit nach einigen Tagen nicht wie sonst Schluss sein wollte.

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Dazu passte dann die zunehmende Vereisung des Bodensees, die sich schließlich auch am Hochrhein bemerkbar machte. Das Eistreiben wurde immer stärker und in Bereichen mit ruhigerem Wasser schlossen sich die Eisdecken.

Fehlte nur noch ein Schneesturm, um von einem Winter wie in Russland sprechen zu können. Am 21. Januar 1963, einem Montag, war es so weit. Zwischen Bannholz und der damaligen Straßenabzweigung nach Oberalpfen zog gegen 13 Uhr ein Sturm auf, über den der Alb-Bote unter anderem wie folgt berichtete.

Postbusse bleiben in Schneemassen stecken

„Ein gewaltiger Sturm, der an sibirische Verhältnisse erinnerte, verursachte so starke Schneeverwehungen, dass die beiden Nachmittagspostbusse von Waldshut nach St. Blasien plötzlich stecken blieben und in dichte Schneewolken eingehüllt waren.

Nicht lange und auch zwei Lastwagen blieben stecken, ebenso VW-Busse und einige Personenwagen, die zum Teil so stark mit Schnee überschüttet wurden, dass nur noch das Dach herausragte. Die Eingeschneiten waren einem beißenden Sturm und fast undurchsichtigen Schneewolken ausgesetzt. Sie verließen die Busse und kämpften sich zu Fuß nach Bannholz durch, wo sie in der warmen Adler-Stube auf eine Fahrtgelegenheit nach St. Blasien warteten.

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Zwei Schneepflüge, von denen einer selbst in den Schneemassen eingeschlossen wurde, waren wie auch zwei Schneefräsen, von denen ebenfalls eine ausfiel, gegen die gewaltigen Schneemassen machtlos. Die Polizei musste die Straße sperren und den Verkehr nach Tiengen umleiten.

Warten auf den Morgen mit laufendem Motor

Die Omnibusse, ein Lkw und Schweizer Personenwagen waren jetzt im Schnee eingeschlossen, die Fahrer mussten die Nacht in ihren Wagen zubringen. Die Busse wurden mit Treibstoff versorgt, und mit laufendem Motor warteten die frierenden Fahrer auf den Morgen.

An brennenden Zeitungen wärmten sie immer wieder ihre steifgefrorenen Hände. Am Dienstagmorgen erst – noch fegte der Sturm unaufhörlich Schneemassen daher – konnten die Busfahrer sich im Adler in Bannholz aufwärmen und stärken. Erst der Einsatz einer großen Schneefräse der St. Blasier Firma Schmidt konnte die Fahrzeuge frei bekommen. Am Mittwochmorgen legte sich der Sturm, den ehemalige Soldaten mit dem russischen Winter verglichen“, endet der Bericht von 1963.

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