Der Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Finanzbranche und den Energiemarkt sowie die Nachwirkungen der Corona-Pandemie haben das Geschäftsjahr 2022 der Volksbank Hochrhein geprägt. Die beiden gleichberechtigten Vorstände der Genossenschaftsbank, Christa Bader und Stefan Aust, sprechen daher von einem „Ausnahmejahr“.
Dennoch sei es dem Geldinstitut mit Sitz an der Waldshuter Bismarckstraße gelungen, 2022 „erfolgreich zu meistern“ und in den meisten Bereichen zu wachsen, wie Bader bei der Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen erklärt. Einen großen Dank richtet sie dabei an die Mitarbeiter. „Während der Turbulenzen sind sie dem Beratungsbedarf unserer Kunden gerecht geworden“, sagt sie erfreut.
Die Bilanzsumme der Volksbank Hochrhein ist gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 1,709 Milliarden gestiegen. Gewachsen ist auch das betreute Kundenvolumen. Dieses erhöhte sich um 1,6 Prozent auf etwa 2,85 Milliarden Euro. Als Wachstumstreiber nennt Christa Bader hier – wie für andere Bereiche auch – die Kreditvergaben an Kunden.
Nachfrage nach Baufinanzierungen sinkt
Allerdings verzeichne die Volksbank aktuell eine rückläufige Nachfrage nach Baufinanzierungen. Der auf mittlerweile 3,5 Prozent gestiegene Leitzins der Europäischen Zentralbank sorge dafür, dass Kredite teurer werden. Insbesondere beim Immobilienkauf müssten Kreditnehmer tiefer in die Tasche greifen.
„Der Kreis derer, die sich die eigenen vier Wände leisten können, hat sich eingegrenzt“, merkt Christa Bader an. Nicht nur wegen gestiegener Zinsen, sondern auch durch höhere Lebenshaltungs- und Baukosten, Energiepreise und eine geringere staatliche Förderung, wie die Vorständin ergänzt. Nichtsdestotrotz empfiehlt Stefan Aust seinen Kunden, für die Altersfürsorge auf Immobilien zu setzen.
Der Vorstand berichtet im Pressegespräch dann auch von einer wachsenden Nachfrage nach Altersvorsorge- und Aktienprodukten. Seine Vorstandskollegin Christa Bader spricht von einem Rekordjahr beim Abschluss von Bausparverträgen.
Bei den gewerblichen Kunden sei das vorherrschende Thema während der Beratungsgespräche der Fachkräftemangel gewesen. Egal ob Handwerk, Handel, Gastronomie und Industrie: „Das Personal fehlt in allen Bereichen“, so die Vorständin. „Auch wir teilen das Schicksal und haben einige Stellen nicht besetzen können, die wir besetzen wollten“, verrät Stefan Aust. Die Volksbank habe unter anderem aus diesem Grund ihren Verwaltungsaufwand um etwa 1,1 Millionen Euro senken können.
Volksbank freut sich über mehrere Auszeichnungen
Stolz ist der Vorstand auf mehrere Auszeichnungen und Prädikate, die die Volksbank Hochrhein in den vergangenen Monaten erhalten habe, darunter die Note „Sehr gut“ für ihr Online-Angebot. Verliehen wurde sie vom Deutschen Institut für Bankentests, das inkognito das Geldinstitut geprüft habe, wie Aust erzählt.

Weil die Volksbank den demografischen Wandel spüre, sei es das Ziel, Mitglieder dazu zu gewinnen. Im vergangenen Jahr sei dies mit 559 Neuzugängen erneut geglückt, freuen sich die Vorstände. Mit insgesamt 24.141 Eigentümern ist die Volksbank Hochrhein laut eigenen Angaben die größte Mitgliedervereinigung im Landkreis Waldshut.
Persönliche Gespräche und digitale Angebote
Die Bank setze beim Kundenkontakt auf eine Mischung aus persönlicher Beratung und digitalen Kanälen. „Wir stellen fest, dass auch junge Menschen Beratung wollen“, sagt Aust und nennt die Themen Baufinanzierung und Altersvorsorge als Beispiele. Der Vorstand merkt aber auch an: „Die Jungen, mit denen wir keinen persönlichen Kontakt herstellen, verlieren wir an die Internetbanken.“
„Die Nähe zu den Menschen zeichnet uns aus“, ist Stefan Aust von der Geschäftsphilosophie des 156 Jahre alten Geldinstituts überzeugt. Die Volksbank setzt auch deshalb ihr regionales Engagement fort und unterstützt weiterhin Vereine sowie Kindergärten und Schulen. Peter König, Bereichsleiter für Unternehmensentwicklung, freut sich, dass die Volksbank-Hochrhein-Stiftung, die junge Musiker fördert, nach der Corona-Pandemie zur Normalität zurückgekehrt ist.
Veränderungen im Filialnetz wie im vergangenen Jahr sind 2023 nicht vorgesehen, wie Christa Bader auf Nachfrage erklärt. Die Entscheidung über eine mögliche Schließung des SB-Standortes in Lottstetten sei zurückgestellt worden, fügt Stefan Aust hinzu. Der Vorstand blickt, „was die Volkswirtschaft betrifft, verhalten optimistisch“ auf das restliche Jahr 2023. Um die Volksbank Hochrhein sorgt er sich nicht: „Wir haben ein solides Geschäftsmodell.“