Bunte Blumenteppiche auf Plätzen und Straßen ziehen ein Mal im Jahr die Blicke auf sich. Die farbenfrohen Natur-Kunstwerke sind traditionell mit dem hohen katholischen Feiertag Fronleichnam verbunden. Sie liegen vor Kirchen und vor kleinen, aufgebauten Altären, die bei Prozessionen aufgesucht werden.
In Teppichen steckt viel Arbeit
Viele fleißige Hände sind für die prachtvollen Teppiche nötig. In Tiengen ist es, neben weiteren kirchlichen Gruppierungen, vor allem die Katholische Frauengemeinschaft, die schon seit Jahrzehnten beim Blumensuchen und Teppichlegen engagiert ist.

Und dies wie Anneliese Keller (Ex-Vorsitzende und Mitglied des Gemeindeteams) und Eva Hug (Vorsitzende im Dreierteam) bestätigen, mit viel Freude. Schon als Kind haben beide beim Sammeln geholfen. Am Montagabend waren sie mit anderen Frauen, unterstützt von Erstkommunionkindern und Ministranten, zum Blumensammeln unterwegs.
Vor der Haustüre wurden sie nicht fündig, weil die Wiesen schon alle abgemäht waren. Es brauchte höhere Lagen wie den Aichener Berg und die Gegend um Brenden, um zwölf Eimer zu füllen, hauptsächlich mit Margeriten und Lupinen.
Nach rund zweieinhalb Stunden war der Sammeltrupp wieder in Tiengen. Ein weiterer Sammeltermin ist nicht nötig, denn ein sehr großer Teil des Materials kommt aus anderen Quellen. Für Fronleichnam werden vielfach eigene Gärten geplündert und für Grünzeug, eigene Hecken gestutzt.
Besonders Rosenblätter in allen Farben kommen aus den Gärten. Lorbeer oder Blätter von Eibenhecken eignen sich zum Beispiel gut für Umrandungen. Auch im Haushalt findet sich Brauchbares. So eignet sich Kaffeesatz gut für Konturen.
So entstehen die bunten Teppiche
Gesammelt wird in Tiengen alles in einer Garage hinter dem Pfarrhaus. Am Mittwochnachmittag werden die Pflanzenteile dann zu bunten Teppichen mit Motiven und Schriftzügen gelegt. „Die einen zupfen, die anderen kleben“, erzählt Anneliese Keller.

Zupfen heißt, Blütenblätter von der Blumenmitte zu entfernen. Dicht an dicht werden die Pflanzenteile auf Vorlagen geklebt und danach mit Haarspray für den Glanz und die Haltbarkeit behandelt.
Neben der Gestaltung von Stationenaltären, steht immer das große, rund drei smal 1,90 Meter große Bild vor der Mariä Himmelfahrt Kirche im Mittelpunkt. Es wird dieses Jahr das Motiv „Brot und Wein“ zeigen und damit auf den Kern von Fronleichnam verweisen:
Im katholischen Sakrament der Eucharistie (Wandlung) wird Brot und Wein zum Leib (Hostie) und Blut Jesu Christi, nach der katholischen Lehre ist Jesus Christus damit mitten unter uns gegenwärtig. Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Althochdeutschen. Fron bedeutet Herr und lichnam steht für Leib.
