Fachkräfte sind rar und werden oft vergeblich gesucht. Dies gilt besonders auch für den Bereich der Kleinkinderbetreuung, die dem Bedarf entsprechend, immer weiter ausgebaut wird. So sucht zum Beispiel Waldshut-Tiengen für vier städtische Kitas Fachpersonal.
Die Ausbildung zum staatlich geprüften Erzieher läuft im Landkreis Waldshut über die Fachschule Sozialpädagogik an der Justus-von-Liebig-Schule in Waldshut. Dort kamen kürzlich die Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller (CDU) und eine Delegation der Frauen-Union Waldshut (CDU) mit dem Schulleiter der Liebig-Schule, Andreas Ackermann, und Dorothee König, Leiterin der Abteilung Sozialpädagogik, zu einem Gespräch zusammen.
Ausbildung auch für Quereinsteiger möglich
Im Mittelpunkt stand ein neuer Ausbildungsweg, den die Liebig-Schule seit Kurzem neben der klassischen und praxisintegrierten Erzieherausbildung, anbietet. Die Hoffnung ist, dadurch zusätzliches Fachpersonal für die Kitas zu gewinnen. Hauptzielgruppe sind Menschen mit mittlerem Bildungsabschluss, die nicht regelmäßig eine Schule besuchen können, Quereinsteiger oder Menschen, die beispielweise nach der Familienphase nochmals beruflich durchstarten möchten.

Zweijährige Berufsfachschule zum Erwerb von Zusatzqualifikationen (2BFQ) ist die korrekte Bezeichnung für diesen Ausbildungsweg, der zuzüglich eines abschließenden Praktikumsjahrs nach drei Jahren zum staatlich geprüften Erzieher führt.
Theorie an der Justus-von-Liebig-Schule
In den ersten zwei Jahren wird die Theorie an der Justus-von-Liebig-Schule in wöchentlich zehn Stunden vermittelt. Dies aufgeteilt auf zwei Unterrichtseinheiten ab dem späten Nachmittag. Die Erledigung von Hausaufgaben und die Bereitschaft zuhause selbst organisiert zu lernen, sind bei diesem reduzierten Schulunterricht unumgänglich.
Hintergrund zur Ausbildung
Pflicht ist bei dem neuen Angebot weiterhin ein mindestens 18-wöchiges Vollzeit-Praktikum in einer Kinderbetreuungseinrichtung während der beiden Theoriejahre. Um möglichst viele Teilnehmer für den neuen Ausbildungsweg zu gewinnen, hat die Liebig-Schule zusammen mit den Gemeinden des Landkreises Waldshut das sogenannte „Waldshuter Modell“ entwickelt.
Von der Unterstützungskraft zur Fachkraft
Die Gemeinden haben sich nach Aussage von Ackermann grundsätzlich bereit erklärt, sogenannte Unterstützungskräfte in ihren Kitas zu beschäftigen. „Die Teilnehmer können bei Beginn der Ausbildung als Unterstützungskräfte in Teilzeit eingestellt werden und nach Ende ihrer Ausbildung als Fachkräfte weiterbeschäftigt werden“, fasst Andreas Ackermann den neuen Ausbildungsweg zusammen.
Im Herbst 2022 ist er mit 21 Frauen und einem Mann unterschiedlichen Alters gestartet. Bei den meisten Absolventen handelt es sich um Umschüler und Wiedereinsteiger. Dass der Mangel an Fachpersonal in den Kitas an fehlender Attraktivität des Erzieherberufs liegt, glaubt Andreas Ackermann nicht.
Tätigkeit und Bezahlung sieht er bereits jetzt als attraktiv an. Allerdings würde der Erzieherberuf besondere Anforderungen stellen, anspruchsvoll und belastend sein und eine gewisse persönliche Eignung erfordern, die man nicht einfach in der Schule erlernen könne.