Herr Sendelbach, was ist eigentlich ein Coworking-Space?
Es geht darum, an einem gemeinsamen Ort zu arbeiten. Immer mehr Menschen arbeiten solo-selbstständig oder im Homeoffice und wünschen sich ab und an Anschluss und Austausch. Andere haben daheim nicht genügend Raum oder möchten einen Tapetenwechsel. Ein Coworking-Space bietet genau das. Jeder kann stunden-, tage- oder wochenweise einen Schreibtischplatz buchen. Konzentriertes Arbeiten bei ausfallsicherem, schnellem Internet soll dabei ebenso möglich sein wie gesellige Pausen bei frischem Kaffee oder Tee.
Mitten in der Waldshuter Innenstadt werden Sie demnächst einen Coworking-Space eröffnen. Wie kam es zur Idee?
Besonders während der Corona-Pandemie haben wir gemerkt, dass Einsamkeit im Homeoffice ein Problem ist, das viele Menschen belastet. Im Januar diesen Jahres waren wir dann zu einer Info-Veranstaltung im Coworking-Space Startblock in Lörrach eingeladen. Das Konzept hat mir gut gefallen, also habe ich in unserem katholischen Gemeindezentrum in der Eisenbahnstraße in Waldshut Mitstreiter gesucht. Die Teams der Diözesanstelle und des Bildungszentrums haben sofort Unterstützung in der Organisation zugesagt. Im Austausch mit der Wirtschaftsförderung Südwest und der Initiative „New Work uffm Land“ haben wir dann das Konzept erarbeitet.

Was wird in Waldshut geboten sein?
Wir haben ein Großraumbüro mit acht Arbeitsplätzen eingerichtet. Das Bildungswerk hat Monitore und einen Drucker gestiftet. Wir stellen den Raum, der bisher nur ein bis zwei mal pro Woche für Schulungen genutzt wurde. Geräuschreduzierende Trennwände sind bestellt und werden im August geliefert. Im Vorraum gibt es zudem eine gemütliche Lounge-Ecke für geselligen Austausch und Pausen. Jeder kann seinen Laptop mitbringen, einstöpseln und sofort loslegen.
Kann der Raum auch von größeren Gruppen für Meeting gebucht werden?
Nein, leider nicht. Aber es ist möglich durch unsere Vermittlung über die Pfarrei zusätzliche Räume, die für Teamsitzungen, Workshops oder Events gegen eine Raummiete zu buchen.
Wie passen Kirche und Coworking zusammen?
Die Kirche hat seit jeher da angepackt, wo Lösungen gebraucht wurden. Im Mittelalter wurden zum Beispiel Kranke versorgt, in anderen Zeiten Kindergärten sowie Pflege- und Beratungseinrichtungen geschaffen, weil es notwendig war. Wir sehen den Bedarf für einen Coworking-Space, haben Platz im Haus und wollten ein Angebot schaffen. Er soll für alle Schichten, Konfessionen, Ethnien, Berufs- und Altersgruppen da sein, und zwar kostenlos.

Wie ist die kostenlose Nutzung möglich?
Ein Großteil der Ausstattung war bereits vorhanden, für die Schreibtischstühle und Trennwände haben wir rund 4000 Euro bezahlt. Aber weil wir die Raummiete ohnehin bezahlen und wir uns die Organisation mit dem Bildungswerk teilen können, haben wir uns dafür entschieden, das Angebot kostenlos zur Verfügung zu stellen. Unser Frido-Space soll gemeinnützig sein. Natürlich ist Engagement als Gegenleistung jederzeit willkommen, zum Beispiel mal die Kaffeemaschine sauber machen, dem Sitznachbarn einen Excel-Tipp geben, Kuchen mitbringen oder ein gemeinsames Frühstück organisieren – jeder kann einbringen, was er kann und möchte. Aber: Alles kann, nichts muss!
Warum heißt das geteilte Büro FridoSpace?
Wir hatten über 20 Namen auf der Liste, darunter auch so kreative Vorschläge wie „Denkbar“, „Work Bay“ oder „E29“ – für Eisenbahnstraße 29. Alle Räume im katholischen Gemeindehaus sind nach Heiligen benannt. Weil der Raum schon immer den Namen „Fridolin von Säckingen“ trug, haben wir uns für „FridoSpace“ entschieden.
Wie können sich Interessierte denn künftig einen Coworking-Platz im Frod-Space buchen?
Auf unserer Internetseite www.fridospace.de gibt es schon jetzt ein Formular für Buchungsanfragen. Natürlich erreicht man uns auch telefonisch (Telefon 07751 8314-400). Nach den Sommerferien, also am 11. September, werden wir eröffnen. Aber am 26. Juli, ab 18 Uhr, laden wir alle Interessierten zu einem Kick-Off ein.
Wofür ist die Kick-Off-Veranstaltung am 26. Juli gedacht? Was erhoffen Sie sich davon?
Wir möchten den FridoSpace am diesem Tag der Öffentlichkeit vorstellen. Wer möchte, darf auch Ideen und Wünsche äußern. In kleinen Workshop-Gruppen laden wir gemeinsam mit Monika Studinger von „New Work uffm Land“ zum Gedankenaustausch ein. Das ist ja unser erster Coworking-Space, deshalb müssen wir noch viel lernen und sind sehr gespannt, was sich die Interessierten konkret wünschen.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft des Frido-Space?
Ich wünsche mir, dass Menschen gerne hier arbeiten und vielleicht sogar Synergien entstehen – zwischen den Coworkerinnen und Coworkern selbst oder auch mit dem Bildungswerk. Hier im Haus werden regelmäßig Kurse angeboten, die so bunt wie unsere Gesellschaft sind und von Sport oder Sprachangeboten bis hin zu Wissens-Inputs reichen. Natürlich sind auch die Coworker eingeladen, die Kurse zu besuchen. Aber vielleicht entstehen sogar gemeinsame Workshop-Ideen mit dem Bildungszentrum, die das Leben in Waldshut zusätzlich bereichern.