Erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wäre Gurtweil an diesem Sonntag, 25. September, wieder zum Ort der Begegnung für Menschen mit und ohne Behinderung geworden. Doch die Caritaswerkstätten Hochrhein als Veranstalter haben den Hand-in-Hand-Lauf im Ortskern kurzfristig abgesagt. Als Grund verweisen die Betreiber der Behinderteneinrichtung beim Gurtweiler Schloss auf die neue Corona-Verordnung, die am 1. Oktober in Kraft tritt.

Als sogenannte Einrichtung für Eingliederungshilfe seien die Caritaswerkstätten Hochrhein künftig verpflichtet, eine Testpflicht für Besucher sowie eine Maskenpflicht für Besucher und Bewohner von Pflegeeinrichtungen dort durchzusetzen, wo eine Vielzahl von Kontakten stattfindet, wie Corinna Brötzmann vom Projektmanagement der Behinderteneinrichtung auf Nachfrage dieser Zeitung erklärt.

Die Organisatorin des Hand-in-Hand-Laufs hatte für Sonntag mit bis zu 400 Zuschauern über den Tag verteilt sowie mit bis zu 300 Teilnehmern gerechnet. Nach dem Lauf hätte eine Live-Band gespielt. Vereine aus Gurtweil wollten die Gäste bewirten. „Wir hätten eine Teststation aufbauen oder von jedem Besucher einen Testnachweis verlangen müssen“, sagt Brötzmann.

Aufwand für Teststation wäre zu hoch

„Es war klar, dass wir den Lauf unter diesen Umständen nicht durchführen können“, fügt sie hinzu. Dies sei vom Organisationsaufwand her nicht machbar gewesen. Auch die Durchsetzung der Maskenpflicht passt ihrer Ansicht nach nicht zu dem Anlass, bei dem der Austausch im Vordergrund stehe. Angesichts dieser Vorgaben haben die Veranstalter den Hand-in-Hand-Lauf schweren Herzens kurzfristig abgesagt.

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Am 16. September hatte das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration in Stuttgart die neuen Corona-Regelungen für Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe bekannt gegeben. Nach dem damaligen Stand wäre die Verordnung am 24. September in Kraft getreten – einem Tag vor dem Hand-in-Hand-Lauf.

Zwischenzeitlich wurde das Datum laut Corinna Brötzmann aber auf den 1. Oktober verschoben. „Wir hätten den Lauf jetzt doch durchführen können“, erklärt die Caritas-Mitarbeiterin. Allerdings seien die Absagen bereits verschickt worden. Einen Weg zurück gebe es nicht.

„Für die Menschen mit Behinderungen ist der Hand-in-Hand-Lauf ein großes Event“, erklärt Brötzmann. 300 Startnummern hatte sie für den 25. September bestellt. Jeweils ein Teilnehmer mit und ein Teilnehmer ohne Behinderung laufen bei der Veranstaltung gemeinsam eine zuvor ausgewählte Strecke – entweder 600 oder 1300 Meter – durch Gurtweil.

Pandemie schränkt Begegnung ein

Es wäre der mittlerweile vierte Hand-in-Hand-Lauf gewesen. Zuletzt fand er 2018 statt. Die Corona-Pandemie habe die Begegnung zwischen den Mitarbeitern der Caritaswerkstätten und der Dorfbevölkerung in den vergangenen Jahren weitestgehend eingeschränkt, berichtet Corinna Brötzmann. „Umso mehr hatten sich nun alle darauf gefreut“, bedauert sie die Absage der Laufveranstaltung, dessen Schirmherr der Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner ist. „Ich gehe davon aus, dass wir den nächsten Hand-in-Hand-Lauf für 2024 planen“, erklärt Brötzmann.

Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling
Gurtweils Ortsvorsteher Claudio Helling | Bild: Juliane Schlichter

Bedauern empfindet auch der Gurtweiler Ortsvorsteher Claudio Helling. „Das ist schade für die Dorfgemeinschaft, denn es ist eine schöne Veranstaltung in Gurtweil“, sagt er auf Nachfrage dieser Zeitung. Er habe bereits viele Rückmeldungen von Bürgern erhalten, die die Absage ebenfalls bedauern. „Offensichtlich macht die neue Verordnung einen neuen Strich durch die Rechnung der Veranstalter“, fügt er hinzu.

Claudio Helling erklärt: „Die Bewohner der Caritaswerkstätten gehören zum Dorf.“ Das Zusammenkommen von Menschen mit und ohne Behinderung sei jedoch wegen Corona zu kurz gekommen. Der Ortsvorsteher merkt in diesem Zusammenhang an, dass seit 2019 der Adventsmarkt der Caritaswerkstätten beim Gurtweiler Schloss nicht mehr stattfinden konnte und dass zu Hochzeiten der Pandemie der Schlossgarten für Besucher geschlossen war. „Der Kontakt ist leider nicht mehr so, wie er war“, sagt Helling und betont gleichwohl: „Die Einrichtung steht unter einem besonderen Schutz.“

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