Es gibt zu wenige Fachkräfte. Das spüren besonders die Unternehmen in der Region, speziell im Landkreis Waldshut. Viele wandern etwa in die benachbarte Schweiz ab. Um diesem Mangel zu begegnen, ist FDP-Stadt- und Kreisrat Harald Ebi aktiv geworden.
Mit Bachelor- und Masterabschlüssen
Nach mehrjährigen Verhandlungen hat die FDP Waldshut unter Ebis Regie die Fachhochschule Kalaidos mit Sitz in Zürich als neuen Bildungsanbieter gewinnen können. In den Räumen der Bildungsakademie der Friedrichstraße in Waldshut sollen sich junge Menschen bald für Fernstudiengänge mit Bachelor- und Masterabschlüssen einschreiben können. So der Plan.
Region Hochrhein braucht Fachkräfte
Als selbstständiger Dachdeckermeister und Betriebswirt weiß Ebi, wovon er spricht: „Wir brauchen gut ausgebildete Fachkräfte in Industrie, Handwerk, Handel, Logistik, Medizin und vielem mehr, vor allem auch Aufstiegsmöglichkeiten mit Bindung an die Betriebe.“
Leistungsträger der Wirtschaft wandern ab
In seinen Ausführungen macht er gegenüber unserer Zeitung in Schreiben und am Telefon auf den Missstand aufmerksam. Seit Jahren würde der Landkreis viele Leistungsträger ans benachbarte Ausland und die großen Wirtschaftszentren im Land verlieren. Ebi: „Das schadet unserer Region nachhaltig.“

Kontakt entsteht über einen Bekannten
Der Unternehmer, Stadt- und Kreisrat nahm das Heft vor drei Jahren selbst in die Hand. Er suchte nach Möglichkeiten. Schließlich kam der Kontakt zur Kalaidos Fachhochschule, wo ein Bekannter von ihm doziert, zustande. Im Herbst 2018 stellte er seinen Pläne nach seinen Informationen Landrat Martin Kistler vor. Mit dabei ein Vertreter der Fachhochschule.
Landkreis Waldshut soll attraktiv bleiben
Mittlerweile nimmt das Vorhaben schon klare Konturen an. In Zusammenarbeit mit Kalaidos sollen in den Räumen der Bildungsakademie in Waldshut Studiengänge angeboten werden. „Ich hoffe, dass wir durch die Studienangebote als Landkreis langfristig für Familien und Unternehmen attraktiv bleiben“, sagt Ebi.
Unterricht im dualen System
Er verspricht sich eine nachhaltige Wirtschaftsförderung. Studenten sollen im dualen System unterrichtet werden. Dadurch bleiben, so Ebi, die hochqualifizierten Fachkräfte im Unternehmen. Durch etliche Wahlmodule stünden jedem Unternehmen und Studenten eine Vielzahl von Studienschwerpunkten zur Verfügung.
Kalaidos möchte schon im Herbst einsteigen
Im Moment würden Gespräche mit der Bildungsakademie bezüglich der Räumlichkeiten, Unterrichtstage und mit Unternehmen geführt. Ebi nahm auch Kontakt mit der Handwerkskammer und der Industrie- und Handelskammer (IHK) auf. Er betont: „Kalaidos wäre in der Lage sofort mit den Studiengängen zu beginnen.“ Nach seiner Information würde die Fachhochschule gerne schon im Herbst starten.
Eigenständige Hochschule gibt es nicht
Ebi hat den Stein angestoßen. Details zu Studienangeboten, -inhalten und Zeitplanung erarbeiten die Beteiligten. Landrat Martin Kistler bestätigt auf Nachfrage auf jeden Fall: „Initiiert von Harald Ebi beabsichtigt die Handwerkskammer Konstanz, unterstützt von der Kreishandwerkerschaft, eine Kooperation mit Kalaidos, um in Waldshut in den Räumen der Bildungsakademie begleitete Fernstudiengänge einzurichten.“ Um Missverständnisse zu vermeiden, betont er, dass eine eigenständige Hochschule leider nicht vorgesehen sei.
Defizit im Bereich der akademischen Ausbildung
Laut Landrat bestehe ein Trend hin zu höheren Bildungsabschlüssen, ohne Staatliche Hochschule im Kreis aber ein Defizit im Bereich der akademischen Ausbildung. Waldshut sei einer der wenigen Landkreise in Baden-Württemberg ohne eine entsprechende Einrichtung. Seit langem bemühe sich der Landkreis darum, eine Fachhochschule ins Kreisgebiet zu bekommen. „Initiativen fanden aber bisher keine Unterstützung auf Landesebene“, bedauert Kistler.
Der Landkreis hat bereits Studienangebote als betreutes Fernstudium geschaffen:
Landrat Martin Kistler begrüßt Kooperation
Er begrüßt die Kooperation mit Kalaidos. Die Einrichtung solcher Studiengruppen würden Vorteile für Arbeitgeber und Betriebe vor Ort bieten. Sie seien eine gutes Instrument zur Förderung und Bindung von fähigen Mitarbeitern. Kistler: „Für Mitarbeiter bietet ein solches Angebot eine wohnort- und arbeitsplatznahe berufliche Qualifizierungsmöglichkeit.“
Auch OB Philipp Frank sieht es positiv
Die Stadt Waldshut-Tiengen ist noch nicht eingebunden. Aber Oberbürgermeister Philipp Frank schreibt auf Nachfrage: „Grundsätzlich finde ich alles, was den Bildungsstandort Waldshut-Tiengen stärkt, begrüßenswert.“