„Ich hab‘ hier was für euch“, sagt ein Mann, der eben den DRK-Kleiderladen in Waldshut betreten hat. Er übergibt ein Paar schwarze Herrenwinterschuhe und geht mit einem Lächeln zur Tür heraus. „Die sind ja fast wie neu“, freut sich Renate Reinhart und wirft einen kurzen Blick auf die Sohle.
Nur wenige Gebrauchsspuren sind dort zu sehen und deuten darauf hin, dass ihr Einsatz bisher nur von kurzer Dauer war. Renate Reinhart freut sich über die Spende und stellt sie gleich in das Regal in der Kasse. Dort, wo wie in einem Schuhladen an die 50 Paar Schuhe aufgestellt sind und auf ihren neuen Besitzer warten: Die weißen Sneaker, die braunen Stiefeletten, die blauen Mokassins, die schwarzen Pumps und die blau-weißen Sportschuhe.

Seit Mitte November ist der Kleiderladen des DRK-Kreisverbands Waldshut an seinem neuen Standort in der Aarauer Straße in der Waldshuter Schmittenau. In den hellen Räumen zwischen Camping- und Fußballplatz kann für kleines Geld Second-Hand-Ware eingekauft werden. Und der Bedarf nach den günstigen Kleidungsstücken und Schuhen ist in den vergangenen Monaten gestiegen, wie die ehrenamtlichen DRK-Helferinnen Renate Reinhart, Ellen Kleis und Erika Schäuble bestätigen.

„Die Inflation macht sich schon bemerkbar. Jetzt kaufen auch mehr Leute aus der Mittelschicht und Einheimische bei uns im Kleiderladen ein“, sagt Renate Reinhart, die vor rund 50 Jahren den Kleiderladen mit aufgebaut hat. Seitdem engagiert sich die 72-Jährige aus Hohentengen im Kleiderladen. Für ihren unermüdlichen Einsatz für das DRK wurde die Leiterin der Sozialen Dienste jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Unterstützt wird Renate Reinhart von zwölf weiteren Ehrenamtlichen – zehn Frauen und zwei Männern. Sie sichten die abgegebenen Kleiderspenden, zeichnen sie mit Etiketten aus und helfen an den Verkaufstagen. Renate Reinhart gibt einen Einblick in die Preisgestaltung: Jacken und Mäntel kosten zwischen 5 und 16 Euro, eine Herrenhose 4 Euro, ein Nachthemd 3 Euro, Bettwäsche für 3,50 Euro. Das teuerste Stück sei derzeit ein Pelzmantel für 36 Euro. Mit den Einnahmen finanziert das DRK sein soziales Angebot.

Die Ehrenamtlichen freuen sich sehr über den neuen Standort des Kleiderladens. Während es in den alten Räumen im Rot-Kreuz-Haus oft eng zuging, haben die gespendeten Kleider jetzt viel Platz. Die Jacken, Hosen, Pullover, Kleider und Schals hängen an Kleiderstangen und Drehkarussellen, Kinderkleider, Schuhe, Taschen, Bettwäsche und Handtücher sind in Regalen verstaut. „Eine Umkleide fehlt noch, die wird noch gemacht“, sagt Renate Reinhart sichtlich stolz.
Es ist Freitagnachmittag, 14.30 Uhr. Etwa 20 Kunden befinden sich im Kleiderladen. Einige von ihnen haben die Räume mit vollen Tüten bereits wieder verlassen, neue kamen hinzu.

„Ich kaufe im Kleiderladen ein, weil ich Sachen finde, die ich sonst nirgends finde. Es gibt eine große Auswahl“, sagt Brigitte Müller aus Waldshut. Zum ersten Mal war sie beim Fasnachtsbasar in der DRK-Einrichtung, jetzt kommt sie einmal pro Woche in die Schmittenau. „Ich kaufe saisonbedingt und was mir gefällt.“
Die Kunden kommen laut Renate Reinhart aus dem ganzen Umkreis: Hohentengen, Görwihl, Bad Säckingen und sogar St. Blasien. Wie Mehmeti Schaip. „Ich bin sehr zufrieden und froh, dass es so etwas gibt“, sagt Schaip. Er kommt seit zwei Jahren, einmal im Monat im Kleiderladen ein. An diesem Freitag hat er Winterschuhe, Arbeitshosen, Pullover, Hemden und eine Jacke gefunden.

„Mir geht es um die Nachhaltigkeit“, sagt eine 56-Jährige aus Waldshut. „Ich kaufe querbeet, was mir gefällt.“ Sie freut sich über das Angebot und das Engagement der Helfer im Hintergrund.
Die Ukrainerin Tetiana Nykolaienko kommt einmal in der Woche in den Tafelladen. An diesem Freitag sucht sie gemeinsam mit ihrem Mann Winterkleidung für sich und die Kinder. „Ich finde das Angebot sehr gut“, sagt die Ukrainerin, die in Waldshut lebt.

Nicht nur die Kunden haben sich laut Renate Reinhart in den vergangenen Jahren verändert. „Es kommt nicht mehr ganz so viel Ware, wie früher einmal gekommen ist“, sagt die 72-Jährige. Dennoch freuen sich die Helfer, wenn ein Kunde glücklich den Laden verlässt. „Wenn die Kunden das bei uns finden, was sie gesucht haben, ist das die größte Freude“, sagt Renate Reinhart.