Hoch auf dem gelben Wagen saßen der damalige Kultusminister Gerhard Mayer-Vorfelder, der CDU-Bundestagsabgeordnete Werner Dörflinger und Lauchringens Bürgermeister Bertold Schmidt in Begleitung einiger Postbeamter und zweier Nonnen aus dem Kloster Ofteringen. Die 15 Personen starke Gruppe war in zwei stilecht nachgebauten Postkutschen unterwegs. Weitere sechs Chaisen dieser Art waren seit 15. August 1990 in anderen Teilen der Bundesrepublik auf Sternfahrt, mit der die Bundespost ihr 500-jähriges Bestehen feierte. Auf den Tagesetappen fuhren neben Pöstlern und Politikern auch Privatleute mit, die sich die Reise 250 Mark kosten ließen.
Eine dieser Etappen der zwei in Baden eingesetzten Postkutschen führte am 21. August 1990 von Bonndorf nach Waldshut. Die Kutscher trugen historische Uniformen, die männlichen Fahrgäste Zylinder und Pelerine. Im gemächlichen Trab der jeweils vier Zugpferde ging‘s an der Wutach bei Schwerzen entlang. Da plötzlich brachen aus einem Gebüsch vier berittene Wegelagerer – auch sie stilecht verkleidet, geografisch gesehen jedoch völlig daneben: auf ihren Norweger-Pferden saßen als Cowboys agierende Männer von der Vereinigung der Freizeitreiter Deutschlands. Alexander Jacoby aus Hürrlingen, Dietmar Berger aus Dogern, Klaus Berger aus Schwerzen und Markus Jacoby aus Jestetten hatten über die Aktion gelesen und beschlossen: „Eine Postkutsche muss überfallen werden.“ Aber wo? Sie kannten nur Start- und Zielort der Kutschen. Mit Glück legten sie ihren Hinterhalt bei Schwerzen. Und tatsächlich nahmen die Kutschen diesen Weg statt über Horheim.
Mit zwei Flaschen Sekt als Beute waren die Reiter zufrieden, und auch die Überfallenen hatten ihren Spaß. Sie luden die Cowboys zu einer Rast im „Adler“ in Lauchringen ein, einer ehemaligen Poststation. Danach steuerten die Kutschen ihr Etappenziel Waldshut an. Am nächsten Tag ging‘s mit neuen Passagieren in Richtung Frankfurt weiter, wo die Sternfahrt der Kutschen am 15. September endete.