Waldflächen bewusst stillzulegen, könnte sich für die Stadt Waldshut-Tiengen richtig auszahlen. Zumindest lautet so eines von zwölf Kriterien, die der städtische Forst erfüllen muss, um in den Genuss von Mitteln aus dem Förderprogramm zu klimaangepasstem Waldmanagement zu gelangen. Unterm Strich könnten bei Erfüllung aller Auflagen 100.000 Euro pro Jahr in die städtischen Kassen fließen. In seiner jüngsten Sitzung votierte der Gemeinderat einstimmig dafür, einen entsprechenden Antrag zu stellen.
Förderprogramm hat Klimaanpassung zum Ziel
Konkret umfasst Förderprogramm laut Darstellung der beiden Förster Jürgen Bacher und Carmen Kellermann zwölf Kriterien, die zum Ziel haben, die Klimaanpassungsfähigkeit des Waldes durch zielgerichtete Waldbewirtschaftungsmaßnahmen zu unterstützen. Dafür sei auch die Fördersumme von jährlich 82 Euro pro Hektar vorgesehen, die sich im Fall von Waldshut-Tiengen eben auf einen sechsstelligen Betrag summieren könnte.
„Eine Vielzahl der Kriterien wird im Forstbetrieb bereits umgesetzt“, schildert Stadtförster Bacher. Jedoch sei vieles noch nicht hundertprozentig festgelegt oder es fehle an genaueren Informationen. Hier hält die Stadt sich aber die Möglichkeit offen, den Antrag zurückzuziehen, falls Kriterien sich als nicht oder schwer erfüllbar erwiesen.
Zwei ungewöhnliche Kriterien
Zwei der Kriterien seien aber eher ungewöhnlich. Dazu zählt insbesondere die Stilllegung von fünf Prozent der Waldfläche. Das bedeutet: Die Stadt Waldshut-Tiengen müsste für die Dauer von 20 Jahren auf die Holznutzung auf 65 Hektar Waldfläche verzichten.
Das klingt zunächst schwierig, sei aber de facto leicht zu bewerkstelligen, wie die beiden Forst-Vertreter darstellten. Allein im Bereich Schlüchthalde seien demnach 50 Hektar verfügbar, auch entlang der Lonzahalde sehen die Förster Potentiale: „Hier handelt es sich ohnehin um Gebiete, deren Bewirtschaftung fast unmöglich ist“, so Kellermann.
Etwas komplexer sieht es da beim Blick auf ein anderes Kriterium aus: So müssen laut Carmen Kellermann 500 Habitatbaumgruppen auf der Waldfläche ausgewiesen und dokumentiert werden. Da dies innerhalb von zwei Jahren geschehen müsse, sei dies freilich mit erhöhtem Aufwand im Revier verbunden, schilderte sie. Mehr noch fehle es an den nötigen Erfahrungswerten, ob eine solche Aufgabe überhaupt innerhalb einer so kurzen Zeitspanne zu erfüllen ist.