Am Vormittag drückte er die Schulbank, nachmittags machte er Jagd auf Verkehrssünder: Baff waren die Polizeibeamten, als sie Anfang Oktober 1991 zu einem angeblichen Verkehrsunfall gerufen wurden. Denn dort war bereits ein Kollege tätig, auf den ersten Blick ein Zivilfahnder.

Sein Dienstfahrzeug war mit aufsetzbarem Blaulicht und Signalhorn ausgestattet, allerdings amerikanischer Bauart wie bei Kojak damals im Fernsehen. Und mit einem Außenlautsprecher konnte er während der Fahrt Raser zur Ordnung rufen. Bei der Überprüfung des Mannes stellte sich heraus, wer sich hinter dem gut ausgerüsteten Kollegen verbarg: ein 20-Jähriger Internatsschüler aus St. Blasien mit dem Drang zur Polizeiarbeit.

Unumwunden gab der junge Mann zu, seit einiger Zeit als Überwacher unterwegs zu sein und darin einen Auftrag zu sehen: Die erschreckende Verkehrsmoral zu bessern und der überlasteten Polizei zu helfen. Dazu musste er sein Auto zur „Zivilstreife“ aufmotzen, wofür er so an die 1000 Mark aufwendete. In Eigenarbeit hatte er eine Polizeikelle gebastelt, mit der er Autofahrer rauswinkte, ebenso das Schild „Verkehrsüberwachung“ auf dem Autodach. Und er gab zu, mit dem Außenlautsprecher schon mehrfach Autofahrer verwarnt sowie eine Parkplatzüberwachung durchgeführt zu haben.

Als sein Einsatzgebiet nannte er die B 500 und B 34. Da jagte er manchem von ihm mit Blaulicht und Signalhorn überholten Autofahrer einen Schrecken ein. Um sich bei den angehaltenen Fahrern zu legitimieren, hatte sich der Polizeidarsteller einen Dienstausweis eines „Vereins der öffentlichen Verkehrsüberwachung“ gebastelt.

Die Polizeilaufbahn des 20-Jährigen ging zu Ende, als er auf dem Gelände eines Industriebetriebs in Rheinfelden wegen eines angeblichen Unfalls recherchierte. Dort wurde man misstrauisch und rief nach der echten Polizei. Die hatte nun zu prüfen, den sendungsbewussten Selbstdarsteller nur wegen Amtsanmaßung noch einmal glimpflich davonkommen zu lassen oder ihn wegen weiterer Delikte wie etwa Straßenverkehrsgefährdung anzuzeigen.