Normalerweise lässt Roger Berset im April in einer Autowerkstatt in Tiengen am Hochrhein die Reifen wechseln. Doch im Corona-Jahr 2020 ist alles anders. „Bis heute Vormittag fuhr ich mit Winterreifen„, sagt der Schweizer aus Bern, der den ersten Tag der Öffnung der deutsch-schweizerischen Grenze nutzte, um Mitte Juni endlich die Sommer-Pneus aufziehen zu lassen.

Roger Berset und seine Frau Franziska sind keine typischen Einkaufstouristen, wie das Ehepaar gegenüber dem SÜDKURIER betont. Die beiden kommen gerade von ihrem Werkstatt-Termin in Tiengen, um den Nachmittag in der Waldshuter Altstadt zu verbringen. „Es ist ein schönes Städtchen, und wir verbinden unseren Besuch gerne mit Essen gehen und Einkaufen in zwei bis drei Geschäften“, erzählt Roger Berset.

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Während die Bersets gemütlich vom Parkhaus Richtung Fußgängerzone schlendern, herrscht auf der Bundesstraße 34 zwischen Waldshut und dem Grenzübergang ins aargauische Koblenz schon längst wieder Rückreiseverkehr. Die ersten Kunden aus dem Nachbarland hatten sich kurz nach Ladenöffnung in der Hochrheinstadt eingefunden.

Schon am Vormittag waren am Grenzübergang nicht nur viele Schweizer Autos in Richtung Waldshut unterwegs, sondern auch bereits wieder auf der Rückreise. Nach Informationen dieser Zeitung stempelte der Zoll in Waldshut allein bis 10.15 Uhr etwa 200 Ausfuhrscheine ab.

Das Parkhaus am Kornhaus in Waldshut ist bereits am Montagmorgen gut mit Autos aus der Schweiz gefüllt.
Das Parkhaus am Kornhaus in Waldshut ist bereits am Montagmorgen gut mit Autos aus der Schweiz gefüllt. | Bild: Juliane Schlichter

Die Kaufland-Filiale in Waldshut zählte zur Öffnung um 7 Uhr bereits 150 Kunden aus der Schweiz, wie Marktleiter Ingo Plattner berichtet. Ab 6 Uhr hatte ein Wohnmobil aus dem Kanton Zürich auf dem Parkplatz gestanden, dessen Insassen darauf warteten, dass die Türen des Einkaufsmarktes aufgingen. Laut Plattner verzeichnete seine Filiale am Tag der Grenzöffnung bis 11 Uhr den gleichen Umsatz wie eine Woche zuvor an einem ganzen Tag.

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Auch in der Grenzgemeinde Küssaberg war ein ähnlich hohes Verkehrsaufkommen festzustellen wie vor der Schließung der Grenzen Mitte März. Die Parkplätze der Discounter füllten sich ab 8 Uhr kontinuierlich.

„Ich bin froh, dass wir die Grenze zeitgleich mit unseren Schweizer Freunden öffnen konnten“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (Waldshut), der sich mit seinem Kollegen Andreas Jung (Konstanz) für eine einheitliche Lösung eingesetzt hatte. Ursprünglich wollte Deutschland die Grenze 24 Stunden später öffnen.

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