Sich gegenseitig einen imaginären Ball zuwerfen. Am Boden liegen und mit den Händen „sprechen“. Eine „Dolmetscherin“ erleben, die aus undefinierbarem Kauderwelsch ihrer Gesprächspartnerin ein abstruses, aber amüsantes Interview kreiert.
Seltsame Dinge passieren regelmäßig im Schmitzinger Gemeindehaus. Aber wer die Hintergründe kennt, weiß, dass sie Hand und Fuß haben. Eine kleinere, mal größere Gruppe widmet sich dort regelmäßig unter Anleitung von Rita Maier dem Improvisationstheater.

Spielerische Übungen wie anfangs genannt, dienen zum Warmwerden und münden dann in einzelne Szenen wie das Interview.

Seit rund vier Jahren gibt es den Impro-Theatertreff Waldshut in Schmitzingen. Jeder kann dort unkompliziert die wahrscheinlich spannendste Art Theater zu spielen, kennenlernen und erleben.
Es gibt nach Aussage von Rita Maier zwar verschiedene Spielweisen und für die Szenen Inspirationshilfen, beispielsweise ein Ort, eine Farbe oder eine Beziehung, darüber hinaus sei die Handlung aber völlig den Spielern überlassen.
Wie der Name schon sagt, geht es beim Improvisationstheater um das Agieren und Reagieren aus der Situation, aus dem Moment heraus. Keine einstudierten Dialoge, keine vorgegebene Geschichte wird gespielt, es gibt kein Manuskript, an dem man sich entlang hangeln kann. Es geht vielmehr beim Spielen um Spontanität, um Kreativität, um das „Sich-Getrauen“.
„Es ist nicht einfach, das herauszulassen, was gerade kommt, wir haben alle gelernt, uns im Alltag zu kontrollieren“, umreißt Rita Maier die Herausforderung. Vera Baumgartner aus Tiengen, Nicole und Lotta Vollbrecht aus Waldshut und Monika Riegel aus Bannholz sind schon einige Monate mit dabei.
Kurz aus dem Alltag aussteigen
Sie sagen, dass ihnen das freie Spielen großen Spaß macht, sie dabei eine Weile aus dem Alltag mit seinen Zwängen und Regeln aussteigen könnten und dabei auch noch viel lernen würden. Auch über sich selbst.

Alle Vier sind überzeugt, dass das Improvisieren lockerer macht, kreativer, teilweise unbekannte Seiten in einem weckt. „Für mich ist Impro-Theater ein gutes Instrument, um mit spielerischen Mitteln loslassen zu lernen“, sagt Nicole Vollbrecht. Monika Riegel findet, dass man auch selbstsicherer wird. „Das wirkt sich positiv auf den Umgang miteinander aus“, sagt sie.
Einfach mal jemand anderes sein
Vera Baumgartner sieht neben persönlichen Aspekten, Vorteile für das Teambuilding: „Man muss sich aufeinander einlassen, die Wahrnehmung füreinander ändert sich.“ Alle Vier finden es einfach schön, auch mal Astronaut, Akrobat, ein Tier oder Bittsteller im Finanzamt sein zu dürfen.

„Man kann immer wieder Neues ausprobieren, das nichts mit dem zu tun hat, wie man im Alltag ist“, sagt die 14-jährige Lotta Vollbrecht. Dass sie sich dabei in einem geschützten Rahmen befinden, ist allen sehr wichtig.
Aufführungen, bei denen vor und mit dem Publikum „weiß Gott was geschehen kann“, sind nicht vorgesehen. Aber auch so bleiben Überraschungen nicht aus. „Man weiß selber nicht, wozu man fähig ist, aber man weiß, hier passiert einem nichts“, bringt es Vera Baumgartner auf den Punkt.