Julian Kares

Zwischen Tiengen und Gurtweil liegt die Umspannanlage der Amprion GmbH. Der bundesweite Netzbetreiber plant bis 2025 eine Verlegung der Anlage auf eigenem Grundstück, bei dem die Leistung der Bestandsnetze erhöht wird. Das Projekt wurde in der vergangenen Gemeinderatssitzung vorgestellt, die zukünftige Leitungsverlegung blieb dabei ungeklärt.

Was plant der Netzbetreiber zwischen Tiengen und Gurtweil genau? Der Projektplan von Amprion sieht vor, dass die bestehende 220-Kilovolt-Umspannanlage, in unmittelbarer Nähe zum dortigen Wohngebiet, bis 2025 abgebaut werden soll. Auf dem firmeneigenen Gelände soll in Richtung Gurtweil zeitgleich eine leistungstärkere 380-Kilovolt-Anlage entstehen. Durch Neubau und Abriss wird eine Fläche von 84 000 Quadratmetern frei. Das entspricht einer Fläche von ungefähr zwölf Fußballfeldern. „Für die Bürger der Region bedeutet der Umbau eine deutlich höhere Versorgungssicherheit und Netzstabilität“, erklärt Projektsprecher Jörg Weber. Amprion plant mit einer Investitionssumme von rund 20 Millionen Euro.

Welche Veränderungen bringt der Umbau mit sich? Der Umbau findet auf dem Gelände des Netzbetreibers statt. Dort befinden sich derzeit auch der Bike-Park und die Anlage des Tennisclubs Gurtweil. Für den Club wird es eine Zukunft geben, Amprion wird dem TC Gurtweil ein neues Sportgelände in der Nähe der alten Umspannanlage bauen. Der Pachtvertrag mit dem Bike-Park wurde laut Weber in „beidseitigem Einvernehmen aufgelöst“. Die Stadt habe signalisiert, dass die Anlage kaum genutzt werde.

Welche Fragen sind nach den jüngsten Informationen noch offen? Wie der Leitungsverlauf nach der Fertigstellung der Anlage aussieht, lässt Amprion offen. Der Gurtweiler CDU-Stadtrat Waldemar Werner fürchtet, dass mit der Fertigstellung der Anlage Tatsachen geschaffen werden. Da die alte Anlage ersetzt wird, müssen in Baden-Württemberg keine Mindestabstände für zukünftige 380-Kilovolt-Leitungen eingehalten werden. „Ich will geprüft haben, ob die bestehenden Leitung auch nach der Umrüstung funktionieren und ob es durch neue Leitungen Beeinträchtigungen für die Bewohner gibt“, fordert Werner. Laut dem Sprecher des Projekts plant der Netzbetreiber nur Masten zu bauen, die den Zweck haben, alte Leitungen mit dem neuen Umspannwerk zu verbinden. Dieser Plan bezieht sich auf den jetzigen Umbau, ob in der Zukunft neue Leitungen gelegt werden, bleibt offen. Weber:„Sollten Leitungsbauten in Zukunft anstehen, werden wir darüber informieren." Amprion bietet im kommenden Herbst eine Veranstaltung an, um Bürger aus der Umgebung über das Projekt zu informieren.

Bildunterschrift
Bild: Ute Schönlein

Was passiert mit den durch das Vorhaben entstehenden freien Flächen? Im ersten Schritt des Umbaus bis 2020 wird eine Fläche von zweieinhalb Fußballfeldern frei. Bei Beendigung des Projekts umfasst die Fläche ungefähr zwölf Fußballfelder, die weiterhin dem Netzbetreiber gehören. Einzig die Bahnschienen müssen als Transportweg erhalten bleiben. Die Stadt befindet sich derzeit im Dialog mit dem Unternehmen. „Wir denken in verschiedene Richtungen und sind dabei, entsprechende Konzeptstudien zu erarbeiten", sagt Margit Ulrich, die Leiterin des Stadtplanungsamts.

Gibt es eine Alternative zu den Plänen von Amprion? Vor einem halben Jahr hatte der Ingenieur Engelbert Maier OB Philipp Frank vorgeschlagen, sowohl die Amprion-Anlage wie auch das Umspannwerk in Gurtweil auf den Hungerberg zu verlegen. „Liegt die Anlage außerhalb des Stadtbereichs, gibt es in der Zukunft einen großen städtebaulichen Spielraum", sagt Maier auf Nachfrage dieser Zeitung. Zudem könnte Gurtweil so von zahlreichen Starkstromleitungen, die aktuell den Ort überspannen, befreit werden. Der Ingenieur stellte seine Pläne bereits dem Netzbetreiber vor. „Es ist eine Vision für die Zukunft", sagt Amprion-Sprecher Weber, „aber in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar."

 

Das Stromnetz

Umspannanlagen sind die Knotenpunkte des Stromnetzes. Hier werden Überlandleitungen mit regionalen Stromnetzen verbunden; Strom kann eingespeist und entnommen werden. Mit dem Umbau des Bestandsnetzes von 220- auf 380-Kilovolt will Amprion unter anderem eine stärkere Einspeisung regenerativer Energien, insbesondere aus Wasserkraftwerken, wie zum Beispiel der Schluchseewerke, ermöglichen.