Der Ortschaftsrat Gurtweil wendet sich gegen die Pläne des Stromnetzbetreibers Amprion, das Gurtweiler Umspannwerk zu verlegen und dadurch die Leistung der Anlage deutlich zu erhöhen. Die Ortschaftsräte fürchten unter anderem mehr Elektrosmog. Der Tennisclub als direkt betroffener der Amprion-Pläne fürchtet hingegen um seine Existenz, sollte der Ortschaftsrat bei seinem Nein bleiben. In einem offenen Brief an den Ortschaftsrat (liegt der Redaktion vor) wehren sich die Verantwortlichen des Tennisclubs Gurweil.

  1. Was hat der Tennisclub Gurtweil mit den Amprion-Plänen zu tun? Die Firma Amprion betreibt das Umspannwerk zwischen Tiengen und Gurtweil. Die bestehende 220-Kilovolt-Anlage soll auf dem firmeneigenen Grundstück durch eine 380-Kilovolt-Anlage ersetzt werden. Aber auf dieser Fläche befindet sich das Vereinsgelände des Tennisclubs Gurtweil – gepachtet von Amprion. Um seine Ausbau-Pläne zu realisieren, hat Amprion dem Verein angeboten, für 800 000 Euro ein neues Vereinsgelände mit drei Plätzen und Vereinsheim zu bauen. Die neue Anlage soll bereits 2019 bespielbar sein. In dieser Saison möchte der TC noch die alte Anlage nutzen.
  2. Warum sieht der Ortschaftsrat das Bauvorhaben von Amprion kritisch? Die Kommunalpolitiker fürchten insbesondere eine weitere Belastung des Ortsteils durch Elektrosmog. In der jüngsten Sitzung des Ortschaftsrates wurde zudem die Sorge geäußert, dass in Folge des Standortwechsels mit erhöhter Kapazität auch die derzeit bestehenden 240-Kilovolt-Leitungen durch 380-Kilovolt-Leitungen ersetzt werden sollen. Dadurch wären, so wird vermutet, auch höhere Masten nötig, die sich optisch negativ auf den Ortsteil auswirken würden.
  3. Was sagt der Vorsitzende des Tennisclub zur aktuellen Entwicklung? Martin Hummel, seit drei Jahren Vorsitzender des TC Gurtweil, kann die Haltung und Sorgen des Ortschaftsrates von Gurtweil zwar verstehen, aber nicht die Art und Weise wie es gelaufen sei. In einem offenen Brief schreiben er und seine Vorstandskollegen an die Ortschaftsräte unter anderem: „Wir als Tennisclub Gurtweil fordern, dass der Ortschaftsrat Gurtweil die geplante und eingegebene Verlegung der Tennisanlage auf dem Firmengelände der Firma Amprion nicht weiter behindert und dazu die Eingabe hinsichtlich des Umspannwerks zurückzieht, sodass die Baumaßnahme unmittelbar angegangen werden kann.“ Den von Amprion angebotenen Neubau sieht Hummel als „riesen Chance für uns“.
  4. Was befürchten die Gurtweiler Tennisspieler genau? Aktuell hat der TC Gurtweil einen Pachtvertrag mit Amprion, der Ende 2018 ausläuft. Würden die geplanten Bautätigkeiten von Amprion aufgeschoben, bestünde, so die Argumentation des TC-Vorstandes, für Amprion „keinerlei Notwendigkeit mehr, als Ausgleichsleistung eine neue Tennisanlage mit Vereinsheim zu bauen“. Amprion hätte stattdessen die Möglichkeit, den Pachtvertrag zu kündigen, ohne dem Verein eine neue Anlage zu spendieren.
  5. Würde Amprion den Pachtvertrag kündigen, was würde dann aus dem TC Gurtweil? Der Vorstand des Tennisclubs geht in seinem offenen Brief davon aus, dass in diesem Fall das Ende der 35-jährigen Clubgeschichte drohe. „Für die Gemeinde der Verlust eines funktionierenden Vereins und auf unbestimmte Zeit der Verlust des Jugendtrainings und der FEZ-Veranstaltung.“
  6. Was sagt die Ortsvorsteherin von Gurtweil zu den Vorwürfen? Marina Schlosser, Ortsvorsteherin von Gurtweil, sagt auf Anfrage, dass sie die Sorgen des Tennisclubs gut verstehe und auch mit den Verantwortlichen des TC im Kontakt stehe. Aber: „Wir müssen die beiden Anträge von Amprion – Umsiedlung Tennisclub, Neubau Umspannwerk – getrennt sehen.“ Die Verlegung der Tennis-Anlage „begrüßen wir ausdrücklich“. Marina Schlosser: „Da haben die wirklich was Gutes hinbekommen.“ Allerdings möchte der Ortschaftsrat parallel dazu, dass die Stadt den Alternativ-Vorschlag (Umsiedlung beider Umspannwerke zwischen Tiengen und Gurtweil auf den Hummelberg) weiterhin sorgfältig prüfe. Denn, so Marina Schlosser weiter: „Wenn wir eine Chance haben, Gurtweil zu entspannen, dann jetzt.“

 

Der Verein

Der Tennisclub Gurtweil wurde 1983 gegründet und hat 84 Mitglieder, darunter 16 Kinder und Jugendliche. In der Sommersaison spielen eine Damen- und zwei Herrenmannschaften, in der Wintersaison zwei Herrenteams. Die bestehende Anlage des TC Gurtweil besteht aus vier Sandplätzen und einer Ballwand sowie einem Vereinsheim mit Sonnenterrasse. Die neue Anlage soll neben drei Sandplätzen auch ein Vereinsheim erhalten. Amprion möchte dafür nach eigenen Angaben etwa 800 000 Euro investieren.