Susanne Schleinzer-Bilal

Waldshut – Bunte Schals, Mützen, Handschuhe und kistenweise warme Sachen haben die Damen des Strickcafés Kreativnadel in monatelanger Arbeit in den Räumen der Awo für Hedi Müller, Vorsitzende des Vereins "Zukunft für Ritschow", vorbereitet. Auch zwei Nähmaschinen werden von der Moltkestraße in Waldshut zunächst ins Saarland und von dort in einem Konvoi in das kleine Dorf an der weißrussischen Grenze, 200 Kilometer von Tschernobyl, gebracht.

"Die Pakete aus Deutschland sind sehr begehrt", sagte Hedi Müller. Die Pakete werden an den Schulen und Kindergärten abgegeben und dort an die bedürftigen Kinder und Jugendlichen verteilt. Andere Pakete werden an befreundete Familien geschickt und dann verteilt. Manche Frauen nähmen sehr weite Strecken mit dem Bus in Kauf, um eines der heißersehnten Päckchen zu ergattern, fährt die Vorsitzende fort. Elvira Hansmann von der Awo zeigte sich "sehr froh, dass die selbstgestrickten Sachen so gut ankommen". Das ermuntere die Damen, immer wieder weiterzumachen.

Der Verein "Zukunft für Ritschow" unterstützt nicht nur Kindergarten- und Schulkinder, auch Jugendliche, die ein Studium beginnen wollten, bekommen laut Hedi Müller finanzielle Unterstützung. Die Lebensbedingungen in Ritschow seien denkbar schlecht, die Region sei immer noch kontaminiert, die Gehälter gering und die Preise für Lebensmittel sehr hoch. Einen Kindergarten gebe es nur, weil der Verein sich darum gekümmert habe. Die Kleinen, die ohne den Kindergarten von Großmüttern betreut oder mit den älteren Geschwistern in die Schule gehen müssten, seien überglücklich dort.

Zudem sorgt der Verein jedes Jahr dafür, dass einige der Kinder für vier Wochen nach Deutschland kommen können. Dieses Jahr kommen laut Hedi Müller 46 Kinder, die Zeit bei Gasteltern verbringen, Ausflüge machen und sich erholen. "Der Aufenthalt in Deutschland wirkt in jeder Hinsicht sehr positiv auf die Kinder", bekräftigte Müller. "Kinder brauchen Visionen", sagte sie abschließend. Maria Zeiser und Elvira Hansmann von der Awo dankten Hedi Müller für den Einblick in den Alltag der Kinder von Ritschow. "Wir werden auf jeden Fall weiter machen mit unserer Strickarbeit. Wir haben schon wieder viele neue Ideen", sagte Maria Zeiser.