Manfred Dinort

In Lauchringen gibt es eine neue Selbsthilfegruppe. Dabei geht es um FASD, das Fetale Alkoholsyndrom. Gegründet wurde die Gruppe von zwei Frauen, die selbst Kinder mit diesem Syndrom in ihren Familien aufgenommen haben. Beiden geht es darum, das Thema stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, und andere, die auch betroffen sind, mit ins Boot zu nehmen, um sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen.

Monatliches Treffen im Familienzentrum

Die Initiatorinnen, Susanne Gorgos und Manuela Rienäcker-Täsch, laden daher monatlich zu einem Treffen ins Lauchringer Familienzentrum ein. Nächster Termin ist am Montag, 3. Dezember, 20 Uhr. „Wir würden uns freuen, im Rahmen eines Adventsabends andere Betroffene, Angehörige oder Interessenten begrüßen zu können, um unsere gemeinsamen Probleme anzusprechen“, so die beiden Frauen. Beim FASD geht es um die Schädigung eines ungeborenen Kindes durch Alkoholgenuss in der Schwangerschaft, Alkohol, der auch in kleinsten Mengen fatale Folgen haben kann. „Selbst ein Glas Sekt zur falschen Zeit kann schon schwerwiegende Auswirkungen haben.“

Blick in die Statistik

Die Zahlen sind erschreckend: Jährlich kommen bundesweit etwa 4000 Kinder mit dieser Schädigung zur Welt, die zu gravierenden Entwicklungsstörungen führt, wie etwa Minderwuchs, organische Schäden, geistige Behinderungen und Verhaltensstörungen. Am meisten geschädigt wird das empfindlichste Organ, das Gehirn. Auch Gesichtsveränderungen sind beim Fetalen Alkoholsyndrom typisch. Die Krankheit scheint schon zu Zeiten Wilhelm Buschs bekannt gewesen zu sein, denn Moritz, aus Max und Moritz, weist ähnliche Symptome auf. Die Kinder, das erleben die beiden Frauen immer wieder in der eigenen Familie, sind einfach auffällig und fallen immer wieder aus der Norm. „Wenn wir in der Öffentlichkeit unterwegs sind, kann es mitunter passieren, dass uns andere Passanten unfreundlich ansprechen, wir hätten unsere Kinder offensichtlich nicht richtig erzogen. „Es ist für uns schwierig, Verständnis für ihre Andersartigkeit zu finden.“

Familien sehr gefordert

Ein weiteres Problem stellt sich mit der Schule. Wo finden wir den passenden Schultyp, zumal den Kindern ihre Behinderung nicht auf Anhieb anzusehen ist? „Wir fühlen uns ständig gefordert“, erzählen die beiden Frauen. Auch der Rest der Familie, auch die Geschwister, leidet darunter. Man möchte ja schließlich auch einmal Zeit für sich selbst haben und sich nicht ständig mit dem eigenwilligen Bruder befassen müssen. Die betroffenen Kinder tun sich auch schwer, die eigenen Gefühle zu deuten, geschweige denn die Gefühle der anderen zu verstehen. „Das macht das soziale Miteinander schwierig und belastet das Familienleben.“

Draußen werden Gefahrensituationen nicht erkannt und die Frustrationstoleranz ist herabgesetzt. Der Alltag wird so stark beeinflusst, „wir wissen nie, was heute auf uns zukommt.“ Auch die Zukunftsaussichten sind düster: Etwa 80 Prozent der Kinder können ihr Leben nicht selbstständig bewältigen. Faz-Leiterin Ulla Hahn verwies auf die Integrationsgruppe ihres Hauses, die sich alle zwei Wochen trifft. „Hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die betroffenen Kinder ganz gut einfügen.“