Susanne Schleinzer-Bilal

Tiengen (sus) Einen eindrucksvollen Überblick über den Alltag der Beratungsstelle Courage in Lauchringen gab Geschäftsführerin Regina Keite an der Hauptversammlung des Frauen- und Kinderschutzhauses. 2016 sei das Frauenhaus zu 121 Prozent belegt gewesen. 32 Frauen und 28 Kinder hätten Schutz vor häuslicher Gewalt im Frauenhaus gesucht, die meisten Frauen waren zwischen 40 und 50 Jahre alt, aber auch einige Frauen unter 20 Jahren suchten Schutz. Die Kinder waren zwischen sechs und zwölf Jahre alt. Als Täter sei meist der Ehemann oder Lebensgefährte angegeben worden. Nichtsdestotrotz seien zwölf Prozent der Frauen wieder zu ihren Ehemännern zurückgekehrt, erklärte Keite.

Die Gründe dafür seien vielfältig. Einige Frauen seien mit der neuen Position als Alleinerziehende schlichtweg überfordert. Dazu verspreche der Partner eine Therapie in Angriff zu nehmen oder drohe mit der Wegnahme der Kinder. Die Frauen kehrten zurück in der Hoffnung, die Beziehung doch noch retten zu können. Das sei durchaus nachvollziehbar, erklärte Keite. Die Frauen könnten aber immer wieder zurückkommen, fügte sie hinzu. Problematisch werde es, wenn es sich um Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus handle, die jederzeit abgeschoben werden könnten. In einem Fall sei eine Frau, die in einem Asylheim gewohnt habe, von ihrem Mann schwer misshandelt und ins Frauenhaus geschickt worden. Sie sei von der Familie unter Druck gesetzt worden, zusammen mit dem Ehemann in die Heimat zurückzukehren. Eigentlich habe sie hierbleiben wollen, habe aber dem Druck nicht standgehalten und sei gegangen.

Das Thema Frauen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus sei schwierig, bestätigte Gabriele Schmidt, stellvertretende Vorsitzende und CDU-Bundestagsabgeordnete. Hier müssen einerseits das Herkunftsland und anderseits das Einzelschicksal in Augenschein genommen werden. Insgesamt seien 2015 über 100 000 Frauen Opfer ihrer gewalttätigen Partner geworden, 331 Mal sei es gar zu Mord oder Totschlag gekommen. Die Politik sei hier laut Schmidt keineswegs untätig: Seit Kurzem gebe es ein Gesetz gegen sexuelle Gewalt (“Nein heißt Nein“), das die Frauen vor jeglicher Form von Gewalt schützen soll.

Dazu gebe es seit dem 1. Juni die sogenannte Istanbul-Konvention-Ratifizierung. Deutschland sei das 23. Land, das die Konvention ratifiziert habe. Hiermit habe sich das Land zu einer Reihe von Maßnahmen verpflichtet, die der Gewalt gegen Frauen ein Ende setzen sollen. Sie seien gut gestartet in das neue Vereinsjahr, schloss Eva-Maria Zuber die Versammlung. Der Vorstand sei komplett und der Umzug der Beratungsstelle Courage nach Lauchringen geglückt. Froh und dankbar sei sie auch für die guten Kontakte zum Landratsamt, fügte die Vorsitzende abschließend hinzu.