JOHANNES SCHANZ

Ein wunderschönes Ambiente mit festlich geschmücktem Weihnachtsbaum und romantisch gemütlicher Krippenlandschaft erwartete die zahlreichen Besucher des ersten Konzertes im neuen Jahr in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt in Tiengen. Der Orchesterverein Bad Säckingen unter seiner bewährten Leitung von Klaus Kunzmann überraschte mit sehr stimmungsvollen Orchesterwerken, die durch Hinzuziehung hervorragender Solisten die Erwartungen weit übertrafen.

Zwei wunderbare Konzertstücke für zwei Klarinetten von Felix Mendelssohn-Bartholdy demonstrierten, wie harmonisch zwei Geschwister im Reiche der Melodien auch ohne Worte mit Augenzwinkern und wohlnuancierter Dynamik aufs Köstlichste zu unterhalten wissen und wie wunderbar Bassklarinette und Klarinette Sorglosigkeit und inneren Frieden, aber auch erfüllte Sehnsucht und grenzenloses Glück zu suggerieren vermögen. Den beiden Solisten dieser faszinierenden Klangwelten, Shelly (Klarinette) und Teddy Ezra (Bassetthorn), gelang es auf Anhieb, das Publikum für sich zu begeistern, und man darf sich jetzt schon darauf freuen, auch in Zukunft noch gelegentlich von ihnen zu hören. Beim „Ave maris stella“ für Solo-Sopran und Orchester brillierte die Sopranistin Stephanie Pönitz aus Remetschwiel mal dramatisch mal elegisch verträumt mit facettenreicher, allen Anforderungen gewachsene Stimme, kongenial getragen vom dezent agierenden, dynamisch äußerst sensibel agierenden Orchester.

Sehr originell, von echtem amerikanischen Pfadfindergeist getragen, erklang dann „The unanswered Question“ für Orchester von Charles Ives, bei dem Ulf Kühner auf der Kanzel, in bester Predigermanier, sieben Mal die ewige Seinsfrage (je sieben mal fünf Töne) mit seiner Oboe klangvoll mit immer neuer Intensität in den Raum stellte und worauf von einem Holzbläserensemble (zwei Flöten und zwei Klarinetten) nur sechsmal geantwortet wurde, während sich das Orchester in exzessiv langsamem Zeitmaß jeglichem Kommentar verweigerte und im dreifachen Piano der dritten Komponente dieses experimentierfreudigen Stückes Struktur und Zusammenhalt verlieh.

Ein Klanggemälde reinster Schönheit überraschte dann noch einmal mit der „Charterhouse Suite“ von Ralph Vaughan Williams, bei dem das großartige Orchester noch einmal alle Facetten seines Könnens klangvoll zu Gehör brachte.