Ursula Freudig

Herr Hipp, was alles gehört zu den Aufgaben des THWs?

Unser Grundauftrag ist der Zivil- und Katastrophenschutz im Auftrag des Bundes. Dabei sind wir im Rahmen der örtlichen Gefahrenabwehr hauptsächlich unterstützend tätig, das heißt, wir stehen an der Seite anderer Organisationen wie der Feuerwehr, der Polizei und dem Zoll. Wir arbeiten natürlich auch untereinander zusammen, insbesondere mit den THW-Ortsverbänden in Laufenburg und Bad Säckingen.

Können Sie Beispiele für Einsätze aus dem vergangenen Jahr nennen?

2018 waren es 23 Einsätze. Anfang des Jahres waren wir vier Tage lang mit der Notstromversorgung in Ühlingen-Birkendorf nach dem Sturm „Burglind“ an verschiedenen Einsatzstellen beschäftigt. Auch beim Hochwasser in St. Blasien waren wir mit rund 30 Leuten im Einsatz. Und Anfang Dezember in Waldshut sicherten wir ein Dach, nachdem ein Baum darauf gefallen war.

Was war die größte Herausforderung im Jahr 2018?

Eine defekte Abwasserleitung in Wut­öschingen. Über sechs Tage lang mussten wir rund um die Uhr Abwasser über einen Bypass pumpen. Für solche Dinge haben wir im Rahmen der Fachgruppe „Wasserschaden/Pumpen“ spezielle Gerätschaften. Unsere Großpumpe war vor Jahren sogar einmal für einen Einsatz nach einem Hurrikan in New Orleans vorgesehen. Ab und zu sind auch Leute von uns bei überregionalen Einsätzen dabei. Mein Stellvertreter zum Beispiel war 2005 in Liberia, wo das THW im Rahmen eines UN-Projekts bei der Wartung von Notstromaggregaten geholfen hat.

Das klingt sehr vielfältig und anspruchsvoll, kann jeder ohne Voraussetzungen zu erfüllen, mitmachen?

Eine gewisse gesundheitliche Eignung muss man mitbringen. Eine Grunduntersuchung und bestimmte Impfungen sind Voraussetzung für Einsätze. Ebenso eine Grundausbildung, sie dauert rund 80 Stunden und wird einmal im Jahr im Herbst angeboten. Aber man kann auch Helfer ohne Einsatzbefähigung werden. Wir würden uns zum Beispiel sehr über einen Koch oder eine Köchin freuen, die ab und zu für unsere Aktiven kocht oder über jemanden, der sich um die Öffentlichkeits- und Pressearbeit kümmert.

Muss man nicht auch technisches Verständnis mitbringen?

Nein, die technischen Grundlagen werden neben anderen Dingen in der Grundausbildung vermittelt. Jeder kann das lernen. Unsere 40 Helfer, darunter fünf Frauen, kommen aus verschiedensten Berufen. Und in unserer Jugendgruppe werden die Kinder und Jugendlichen spielerisch an die technischen Gerätschaften herangeführt. Mit allem, was in unserem Fuhrpark steht, dürfen sie arbeiten.

Würden Sie sagen, man kann viel bei Ihnen lernen?

Ja, auf jeden Fall. Es ist ein sehr interessantes Ehrenamt, bei dem man viel erleben und auch vieles lernen kann, was man beruflich und privat gebrauchen kann. Zum Beispiel kann man bei uns den Lastwagen- oder den Gabelstapler-Führerschein machen oder den Motorsägeschein. Es hängt von der Eignung ab, wer was machen kann und natürlich auch vom Bedarf. Grundsätzlich gilt aber: Wer sich weiterbilden will, bekommt auch die Chance dazu. Ich konnte zum Beispiel vieles, was ich beim THW gelernt habe, direkt beruflich einbringen.

Ich sehe in Ihrem Versammlungsraum viele Pokale. Heißt das, Sie machen auch bei Wettbewerben mit?

Ja, sowohl die Aktiven wie auch die Jugendlichen. Es geht dabei aber weniger darum, wer der Bessere ist, sondern um das gegenseitige Kennenlernen und die Stärkung des kameradschaftlichen Zusammenhalts.

Kann man die Aufgaben des THW eigentlich klar von denen der Feuerwehr abgrenzen?

Es gibt Überschneidungen, aber niemand nimmt jemandem etwas weg. Die Zuständigkeiten von Feuerwehr und THW sind auf unterschiedlichen Ebenen angelegt und klar geregelt. Es wird immer mal wieder von einem Konkurrenzdenken zwischen Feuerwehr und THW gesprochen. Ich sehe es so, dass wir ergänzend tätig sind und dadurch alle davon profitieren. Ein kameradschaftliches Verhältnis zwischen Feuerwehr und THW ist mir wichtig.

Wem ist Ihr Ortsverband unterstellt, wer finanziert Sie?

Wir sind eine Organisation des Bundes und direkt dem Bundesministerium des Inneren unterstellt. Diese Struktur ist einmalig in der Welt. Wir werden auch vom Bund finanziert und bekommen nach einem bestimmten Schlüssel Gelder für den Fuhrpark und beispielsweise die Lohnfortzahlung der Helfer, die im Einsatzfall vom Arbeitgeber freigestellt werden müssen.

Das ist gesetzlich geregelt. Grundsätzlich entsteht Helfern kein Nachteil, wenn sie bei uns mitmachen. Die Bundesmittel sichern unsere Grundausstattung, aber um den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten gerecht zu werden, sind wir auf Unterstützung angewiesen. Wir haben deshalb schon vor Jahren einen Förderverein gegründet.

Mehr Mitglieder und mehr Geld wären also gut?

Ja, wir freuen uns grundsätzlich über jedes neue Mitglied, sei es als Helfer, im Förderverein oder in der Jugendgruppe. Auf unserer Homepage (www.thw-waldshut-tiengen.de) kann man sich ausführlich über uns informieren und Kontakt aufnehmen. Wer will, kann auch einfach mal vorbeischauen. Wir treffen uns in der Regel jeden Montag um 19 Uhr auf unserem Gelände im Kaitle, Von-Opel-Straße 7.

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