Jugendliche sind die Zukunft der Vereine. Nahezu gebetsmühlenartig wird dies gepredigt. Und es ist nicht von der Hand zu weisen. Ohne Nachwuchs können Vereine auf lange Frist nicht mehr existieren. Wer es versäumt, den Unterbau zu sichern, bekommt über kurz oder lang Probleme. Dies bestätigt vor allem ein Trend bei den Sportvereinen: Aus Mangel an Nachwuchs tun sich Vereine zusammen und gründen vermehrt Spielgemeinschaften.
Vorbei sind die Zeiten, in denen Kinder und Jugendliche freiwillig in die Vereine kommen. Dafür ist das Sport- und Freizeitangebot zu üppig, und die Anforderungen in der Schule wachsen. Die Rekrutierung neuer Mitglieder wird für viele Vereine und Verbände zu einem immer größeren Problem. Früher wuchsen besonders im ländlichen und kleinstädtischen Raum Kinder und Jugendliche fast automatisch in Sport-, Fasnachts-, Musik-, Trachten- und andere Vereine oder Jugendgruppen hinein.
Dies ist in der heutigen Gesellschaft nicht mehr der Fall. Studien bestätigen: Vereine und Verbände kämpfen mit einem Bedeutungsverlust. Sie konkurrieren zunehmend auch mit kommerziellen Angeboten. Ein weiteres Problem ist für viele Vereine die Ganztagesschule. Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt und nutzen die neuen Strukturen in der Gesellschaft als Chance. Sie wissen: Jugendliche sind durchaus bereit, mitzuhelfen. Aber man muss sie ernst nehmen und motivieren.
„Jugendarbeit ist sehr wichtig. Der Nachwuchs ist unsere Zukunft. Aber es ist super schwierig geworden“, bestätigt Sammy Lemke-Maier, Vorsitzender der Spvgg Brennet. Sein Verein kämpft mit einem zusätzlichen Problem: In Öflingen gibt es nur eine Grundschule. Die Kinder gehen in weiterführende Schulen in der Nachbarschaft. Das heißt, die jungen Kicker wollen mit ihren Schulfreunden spielen und wechseln den Verein. Lemke-Maier: „Es ist schwer, die Jugendlichen zu halten.“
Die Brenneter packen das Problem an. Sie haben Kontakt zu den Kindergärten oder organisieren einen Schulprojekttag. Auch das Füchslecamp des SC Freiburg war schon zu Gast. „Es bringt ein bisschen was“, sagt der Chef des 300 Mitglieder starken Vereins. Das Wichtigste sei, dass Kinder und Eltern Spaß haben. Allerdings werde es immer schwerer, jemanden zu finden, der Verantwortung übernimmt.
Auch die Musikvereine klagen zunehmend über Nachwuchsprobleme. Nicole Allgaier aus Herrischried weiß, dass der Trend eher nach unten zeigt. In Herrischried habe es Zeiten gegeben, in denen zehn bis 15 Kinder eine Ausbildung im Verein begonnen hätten. 2015 seien es nur noch fünf gewesen. „Immer weniger Jugendliche sind in Ausbildung“, sagt die 32-Jährige. Unter anderem deshalb hat sie mit Ralf Eckert aus Rickenbach die Gründung der Bläserjugend Hotzenwald als Nachfolgeorganisation der Ausbildungsgemeinschaften Rickenbach und Herrischried-Hogschür vor einem halben Jahr initiiert. Beteiligt sind die Trachtenkapellen Altenschwand, Herrischried und Hogschür sowie die Musikvereine Bergalingen, Hütten und Rickenbach. Jeder Verein stellt ein Mitglied im Organisationsteam. Schwer zu sagen sei allerdings, ob das Projekt nach einem halben Jahr bereits Früchte getragen hat.
Auch Allgaier weiß, wie wichtig die Jugendarbeit ist. In der Trachtenkapelle Herrischried spielten viele Stammmusiker. „Aber man muss längerfristig denken. In zehn bis 15 Jahren sind einige nicht mehr dabei“, sagt sie. Wichtig für sie ist es genauso, den Jugendlichen Verantwortung zu übertragen. So organisieren die Jugendvertreter der Vereine Workshops, Probe- und Auftrittswochenenden, Schlittenfahrten oder Spaghetti-Plausch. Allgaier: „So rutschen die Jugendlichen später auch in Vorstandsämter.“ Die Ganztagesschule ist für die Musiker im Hotzenwald weniger ein Problem. Sie kooperieren ohnehin schon mit den Schulen, die für die Musikvereine offen sind. Ein weiterer wichtiger Baustein ist natürlich die enge Zusammenarbeit mit der Jugendmusikschule Bad Säckingen und dem Blasmusikausbildungszentrum Laufenburg.
Mehr Sorgen um die Fasnacht in Waldshut als um den Narrennachwuchs macht sich Joe Keller, Zunftmeister der Narrozunft Waldshut: „Wir haben keine Probleme. Aber man muss etwas tun. Die Kultur zu wahren, ist ein stetiger Kampf.“ Viele in der Zunft wachsen mit ihren Eltern bereits mit dem Brauchtum auf. Einige ziehen den Freundeskreis mit. Die Jungen hätten Spaß an der Fasnacht und würden auch bei Arbeitseinsätzen mithelfen. Der typische Werdegang bei der Narrozunft sei vom Ministranten zum Junggesellen, zu den Narren und Bockbuben. Obwohl Keller seine Zunft in jeder Hinsicht gut aufgestellt weiß, betont er: „Jugendarbeit ist ein ganz wichtiger Faktor. Wir müssen unsere Kultur und unser Brauchtum den Kindern und Kindeskindern weitergeben.“
Zum sechsten Mal loben Sparkasse Hochrhein und SÜDKURIER Medienhaus unter dem Motto „Wir für die Region“ 50 000 Euro aus. Dieses Mal soll mit dieser stolzen Summe die Jugendarbeit in der Region gefördert werden.