Welche Anforderungen haben Unternehmen an einen Wirtschaftsstandort? Unterschiedliche Unternehmen liefern darauf unterschiedliche Antworten. Werden all diese Antworten gebündelt und ausgewertet, entsteht ein aufschlussreiches Gesamtbild zur wirtschaftlichen Lage einer Region. Die aktuellen Ergebnisse einer solchen Standortanalyse aus den Landkreisen Waldshut und Lörrach wurden in der Justus-von-Liebig-Schule im Rahmen der Veranstaltung „Wirtschaftsgespräche Südwest“ vorgestellt.
Als Referent trat Kommunalberater Josef Rother von der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung (Gefak) auf. Waldshuts Landrat Martin Kistler und Alexander Maas, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Südwest, ordneten die Auswertung ein und beantworteten die Fragen der rund 35 Gäste, die zum Teil selbst als Unternehmer an der Befragung teilgenommen hatten. Die Studie wurde in nicht anonymisierter Form durchgeführt, die Auswertung jedes Betriebs wurden in die Datenbank der beiden Landratsämter übertragen. Branchenübergreifend nahmen 489 Betriebe an der Umfrage teil. Die Gefak fokussierte sich in der Befragung auf sechs Themengebieten Standortzufriedenheit, Entwicklungspläne der Betriebe, Fachkräfte, Gewerbeflächenbedarf, Kooperationspotenziale und Erwartungen an die Wirtschaftsförderung.
Zentralen Herausforderungen sehen sich die Landkreise und die Wirtschaftsförderung gegenüber: die Fachkräftesicherung, der Breitbandausbau und speziell im Kreis Waldshut der Bedarf an kurzfristigen Gewerbeflächen. Unbekannt oder überraschend sind diese Themen in den Landkreisen nicht, die transparente Befragung bietet allerdings einen großen Vorteil.
Es konnten Gebiete identifiziert werden, an denen ein bestimmtes Problem überwiegt. Institutionen, wie die Agentur für Arbeit oder die Handwerkskammer, haben so die Chance im Dialog mit den Unternehmen zielgerichtet Lösungen anzugehen. Als Beispiel nennt Rother die Gewerbegebiete, denn „dort selbst ist die Breitbandversorgung noch nicht genug. Bei künftigen Aktivitäten beim Ausbau sollte man Prioritäten setzen, um der Wirtschaft dort zu helfen“.
Der erhebliche Bedarf an Gewerbeflächen besonders im Landkreis Waldshut überrascht, so Rother. 56 Betriebe haben Flächenbedarf. „Das hat in dem Fall eine gewisse prekäre Lage im Landkreis, da ein Großteil des Bedarfs sehr kurzfristig besteht“, erklärt Rother. Insgesamt resümierte der Kommunalberater eine gute Standortzufriedenheit, wobei es erhebliche teilräumliche Unterschiede in den Landkreisen gibt.
Betont wurde von allen Beteiligten, dass die Ergebnisse der Befragung nur die Basis für die Arbeit der Wirtschaftsförderer in den nächsten Jahren darstellt. „Die Zukunft des Landkreises steht und fällt damit, wie es gelingt, den Dialog zwischen Politik, Verwaltung und Wirtschaft zu führen“, sagte Rother abschließend. Darüber herrschte bei allen Beteiligten Einigkeit: Der Dialog wurde angestoßen, nun gilt es für Wirtschaftsförderer und Unternehmen zusammen aus dem theoretischen Wissen praktische Lösungen zu entwickeln.
"Das Profil der Region muss geschärft werden"

Josef Rother, Berater bei der Gesellschaft für angewandte Kommunalforschung:
„Insgesamt gibt es eine hohe Standortzufriedenheit. In der Summe gibt es dynamische Entwicklungsabsichten der Unternehmen, es kommt zu drei zentralen Herausforderungen: Fachkräftesicherung, Breitbandausbau und die Gewerbeflächen, wobei letzteres vor allem im Landkreis Waldshut von besonderer Bedeutung ist. Potenzial gibt es im Bereich der regionalen Unternehmenskooperation.“

Martin Kistler, Landrat Kreis Waldshut:
„Es sind interessante Ergebnisse und viele Impulse, die wir mitnehmen können. Wir haben an einigen Themen schon gearbeitet, beginnend beim zentralen Punkt des Fachkräftemangels. Standortmarketing und das Profil der Region müssen geschärft und deutlich gemacht werden. Wir müssen miteinander die Region in das Licht rücken, welches sie verdient. Bei den vielen Inhalten, die wir haben, ist es wichtig diese ins Schaufenster zu stellen.“

Alexander Maas, Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Südwest:
„Wir haben über 500 Rückmeldungen erhalten. Das Wichtigste ist jetzt, dass die Arbeit richtig los geht. Wir teilen die Rückmeldungen auf in kurz,mittel – und langfristige Aufgaben. Wenn jemand akut Probleme hat, dann werden wir uns sofort melden. Je nachdem, welches Problem auftritt, besprechen wir dies mit den verschiedenen Akteuren, die an einer Wirtschaftsförderung beteiligt sind.“