Ursula Ortlieb

Als Zwölfjährige haben Florian Bockstaller und Romano Pohl vom Brendener Berg einen Motor aus der Alteisensammlung zerlegt, ihn wieder zusammengebaut und es gemeinsam geschafft, ihn wieder zum Laufen zu bringen. Basteln mit Motoren wurde zur liebsten Beschäftigung und war ausschlaggebend für die Berufswahl.

Florian Bockstaller aus Brenden studierte in Brugg (Schweiz) Maschinenbau. Die Nähe zum Heimatort ermöglichte es ihm, sich weiter dem Hobby zu widmen. „Wir konnten basteln und testen“, sagt Bockstaller, dessen elterlicher Bauernhof außerhalb des Dorfes abseits von Verkehr in herrlicher Landschaft liegt. Nach dem Studium sammelte er Berufserfahrung in der Entwicklung elektrischer Antriebe.

Rennen schon mit 18 Jahren

Romano Pohl ist Industriemechaniker mit drei Jahren Berufserfahrung im Bereich Prozessgestaltung/Lean Management. Im Alter von zwölf Jahren fuhr er auf Feldwegen oft mit dem Mofa von Berau nach Brenden. Dabei entwickelte er Interesse am Motocross-Sport. 18-jährig nahmen die beiden Freunde erstmals an einem Rennen teil. Weitere folgten.

Maschinenbauingenieur Florian Bockstaller mit dem Elektromotor „Sepaa 21“, den er in der kleinen Werkstatt in Brenden ...
Maschinenbauingenieur Florian Bockstaller mit dem Elektromotor „Sepaa 21“, den er in der kleinen Werkstatt in Brenden entwickelt hat, wo er und Romano Pohl diesen auch produzieren. | Bild: Ursula Ortlieb

Der laute Klang der Verbrennungsmotoren, der für Motorsportler dazu gehört, bringt aber Stress für Mensch und Tier in der Ruhe des Waldes. So entwickelte Bockstaller den Elektromotor „Sepaa 21“, der für Fahrzeuge wie Golfcarts, Buggys und Rasenmäher eingesetzt werden kann. Das „eBock“ Motocross Bike (laut Pohl das Beste auf dem Weltmarkt) zeige bei Wettbewerben, dass Schnelligkeit, Geschicklichkeit und Fahrspaß ohne Motorenlärm noch besser seien. Mit hochfrequentem Surren des Motors, dem Rasseln der Antriebskette und Scharren der Reifen liege mehr Gewicht beim Wesentlichen, finden die beiden Motorbegeisterten. Das Gefühl dafür muss gefunden werden. Volles Drehmoment aus dem Stand, Vermeidung von Abgas und Lärm sowie Schnelligkeit und Kapazität des Akkus seien überzeugende Vorteile des „eBock Motocross Bike“.

Im früheren Holzschopf des ehemaligen Bauernhofes befindet sich die kleine Werkstatt, in der Erstaunliches entwickelt und produziert ...
Im früheren Holzschopf des ehemaligen Bauernhofes befindet sich die kleine Werkstatt, in der Erstaunliches entwickelt und produziert wurde. Florian Bockstaller (links) und Romano Pohl mit Akku und E-Motor „Sepaa 21“. | Bild: Ursula Ortlieb

Der Akku mit Schnellwechselsystem wurde ebenso von Bockstaller entwickelt. Bei Wettbewerben reiche der Strom für ein ganzes Rennen. Das „eBock“ nehme es mit konventionellen Maschinen locker auf und verblüffe Fans und Experten. „Hier kommt es nicht auf den Motorsound, sondern das Körpergefühl an. Man spürt stärker seine Möglichkeiten und Grenzen“, meint Bockstaller. Motor und Akku sind patentiert. Die Fahrgestelle stammen aus dem Bestand von Husqvarna. Chassis, Motor und Akku werden vollständig in Brenden zusammengebaut. „Wir haben hier ideale Bedingungen, was in der Stadt unmöglich gewesen wäre.“

Teststrecke vor der Haustür

Auf der Waldlichtung nahe der Werkstatt entstand ein idealer Parcours für Motocross-Training oder für „eBock“-Testfahrten. „Wegen Corona sind in diesem Jahr deutsche Motocross-Rennen und auch Messen abgesagt. Zulieferungen stockten. Wir versuchen, mit Neuentwicklungen das Beste daraus zu machen, es gibt immer was zu tun“, erklärt Bockstaller. „Im Juli soll es ein Rennen in der Schweiz geben und wir hoffen, dass es nicht an Corona scheitert“, sagen die beiden Schwarzwälder. Sie möchten mit „Sepaa 21“ und dem „eBock Motocross Bike“ den Weltmarkt erobern und verkauften immerhin schon nach Neuseeland.