Mit der Gründung des Medizinischen Versorgungszentrums Rothauser Land (MVZ) wurde der Grundstein für eine sichere Ärzteversorgung gelegt. Nicht zuletzt wegen dieses Modells hat sich der Mediziner Richard Kalkreuth den Standort Grafenhausen für die Facharztvorbereitung ausgewählt. „Die ersten Früchte konnten mit dieser Einstellung jetzt geerntet werden“, freute sich Bürgermeister Christian Behringer.
Wohin entwickelt sich die Ärzteversorgung im Oberen Schlüchttal? Die Mediziner Barbara und Markus Bohl denken seit geraumer Zeit an eine solide Nachfolgeregelung. 2018 wurde in Grafenhausen ein Ärztehaus gebaut, in das die Hausarztpraxis Bohl einzog. Um Nachfolgeregelungen und die medizinische Versorgung auf Dauer sicherstellen zu können, beteiligten sich die Gemeinden Grafenhausen, Bonndorf und Ühlingen-Birkendorf an dem Projekt „Genossenschaftliche Hausarztmodelle“. „Wir müssen die medizinische Versorgung im Oberen Schlüchttal unterstützen und sicherstellen“, betonte Christian Behringer, der bei der Gründungsversammlung von den Mitgliedern der Genossenschaft als Bevollmächtigter gewählt wurde. Er ist sich sicher, dass mit dieser Maßnahme in Grafenhausen medizinische Grundmauern fest verankert werden konnten. Wie schnell sich eine Hausarztversorgung ändern kann, zeigt die Situation in Löffingen. Dort hat die Kommune sogar einen Arzt fest eingestellt. In Grafenhausen wird sich im Ärztehaus Richard Kalkreuth in den nächsten beiden Jahren zum Facharzt für Allgemeinmedizin weiterbilden.
Der junge Doktor, der 2017 sein Staatsexamen in Freiburg abgelegt hat, studierte Medizin in Leipzig, Freiburg und Berlin. Er war fasziniert von den chirurgischen Fächern: „Besonders die Neurologie mit der Faszination des menschlichen Gehirns hat es mir angetan“, sagte Richard Kalkreuth im Gespräch. Erste Erfahrungen habe er in einer Klinik in Luxemburg gesammelt. Bei dieser Spezialisierung fand er nach eigenen Worten aber nicht den Gesamtblick in der Medizin. Weitere Erfahrungen habe er danach in verschiedenen Bereichen wie Chirurgie und Orthopädie gesammelt. „Während der Corona-Krise habe ich auf einer Intensivstation gearbeitet, dabei haben sich ganz andere Fragestellungen ergeben“, berichtete der junge Arzt, der insbesondere die Innere Medizin weiter vertiefen möchte. Alle gemachten Erfahrungen in diesen medizinischen Bereichen habe er „in einem Rucksack gesammelt“ und nach einem Arbeitsbereich gesucht, um diese Kenntnisse auch täglich anwenden zu können.
In Grafenhausen habe alles gepasst: „Ein Ärztehaus, ein genossenschaftliches Praxismodell und erfahrene, gute Hausärzte.“ In Grafenhausen sei er weit entfernt von der hoch spezialisierten Apparatemedizin. „Hier in der Allgemeinmedizinischen Praxis kommen die Menschen ‚ungefiltert‘ durch die Tür“. Markus Bohl weise nicht nur die nötige Berufserfahrung auf, sondern auch die vollständige Weiterbildungsermächtigung der Ärztekammer. „Ich kann hier nur lernen“, betonte Kalkreuth. „Für unsere Praxis bedeutet der junge Mediziner einen deutlichen Mehrwert“, stellte Markus Bohl fest und fügte an, dass dieser aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen für einen Allgemeinarzt prädestiniert sei. Auch fand er es erfreulich, dass sich Richard Kalkreuth für Grafenhausen und für das Konzept eines medizinischen Versorgungszentrums mit genossenschaftlicher Trägerschaft entschieden habe.
Weil es immer mehr an Ärzten insbesondere im ländlichen Raum fehlt, suchen Kommunen nach Lösungen, um die medizinische Versorgung der Bürger zu sichern. Eine Lösung sind Medizinische Versorgungszentren mit Ärzten oft in Festanstellung.