Ursula Ortlieb

Der Sommer ist da und das ohne Corona-Beschränkungen. Nachdem die strengen Regeln und die Maskenpflicht aufgehoben war, gingen die Gäste auch wieder verstärkt in die Restaurants. Es spricht also vieles dafür, wieder zu verreisen, in Gaststätten zu essen oder im Biergarten mit Freunden zu sitzen und es sich gut gehen zu lassen. Allerdings gibt es dennoch kleine Hürden, denn die Branche klagt über einen Personalmangel. Wie sieht es in der Gastronomie in Ühlingen-Birkendorf aus?

Personalmangel

Personalmangel gibt es in vielen Branchen und das nicht erst seit den Corona-Lockdowns. Gastronomen und Hoteliers waren davon schon vorher betroffen. Diese Situation hat sich durch die Pandemie tatsächlich noch verschärft. Köche, Service- und Reinigungspersonal werden aber benötigt, um das Angebot aufrecht zu erhalten.

Weniger Sorgen gibt es in den kleineren familiengeführten Hotels und Gaststätten in Ühlingen-Birkendorf. Auf ihre Mitarbeiter können die Gastronomen auch nach dem Lockdown zählen, machen sie im Gespräch deutlich. „Natürlich könnten wir eine oder zwei weitere Mitarbeiterinnen brauchen. Aber die suchen wir schon lange“, sagt die Wirtin des Gasthauses „Kreuz“ in Riedern.

Es könne schon mal passieren, dass Gästen abgesagt werden müsse, weil Servicekräfte fehlen. Das sei bereits vor Corona der Fall gewesen, betont sie. Viele Restaurants führten zusätzliche Ruhetage ein, um den Personalmangel zu kompensieren.

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Während des Lockdowns haben sich festangestellte Mitarbeiter, wie etwa die Ungarin Erika aus Birkendorf andere Stellen gesucht. Die 48-Jährige war neun Jahre in der Gastronomie in Birkendorf und Grafenhausen tätig und arbeitet jetzt in einer Fabrik. Am Wochenende habe sie frei und verdiene außerdem mehr Geld. Zwei weitere Kolleginnen aus Hotelbetrieben hätten ebenfalls mit ihr am Fließband angefangen. Zurück in die Gastronomie möchte auch sie nicht mehr.

Personal über Vermittlungsagenturen

Größere Betriebe versuchen den Personalmangel über Vermittlungs-Agenturen von Arbeitskräften aus Ost-Europa, Philippinen und Indonesien zu beheben. Das habe allerdings den Haken, dass man auf den Kosten von 5000 Euro sitzen bleibe, wenn die Vermittelten nicht geeignet seien, berichtet Linda Baschnagel von der „Tannenmühle“. Flugkosten, Verpflegung, Versicherung und Vermittlungsgebühren fallen an. Der Staat wolle sicher gehen, dass die Leute der öffentlichen Kasse nicht zur Last fallen.

Keine Sorgen macht sich der Vorsitzende des Tourismusvereins und „Posthorn“-Wirt Daniel Frech aus Ühlingen. Er könne auf einen bewährten Mitarbeiterstamm zählen und rechnet auch in diesem Jahr mit guter Belegung seiner modernisierten Hotelzimmer.

Zwischen den Lockdowns in den Sommern 2020 und 21 habe es einen regelrechten Tourismus-Boom gegeben, erzählt er: „So einen Ansturm hatten wir selten.“ Dieses Jahr werde mancher jedoch einen günstigen Flug ins Ausland bevorzugen, da die Spritkosten für Autos zu teuer sind. Das merke man am Buchungsverhalten. Er rechne aber mit kurzfristigen Buchungen, wie es früher auch üblich war. Seit Mai konnte er zusätzlich zwei Ukrainerinnen für seinen Betrieb im „Posthorn“ gewinnen.

Preissteigerungen

Energie- und Lebensmittelkosten sind gewaltig gestiegen, die bei der Kalkulation berücksichtigt werden müssen. Beim Vergleich seien die Heizkosten von täglich 50 auf aktuell 120 Euro gestiegen, rechnet „Posthorn“-Wirt Daniel Frech aus Ühlingen vor. Wie viele seiner Gastronomiekollegen habe er das Bestmögliche aus den Lockdowns gemacht. Mit Abholservice konnte der Betrieb etwas am Laufen gehalten werden.

Außerdem nutzten viele Gastronomen, so auch Daniel Frech, die Zeit für Renovierungen. Die Teuerungsrate samt Inflation schlagen sich auch auf die Preise in den Restaurants nieder. Jetzt gelte es aber nach vorne zu blicken und sich auf einen guten Sommer mit zufriedenen Gästen zu freuen, die gute traditionelle Gastronomie schätzen.

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