„Wir Imker haben eine Verantwortung für die Natur und die Insekten“, stellt Manfred Kraft, Obmann im Landesverband für Bienenweiden, während seines Vortrages bei der Kreisimkerversammlung in Grafenhausen heraus. Die Honigbienen sind weltweit die drittwichtigste Nutztierart. Gleichzeitig sind sie unersetzlich bei ihrer Aufgabe, zahlreiche Nutzpflanzen zu bestäuben. Der Rückgang der Biodiversität in der freien Landschaft macht zunehmend auch den Honigbienen zu schaffen. „Die Betreuung und Pflege der Bienenvölker, besonders auch die Bekämpfung der Varroa-Milben, ist immer aufwendiger geworden“, erläutert Kraft.

Einseitige Ernährung tut auch den Honig-Bienen nicht gut. Für das Anlegen von Blühstreifen oder Blumenwiesen zur Unterstützung der heimischen Wildbienen und anderen Insekten muss einiges beachtet werden. „Blumen, die den Wildbienen schmecken, schmecken auch den Honigbienen. Umgekehrt gilt das allerdings nicht“, erläutert der Referent.

Wildbienen und andere Freilandinsekten haben sich nach der letzten Eiszeit über Jahrtausende an die Bedingungen im Grünland angepasst. Ebenso kam es zu einer Anpassung an die ursprünglichen Zeitpunkte der Heuernte, in der Regel nicht vor Mitte Juni. „Bis zu diesem Zeitpunkt haben viele Insekten und auch die meisten Wildbienen ihren Lebenszyklus durchlaufen, die Brut für das kommende Jahr ist untergebracht“, erklärt Kraft.

Um Wildbienen und anderen Insekten wieder passende Lebensräume zu schaffen, müssen den früheren Heuwiesen vergleichbare Biotope geschaffen werden. „Es ist wichtig, für die Einsaaten zertifiziertes Saatgut einzusetzen, das auf die jeweiligen Standorte abgestimmt ist.“ Nur so kommen die für die Insekten notwendigen Arten auf die Blühflächen. Viele Insekten und Wildbienen sind auf wenige Blühpflanzen spezialisiert. Zusätzlich muss berücksichtigt werden, dass Wildbienen nur zwischen 80 und maximal 300 Meter weit fliegen. Entsprechende Biotope müssen also innerhalb dieses Radius zu finden sein. Im innerörtlichen Bereich können viele kleine Flächen helfen. Die Gemeinde Grafenhausen hat seit mehreren Jahren diverse Blühflächen im Rahmen des Projektes „Blühende Naturparke“ angelegt. Außerdem werden die Grünflächen im Skulpturenpark spät und nur maximal zweimal im Jahr gemäht.

Wichtig bei der Anlage der Blühflächen ist auch, dass diese im besten Fall über mehrere Jahre bestehen bleiben. Viele Insekten legen ihre Brut im Boden ab. In den verholzten Stängeln mehrjähriger Kräuter überwintern ebenfalls viele der Insekten oder Larven. Werden diese Bereiche immer wieder umgebrochen, können sich die Insekten nicht vermehren. Die sogenannten Bienenhotels sieht Manfred Kraft eher kritisch. Denn Wildbienen leben solitär. So ist es fast ausgeschlossen, dass es zu Übertragungen von Krankheiten oder Parasiten kommt. „In den Bienen- oder Insektenhotels kommen Insekten dicht zusammen, wie es in der Natur eigentlich nicht vorgesehen ist“, so Kraft.