Ralf Hindsches ist selbstständig mit eigenem Kreativ-Designer-Büro in Berau. In seiner Freizeit beschäftigt sich der leidenschaftliche Hobbyhistoriker seit mehr als zehn Jahren mit der interessanten frühen Geschichte seines Heimatortes Berau.
Mit einer Versteigerung fing alles an
Als er 1996 einen Bericht über das Auktionshaus Southeby‘s in London über die Versteigerung eines alten Psalters aus dem Kloster Berau in der Zeitung entdeckte, begann er nachzuforschen. Zunächst war er skeptisch: „Kann es sein, dass dieser Psalter aus „unserem“ Kloster Berau stammt?“, fragte er sich.
Der Psalter, ein liturgisches Textbuch aus dem 13. Jahrhundert, ging laut Bericht bei der Versteigerung für sieben Millionen D-Mark in Privatbesitz über. Hindsches begann nachzuforschen. Dabei stieß er an verschiedenen Orten auf Erstaunliches, die in direktem Zusammenhang mit Berau und dem Kloster standen.

Recherchen führten quer durch Deutschland und Österreich. Sie offenbarten ihm eine geschichtliche Schatztruhe aus der langen Berauer Geschichte bis zu 1500 Jahre vor Christus. „Geschichte hat mich schon immer interessiert. Es wurde zu meiner Leidenschaft“, erzählt er.
Leidenschaft für Geschichte steckt an
Auch bei Freunden fand er Interesse dafür. So gründeten neun Leute 2009 den Verein „Historisches Berau“, dessen Vorsitzender Ralf Hindsches seit Gründung ist. Die aktiven Mitglieder recherchieren, betreiben Geschichtsforschung, krempeln die Ärmel hoch und wollen mit ihrem Tun Menschen für die regionale Kulturgeschichte begeistern und damit die Bewahrung von Kulturgut fördern.

Für das kommende Jahr planen die Hobbyhistoriker eine Ausstellung: Vom 22. bis 25. April 2023 erwartet die Besucher „Der lange Atem der Berauer Nonnen“. Dabei werden der Öffentlichkeit neue Blickwinkel und Bilder gezeigt. Große Überraschung wird die Modellanlage des Frauenklosters des 18. Jahrhunderts sein.
Ausstellung zeigt Frauenkloster als Modell
Seit Oktober 2021 tüfteln die handwerklich geschickten „Geschichtler“ in ihrer Freizeit am Bau der Modellklosteranlage. Grundlage dazu bildeten Vermessungen im heutigen Kloster, alte Pläne und Karten, Bilder und historische Dokumente wie auch eine Darstellung des Klosters aus dem Schloss Bürglen in Schliengen. Immer mit dem Ziel vor Augen, einen möglichst originalgetreuen Nachbau der Klosteranlage abzubilden.

„Seit dem 19. Jahrhundert hat niemand mehr die gesamte ehemalige Anlage des Benediktinerinnen Frauenklosters Berau gesehen“, erklärt Hindsches. Der Großteil des Modells sei fertig, werde aber erst bei der Ausstellung gezeigt. „Arbeitsstunden hierzu können nicht gezählt werden, es sind weit über 1000“, bemerkt Hindsches. Dies ginge nur, wenn man für eine Sache brenne, sagt der Hobbyhistoriker, der einen Hang zu Perfektionismus, den man bei der Modellanlage erkennen kann, gerne einräumt. „Wenn, dann richtig“, lautet sein Credo.