Ursula Ortlieb

Mobilfunkmasten im Wohngebiet, dort wo Menschen leben und Urlaubsgäste Erholung suchen? „Das wollen wir nicht!“, sagen Kritiker und Anlieger, die durch Funkstrahlen Gefahren für die Gesundheit sehen. Wie die Gemeindeverwaltung waren sie nicht wie gesetzlich vorgeschrieben vom Vorhaben im Unterdorf informiert. Der genehmigungsfreie Bau von Mobilfunkmasten ist jedoch acht Wochen vor Baubeginn bei der Gemeinde anzuzeigen.

Mitglieder einer Bürgerinitiative vertreten die Auffassung, dass diese Frist der Gemeinde Gelegenheit gäbe, die Bürger zu informieren und sie das Recht habe, einen Alternativstandort anzubieten. Laut Bürgermeister Tobias Gantert handelt es sich jedoch um eine baurechtliche Frist nach der Landesbauordnung und habe mit einem alternativen Standort nichts zu tun.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Deutsche Funkturm GmbH schaffte mit dem Anlagenbau auf dem Dach einer Gaststätte in Birkendorf vollendete Tatsachen. Die Gemeinde hatte der Telekom schon 2017 mitgeteilt, dass sie von ihrem Mitwirkungsrecht Gebrauch machen wolle. Dies und ein vom Baurechtsamt verfügter Baustopp seien von der Deutschen Funkturm GmbH missachtet worden.

Gleichwohl sieht der Bürgermeister die Diskrepanz zwischen Forderungen der Bürger nach besserem Handyempfang und denen der Kritiker, die durch die Funkstrahlen in der Nähe des Masten ein hohes Gesundheitsrisiko sehen. Auf der Agenda der Regierung steht schon länger der Digitalisierungsausbau im ländlichen Raum, der von den Kommunen unterstützt werden soll.

Peter Hensinger hält als Experte Vorträge zum Thema Mobilfunkstrahlung. Er sagt: „Ich bin kein Gegner von Mobilfunk, aber es ist ...
Peter Hensinger hält als Experte Vorträge zum Thema Mobilfunkstrahlung. Er sagt: „Ich bin kein Gegner von Mobilfunk, aber es ist notwendig, durch geringstmögliche Funkstrahlenbelastung die gesundheitlichen Risiken kleinstmöglich zu halten.“

Über schlechten Handyempfang wurde in Birkendorf oft geklagt. Die Notwendigkeit wird von den Mitgliedern der Bürgerinitiative nicht bestritten. Mit Peter Hensinger aus Stuttgart, der als Experte des Vereins Diagnose: Funk auch Gemeinden berät und Vorträge über das Thema hält, fand die Initiative einen Mitstreiter.

Bedenken gegen Funkstrahlung gibt es auch von wissenschaftlicher Seite. Die Initiative hat nun per Flugblatt aufgerufen, Gemeinde- oder Ortschaftsverwaltung anzuschreiben, um eine Standortalternative außerhalb des Wohngebiets und den Rückbau des Funkmastens auf dem Dach der Gaststätte zu erwirken.

Das könnte Sie auch interessieren

Peter Hensinger hat seit 35 Jahren eine Zweitwohnung in 100 Metern Entfernung zum Gasthaus Post. „Birkendorf ist sauber. Es gibt Handyempfang vom Ühlinger Mobilfunkmasten auf der Hermannschau mit Feldstärken, die fast unbedenklich sind. In Birkendorf sollte ein solcher Standort gefunden werden“, so Hensinger. Bürgerinformation und Debatte zu Standortalternativen seien dringend nötig, so Hensinger.

Info: Diagnose:Funk ist eine Umwelt- und Verbraucherorganisation zum Schutz vor elektromagnetischer Strahlung. Weitere Infos im Internet: http://www.diagnose-funk.org

Rückmeldung an den Autor geben