Herr Moosmann, der Verein Historisches Berau wurde 2009 gegründet. Sie sind als jüngstes aktives Mitglied dabei. Kam das Interesse an Geschichte im Geschichtsunterricht in der Schule?
Weniger in der Schule. Es war eher das Interesse, wie es im 18., 19. und 20. Jahrhundert hier war. Mich interessierte das einfache Leben der Leute früher in Berau. Zuerst interessierte mich die Geschichte meiner Vorfahren. Ich hörte gerne meinen Großeltern zu, wenn sie von davon erzählten. Dann wollte ich mehr wissen und habe darüber gelesen. Erst interessierte mich die Familiengeschichte und dann auch die Heimatgeschichte, wie die Leute im Schwarzwald lebten und arbeiteten.
Wann und wie kamen Sie zum Verein Historisches Berau?
2016 fand in der Falkensteinhalle eine historische Bilderausstellung statt. Ich hatte sie zwar selbst nicht besucht, da ich nicht hier war, aber meine Eltern schwärmten davon. Da sie wussten, dass mich das interessierte, rieten sie mir, Kontakt mit dem Vorsitzenden Ralf Hindsches aufzunehmen. Er hat mich gewonnen, dem Verein beizutreten und aktiv mitzumachen. Seit 2016 bin ich Mitglied und inzwischen als Schriftführer im Vorstand dabei.
Was macht Ihnen Spaß bei der Vereinsarbeit?
Die Vereinsarbeit mit den Kollegen ist inzwischen mein liebstes Hobby geworden. Mich interessieren die Archive, das Wissen der Archivare und was für unsere Recherchen nützlich und bereichernd ist. Ich bin jedes Mal begeistert, was man alles herausfinden kann. Wenn ich in Dokumenten, Plänen und Schriften von früher stöbern kann, vergesse ich die Zeit. Ich habe die Forscherlust in mir entdeckt und bin glücklich, wenn ich auf etwas stoße, was noch nicht bekannt war und ein wichtiges Detail der Berauer Geschichte und des Frauenklosters bedeutet. Ich denke den anderen, die mitmachen, geht es genauso. Gemeinsam tragen wir die Erkenntnisse wie Puzzleteile zusammen, die wir zu einem Ganzen zusammenfügen. Wir haben schon viel herausgefunden, was bisher nicht bekannt war. Ich bin begeistert, dass wir vieles dokumentieren konnten, was noch nicht aufgearbeitet war.
Und wie sehen andere in Ihrem Umfeld Ihr Hobby?
Ein gewisses Interesse ist von allen Seiten spürbar. Wenn auch wenige daran Freude finden, selbst Nachforschungen anzustellen. Sie zeigen sie sich immer begeistert und interessiert, wenn ich ihnen wieder etwas Neues erzählen kann. Und das zieht sich auch durch alle Altersschichten. Meinen Bruder oder auch Freunde kann ich genauso begeistern wie meine Eltern.
Wie und wo spielt sich das Vereinsleben ab? Sind alle Aktiven mit Recherchen beschäftigt?
Wir treffen uns monatlich einmal in unserem Vereinsraum hier. Dann tauschen wir uns aus und teilen uns je nach Interessen in Gruppen auf. Manche recherchieren in Archiven, andere gehen nach Vorgaben des Denkmalschutzes auf Felder, um Relikte von früher zu finden und andere bereiten auf, was zusammengetragen wird. Die Sorgfalt und Wertschätzung von historischen Dingen, die wir pflegen, empfinde ich als sehr wichtig und würdigend. Das macht diese Tätigkeit überaus sinnhaft. So hat man auch eine große Motivation, historische Hinterlassenschaften zu bewahren.
Im April hat der Verein Historisches Berau eine Ausstellung in der Falkensteinhalle geplant. Wen möchte der Verein damit ansprechen?
Ich glaube, dass unsere Forschungsergebnisse für alle Berauer interessant sein werden. Aber nicht nur für sie, sondern für alle an der Geschichte der Region Interessierte. Sie wird attraktiv und erlebnisreich präsentiert und soll auch junge Leute für unsere Geschichte sensibilisieren. Ralf Hindsches, unser Vorsitzender, brennt für Geschichte und leitet die Vorbereitungen der Ausstellung. Wir alle sind mit viel Freude und Idealismus dabei.

Bei der geplanten Ausstellung wird das Modell der früheren Klosteranlage mit Spannung erwartet. Haben Sie beim Modellbau mitgewirkt?
Ja, natürlich, das war unheimlich spannend, die Modellanalage nach alten Plänen, Vermessungen und Bildern zu rekonstruieren. Wir waren bei eisiger Kälte draußen und haben die Klosteranlage und die Keller vermessen. Aber die Kälte haben wir vor lauter Enthusiasmus kaum gespürt. Es war einfach spannend und hat Spaß gemacht. Immerhin währte die Zeit des Berauer Frauenklosters 700 Jahre und hinterließ über die Orts- und Regionsgrenzen hinaus bemerkenswerte Spuren. Die Modellanlage haben wir gemeinsam originalgetreu und maßstabsgerecht nachgebaut. Niemand hat sie so komplett bisher gesehen. Ich bin richtig stolz darauf, dass ich dabei mitmachen konnte. Die Kreuzkugel der ehemaligen Klosterkirche Berau ist beispielsweise auf der Kirche in Gurtweil. Wir haben sie ebenfalls nachgebildet.