Im Wald zwischen Untermettingen und Grafenhausen ist derzeit mächtig was los. Dem durch Borkenkäufer und Dürre erzwungenen Kahlschlag des vergangenen Jahres folgt nun die große Wiederaufforstung.
Experten geben Einblick
Wie dabei vorgegangen wird, erklären die beiden Waldexperten, Thomas Emmerich, Leiter des Forstbezirks Südschwarzwald, und Revierleiter Hubert Heilig am Beispiel des Reviers Seewangen zwischen Grafenhausen und Untermettingen. Schwere Maschinen werden für die Ernte geschädigter Bäume eingesetzt. Der dadurch verdichtete Boden auf den Fahrwegen wird nicht mehr bepflanzt und künftig als Wege genutzt.
Eigene Forstarbeiter können die Arbeit allein nicht bewältigen. Mit im Boot sind im Revier von Hubert Heilig die Firma Grün Team aus Eberhardszell und Subunternehmen mit osteuropäischen Waldarbeitern, die lokal untergebracht sind. Sie bringen Vermietern Einnahmen, mit denen der lange Corona-Lockdown überbrückt werden kann.

Die Neupflanzungen
Waren im Vorjahr Fällen und Abtransport von Bäumen die Hauptaufgabe, so ist jetzt umfangreiches Aufforsten im Gange. Der staatliche Forstbezirk Südschwarzwald umfasst 14.000 Hektar Wald, aufgeteilt auf zehn Reviere. Das Revier Seewangen reicht von Grafenhausen bis Untermettingen. Während in tieferen Lagen die Frühjahrspflanzung abgeschlossen ist, wird sie nun mit verschiedenen Baumarten in Hochlagen weitergeführt.
Die Waldverjüngung
Thomas Emmerich und Hubert Heilig erklären, wie Kahlflächen und Flächen mit Naturverjüngung behandelt werden. Kleineres Totholz verbleibt als Biomasse im Wald, die den Waldboden fruchtbarer macht und dem Artenschutz dient.
„Der Wald wird bunter und artenreicher“, erklärt Thomas Emmerich. Im Revier von Hubert Heilig sind von 1300 Hektar Wald rund 90 Hektar durch Dürre und Borkenkäfer verloren. Davon hat jedoch rund die Hälfte schon eine gute Naturverjüngung.
Die Baumarten
2020 wurden im Revier Seewangen 70.000 Festmeter Holz geerntet. Absatzprobleme wie im Vorjahr gibt es laut Heilig aktuell nicht: „Der Holzmarkt boomt. Dieses Frühjahr werden rund 40.000 Forstpflanzen, wie Douglasien und Nadelgehölze aus wärmeren Gebieten, sowie Laubgehölze, wie Linde, Eiche und Hainbuche, angepflanzt.

Esche und Bergulme, die Bäume des früheren Mischwaldes, scheiden wegen eines asiatischen Pilzbefalls für Wiederbepflanzung aus.“ Heilig sieht bei der jetzigen Situation aber auch einen positiven Aspekt – nämlich die Chance für eine vielfältigere und artenreichere Waldgesellschaft. „Wir können jetzt für eine gesunde Mischung von Bäumen sorgen“, so der Revierleiter.
Der Baumschutz
Auf drei Kahlflächen in verschiedenen Höhenlagen des Staatswaldes werden je 375 Douglasien in Quadraten mit je 5 x 5 Pflanzen unterschiedlich gesetzt. Ringsum sind Laubbaumarten angepflanzt, wo vorher Fichte, Tanne und Buche vorherrschten. Bei den jungen Douglasien der Versuchsflächen sind Holzgestelle als „Fegeschutz“ angebracht, da Rehböcke durch den Duft der Douglasien eine Vorliebe haben, ihre Geweihhaut daran abzureiben.
„Plastikschutzhüllen werden künftig nicht mehr verwendet, da die von Herstellern versprochene Verrottung zu langsam eintrete. Der Wald soll plastikfrei werden. Das ist etwas teurer aber umweltfreundlicher“, so Thomas Emmerich.
Auf einer anderen Versuchsfläche bei Waldhaus wird mit Libanon-Zedern experimentiert, die mit wenig Wasser auskommen und Hitze besser vertragen können. Ansonsten sei man mit mediterranen Baumarten zurückhaltend. „Regen wäre jetzt nötig. Wir müssten bewässern, wo es möglich ist“, sagt der Forstbezirksleiter.
Die Jäger
Bei der Aufforstung erwartet man auf den Kahlflächen ein größeres Nahrungsangebot für das Wild, das sich dadurch stärker vermehren wird. „Die Jagd wird daher eine noch wichtigere Rolle spielen, als bisher“, ist sich Emmerich sicher.
„Es kommt darauf an, dass Jagdpächter ihrer Verantwortung zum Schutz des Waldes nachkommen. Erfolgreiche Forstwirtschaft und Schutz vor Wildschäden gelingt nur im Einklang mit den Jägern“, weiß Forstbezirksleiter Thomas Emmerich.